Weilerswist/Zülpich/Vettweiß – 2.45 Uhr in Weilerswist. Wie 24 Stunden zuvor in Zülpich gibt es einen lauten Knall. Und wieder ist ein Geldautomaten gesprengt worden – praktisch auf die Minute genau. Diesmal war die Filiale der Volksbank Rhein-Erft-Köln an der Kölner Straße in Weilerswist das Ziel.
Wie schon am Montag in Zülpich entstand nach Polizeiangaben hoher Schaden. Das Gebäude wurde evakuiert, die zehn Bewohner des Hauses wurden nach Angaben der Polizei zunächst in Notunterkünfte gebracht. Laut der Beamten kam eine Frau vorsorglich ins Krankenhaus, sie soll Rauchgase eingeatmet haben.
Automatensprengung in Weilerswist: Zeugen sprechen von drei Tätern
Zeugen berichteten der Polizei von mindestens drei Personen, die nach der Tat in einem dunklen Auto geflüchtet seien. Ob die Täter Beute gemacht haben, ist noch unklar. Auch am Dienstagnachmittag wollte sich die Euskirchener Polizei dazu nicht äußern. Ob es möglicherweise dieselben Täter waren, die am Montag in Zülpich die Geldautomaten der Filiale der Kreissparkasse gesprengt haben, ist auch noch offen.
Fest steht hingegen, dass der Geldautomat der Volksbank gefüllt war. Der eine oder andere 50-Euro-Schein lag unter den Trümmern. „Das Vorgehen der Täter ist immer gleich. Davon kann man nicht ableiten, ob es sich um dieselben Täter gehandelt hat“, sagte Polizei-Pressesprecher Lothar Willems.
Den Beamten der Euskirchener Polizei und den Kripo-Leuten muss der Dienstag wie ein Déjà-vu vorgekommen sein: Von Euskirchener Seite und vom Landeskriminalamt waren wieder die gleichen Experten mit der Spurensicherung beschäftigt wie in Zülpich.
Anwohner aus Schlaf gerissen: „Dachte, dass Schüsse gefallen sind“
„Es gab erst mal einen riesen Knall. Dann dachte ich, dass Schüsse gefallen sind. Aber es war wohl ein Vorschlaghammer. Keine Minute später raste ein Auto mit Vollgas davon. Den Hellweg entlang mit quietschenden Reifen“, berichtet Anwohner Markus Kniep.
Die Weilerswisterin Anna Bauchmüller wohnt am Hellweg. Auch sie wurde durch die Detonation aus dem Schlaf gerissen, auch sie hörte quietschende Reifen. „Es war unglaublich laut, aber es war auch unglaublich schnell wieder alles vorbei. Unheimlich, wenn so etwas in der Nachbarschaft passiert“, sagte Bauchmüller, als sie sich am Dienstagmorgen ein Bild von der verwüsteten Volksbank-Filiale machte.
Maßnahmenpaket aus Bankengipfel
Einen Bankengipfel gab es Ende Februar im NRW-Innenministerium. Dabei haben Banken, Volksbanken, Sparkassen und die Polizei ein Maßnahmenpaket beschlossen. So erstellen Banken und Polizei für jeden der rund 11 000 Geldautomaten in NRW eine Gefahrenbewertung, um geeignete Maßnahmen zu treffen. Hierzu zählen etwa ein Zufahrtsschutz sowie eine verbesserte Überwachung der Innenräume.
Auch der Abbau von Geldautomaten an Risikostandorten komme als Maßnahme infrage. „Wir führen für alle Standorte eine wiederkehrende Gefährdungsanalyse durch“, teilte die Kreissparkasse Euskirchen auf Anfrage mit. „Darin fließen auch aktuelle Erkenntnisse von Polizei und LKA ein. Auf Basis der Ergebnisse passen wir die Sicherheitsvorkehrungen regelmäßig an“, so KSK-Sprecher Marius Linden. (thw)
Wie bereits am Montag in Zülpich war auch das THW im Einsatz. Unter der Leitung von Zugführer Burkhard Aehlich untersuchten die THW-Leute zunächst die Statik des Gebäudes, in dem sich die Volksbank-Filiale befindet. Später unterstützte das THW die Kriminalpolizei bei der Spurensicherung und bei der Trümmerbeseitigung.
Die Weilerswister Feuerwehr war mit den Löschgruppen Weilerswist und Vernich vor Ort. Insgesamt sicherten 14 Einsatzkräften unter der Leitung von Thomas Schmitz den Brandschutz.
„Täter nehmen keine Rücksicht"
„Es erfüllt uns mit großer Sorge, dass die Sprengsätze, die die Täter verwenden, immer gefährlicher werden“, sagte Karl-Heinz Gingter, Sprecher der Volksbank Rhein-Erft-Köln. „Dass die Täter auch keine Rücksicht auf die Gesundheit der betroffenen Hausbewohner nehmen, ist wirklich besorgniserregend“, so der Unternehmenssprecher weiter.
Seitens des Geldinstituts habe man alle Vorkehrungen getroffen, die möglich seien, um die Sicherheit zu erhöhen. „Aber wie man sieht, reicht das alles nicht aus“, so Gingter.
Ganz in der Nähe, 20 Kilometer entfernt in Vettweiß, wurde am Dienstag um 2 Uhr ebenfalls ein Geldautomat gesprengt. Wie die Dürener Polizei mitteilte, hatte ein Zeuge einen lauten Knall gehört und dann den aufgesprengten Geldautomaten in der Nähe des Rewe-Marktes gemeldet. Auch in diesem Fall ist laut Polizei unklar, ob die Täter Beute gemacht haben.
Laut Landeskriminalamt wurden in diesem Jahr bereits 98 Geldautomatensprengungen in NRW registriert.