Mehr als 100 Gäste waren beim Startschuss für das Sternenlandschaft-Projekt in Vogelsang dabei. Anlaufpunkte in den Kommunen sind entstanden.
ProjektstartDie Eifel bietet an zehn Stellen atemberaubende Blicke in den Sternenhimmel
Faszinierend und geheimnisvoll ist der Blick in den Nachthimmel, in die unendlichen Weiten des Universums. Doch für frühere Generationen war das Firmament sehr viel informativer als heute. Der Himmel wurde zur Navigation benutzt oder teilte schon vor Jahrtausenden den Menschen mit, welche Jahreszeit gerade herrscht und wann es Zeit für Saat oder Ernte ist.
Doch heute sieht es anders aus. Lichtverschmutzung, die durch neue und billigere Technologien immer stärker wird, macht den Blick in den Himmel zu einem frustrierenden Erlebnis. Umso spannender ist für alle, die sich für das Universum und seine Geheimnisse interessieren, das Projekt, das der Naturpark Nordeifel seit 2019 betreibt.
In der Sternenlandschaft Eifel bietet die in weiten Teilen noch nachtdunkle Region den Besuchern die Möglichkeit, bei klarem Himmel eine überwältigende Sternenpracht zu sehen. Am Samstagvormittag wurde die Sternenlandschaft offiziell eingeweiht.
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Schirmherr Ralph Caspers, bei der letzten Veranstaltung noch durch das Coronavirus lahmgelegt, skizzierte die Bedeutung des Projektes und seine persönliche Verbundenheit zum Sternenhimmel. Obwohl er sehr kurzsichtig gewesen sei, habe er sich als 15-jähriger Junge geweigert, eine Brille zu tragen.
Aufgewachsen sei er in einem Dorf im Oberbergischen, in dem Mitternacht die Straßenbeleuchtung abgeschaltet wurde. Als er eines Nachts im Dunkeln unterwegs gewesen sei, habe er zufällig seine Brille aufgehabt und in den Himmel geblickt. „Das war atemberaubend“, sagte er.
Lichtverschmutzung sorgt vielerorts für Enttäuschung bei Sternguckern
Seitdem trage er seine Brille gern. Früher sei er Botschafter für Artenvielfalt der UN-Dekade gewesen und habe es als seine Aufgabe gesehen, Licht ins Dunkel zu bringen, um die Biodiversität zu stärken. „Jetzt will ich ,Licht aus' mit gleichem Effekt“, sagte er. Denn zu viel falsches, künstliches Licht sei einer der Hauptgründe für das Insektensterben. Auch sei es schädlich für die menschliche Gesundheit. „Nächtliche Dunkelheit wird sogar bei der Therapie gegen Brust- und Prostatakrebs versucht“, verriet er.
Die Menschen fingen jetzt erst an zu verstehen, welche Schäden die Beleuchtung zeitige. Notwendig sei ein Bewusstseinswandel bei den Menschen. „Als Mensch, der beim Fernsehen arbeitet und dadurch so etwas wie der König der Sekundärerfahrungen ist, weiß ich, wie wichtig Primärerfahrungen sind“, sagte er. Mit dem Projekt „Sternenlandschaft Eifel“ solle den Menschen ermöglicht werden, die Dunkelheit zu erfahren. „Wir verteilen im übertragenen Sinne Sehhilfen für Kurzsichtige und Nachtblinde“, so Caspers.
Als er zum ersten Mal von dem Projekt gehört habe, sei er skeptisch gewesen, wie das in der Eifel ankomme, sagte der in Heimbach aufgewachsene NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne). Doch er sei eines Besseren belehrt worden. Unter seiner Vorgängerin Ursula Heinen-Esser (CDU) war das Geld für die Umsetzung des Projektes bewilligt worden.
„Seien wir ehrlich, ich habe noch keinen getroffen, der gerne in Köln durch eine dunkle Unterführung geht“, hob er die Bedeutung von Beleuchtung vor. Die Menschen täten mit der Dunkelheit, was sie gerne täten: Sie veränderten die Welt nach ihren Wünschen und würden dann die Probleme erkennen, die das verursache. Übermäßige nächtliche Beleuchtung sei einer der Bausteine der Zerstörung der natürlichen Umwelt, vor allem, weil Beleuchtung durch neue Technologien nur noch einen Bruchteil der Kosten habe.
Was in der Eifel entwickelt worden sei, könne beispielgebend für die Ballungsräume sein. „Das freut den Eifeler dann, wenn die Arbeit des Naturparks dazu führt, dass von hier Impulse ausgehen“, so Krischer. 21 Kommunen hätten sich als Erlebnisraum zusammengeschlossen und bildeten eine hervorragende Klammer.
2018 war das Projekt vom Naturpark Nordeifel für den Naturparkwettbewerb NRW 2021 entwickelt worden, so der Vorsitzende Manfred Poth. Mit der Bewerbung ging der Naturpark Nordeifel als Sieger aus dem Wettbewerb hervor.
Minister Oliver Krischer und TV-Moderator Ralph Caspers beim Projektstart in Vogelsang dabei
Rund 450.000 Euro Fördergeld erhielt die Institution vom Umweltministerium für die Umsetzung. Insgesamt standen für 642.390 Euro zur Verfügung. Mit dem Betrag wurden nicht nur mit zehn Sternenblicken in verschiedenen Kommunen gut ausgestattete Anlaufpunkte für Himmelsgucker geschaffen, sondern drumherum auch ein touristisches Angebot entworfen.
So wurden nicht nur 30 Sternenguides ausgebildet, sondern auch noch zwölf Sternengastgeber zertifiziert, die in ihren Übernachtungsbetrieben spezielle Angebote für die Himmelsbeobachter bereithalten. Zentraler Berater des Vorhabens war der Astronom Harald Bardenhagen, der bereits mit seiner Vogelsanger Astronomiewerkstatt den Sternenpark Eifel maßgeblich initiiert hatte.
Für die Öffentlichkeit zugänglich sind vor allem die Sternenblicke, die in zehn verschiedenen Kommunen eingerichtet wurden. Aufwendig sei die Umsetzung des Konzeptes gewesen, erläuterte Projektleiterin Sylvia Montag.
Die Idee sei gewesen, den Sternenguckern gut erreichbare Anlaufpunkte zu bieten, an denen gute Beobachtungsbedingungen herrschen, niemand gestört wird und auch Informationen verfügbar seien. 19 Kommunen aus dem Naturpark hätten sich beworben, doch viele der vorgeschlagenen Plätze hätten sich nach einer Begutachtung durch Bardenhagen als nicht geeignet herausgestellt.
Über 90 Plätze habe er beurteilt und unzählige Gespräche geführt. Bardenhagen konnte wegen einer Krankheit nicht an der Veranstaltung teilnehmen, wurde aber kurz vor Ende über Internet dazugeschaltet. „Der Blick ins Universum zeigt uns die eigene Vergangenheit“, sagte er.
Mehr als 100 Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet waren bei der Eröffnung dabei. Denn an diesem Wochenende fand auch das vierte Treffen der deutschen Sternenparks im Kloster Steinfeld statt. Für Unterhaltung sorgten Paul Hombach und Norbert Frieling vom Improvisationstheater „Springmaus“.
Eine naheliegende Wahl, denn Hombach sei selbst astronomisch versiert, habe bereits mehrere Artikel verfasst und auch Bardenhagen bereits bei Vorträgen vertreten, verriet Dominik Hosters, Geschäftsführer des Naturparks Nordeifel.
Hier gibt es den besten Blick in den Sternenhimmel in der Eifel
Die Sternenblicke finden sich in den Kommunen Schleiden, Hellenthal, Dahlem, Nettersheim, Nideggen, Blankenheim, Monschau, Bad Münstereifel, Mechernich und Heimbach. Fertiggestellt werden sie in den nächsten zwei Wochen. Ausgestattet sind sie mit Sitzgelegenheiten, Sternenkarten und einem Polarsternfinder. Zudem erhalten die Besucher Informationen über das Universum und die Sterne, über Beobachtungstechniken und die nächtliche Natur. Fünf der Plätze sind barrierefrei.
Die Standorte sind in dem Flyer „Licht aus – Himmel an“ zu finden, der bald auf der Internetseite der Sternenlandschaft bereitgestellt wird. Dort werden auch die Sternenblicke zu finden sein. Für Schulen stehen außerdem Lernmaterialien wie eine Sternenbox bereit, die auch eine Augmented-Reality-Brille und einen Fledermaus-Sensor enthält.
Zwei Wanderausstellungen wurden erarbeitet, die demnächst in Schulen, aber auch Rathäusern zu sehen sein sollen. Dazu wird noch ein „Rollendes Nachtlabor“ kommen. Bereits ab 2022 wurden die ersten 30 Sternenführungen angeboten. Diese seien fast immer ausverkauft gewesen, erklärte Projektmitarbeiter Peter Gieseler. Auch seien 15 Gruppenführungen durchgeführt worden.
Die Sternenführungen können über die drei Touristikunternehmen der Eifelregion, Nordeifel-Tourismus, Monschauer-Land-Touristik und Rureifel-Tourismus, gebucht werden. Weitere Informationen gibt es im Internet.