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Wirbel um Aussage von Vorstandschef DiessWill VW bis zu 30000 Arbeitsplätze abbauen?

Lesezeit 3 Minuten

Blick in ein Werk von VW 

Wolfsburg – Droht Volkswagen ein neuer Konflikt um die Zukunft der Jobs beim Wandel zur E-Mobilität? Die Debatte über die Auslastung des Stammwerks Wolfsburg gewinnt jedenfalls an Schärfe – wenige Wochen vor Beschlüssen zu den Investitionen für die kommenden Jahre.

Die bei Europas größtem Autohersteller sehr einflussreiche IG Metall betonte am Mittwoch: „Klar ist, dass ein Stellenabbau von 30000 Arbeitsplätzen nicht diskutabel ist.“ Konzernchef Herbert Diess soll nach Informationen aus Unternehmenskreisen in der September-Sitzung des Aufsichtsrats über diese Zahl gesprochen haben. „Davon abgesehen wäre das ein Frontalangriff auf die Transformation unserer Branche.“

Eine andere Quelle berichtete, dabei habe Diess jedoch ein mögliches Langfrist-Szenario vorgetragen, was passieren könnte, falls etwa die Lieferkrise bei Elektronikchips anhalten sollte oder die Terminierung wichtiger VW-Zukunftsprojekte überdacht werden müsse. In diesem Zusammenhang habe er dann auch die Lage am Hauptsitz offensiv thematisiert, zur Überraschung der Kontrolleure. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ darüber berichtet – und auch einen neuen „Eklat“ zwischen Diess und den Aufsehern beschrieben. Von einem Streit dieser Größenordnung war laut anderen Stimmen zunächst nicht die Rede.

Europas größter Autobauer unter Druck

Aus dem Umfeld der Arbeitnehmervertreter verlautete, der Topmanager habe bei seinen Gedanken offensichtlich auch eine Parallele zu den hohen Überkapazitäten in den 1990er-Jahren gezogen. Damals hatte der Umstieg auf eine Vier-Tage-Woche ermöglicht, dass gut 30000 VW-Jobs gerettet werden konnten. Aktuell gebe es eine ganz andere Situation.

Gleichwohl ist Europas größter Autobauer unter Druck. Volkswagen hat vor allem in Wolfsburg gerade erheblichen Leerlauf. Mehrfach musste Kurzarbeit für Zehntausende Beschäftigte verlängert werden, weil hier – wie bei anderen Anbietern – wichtige Halbleiter fehlen. Unabhängig von diesen akuten Engpässen gibt es in Teilen der Belegschaft Sorgen um eine ausreichende Werkbelegung in der bevorstehenden Zeit.

Der Betriebsrat forderte etwa bereits, neben dem ab 2025/2026 geplanten Projekt „Trinity“ mindestens ein weiteres Elektromodell in der Konzernzentrale anzusiedeln. Außerdem wird es darauf ankommen, ob weitere Großvorhaben wie der geplante „Tesla-Fighter“ in Hannover oder der Ausbau der konzerneigenen Software-Sparte Cariad zünden.

Bei VW stehen wichtige Entscheidungen an

Grundsätzlich haben Belegschaftsvertretung und Firmenleitung in vielen Punkten dasselbe Ziel. Möglichst bald sollen weitere E-Modelle mit zunehmend selbst entwickelter Vernetzungstechnik folgen – auch angesichts der steigenden Konkurrenz durch den US-Rivalen Tesla mit dessen neuem Werk in Grünheide bei Berlin. Einen offenen Machtkampf wie Mitte 2020, als Diess Aufsichtsratsmitglieder nach angeblichen Indiskretionen eines kriminellen Verhaltens bezichtigt hatte, gibt es nach dpa-Informationen jedoch nicht. Der VW-Chef soll damals nur dank einer internen Entschuldigung dem Rauswurf zuvorgekommen sein.

In Kürze stehen bei VW frische Entscheidungen über die Verteilung von Investitionen und Modellen auf die einzelnen Standorte im globalen Produktionsnetz an, die weit bis ins laufende Jahrzehnt hineinreichen. „Die schwierige Lage im Werk Wolfsburg bildet einen klaren Schwerpunkt der laufenden Beratungen für die diesjährige Planungsrunde“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo jüngst.

Möglicherweise werden bis Mitte November zudem Eckpunkte genannt, wo genau weitere angekündigte Batteriezellwerke entstehen. Dabei rechnen sich auch Niedersachsen und Sachsen Chancen aus, der Betriebsrat hatte zumindest eine zusätzliche Zellfabrik in Deutschland gefordert.

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Die Mitarbeitervertretung wollte keine Stellung zu den Inhalten der Aufsichtsratsrunde aus dem September nehmen. Sie betonte: „Unabhängig davon gilt aber: Ein Abbau von 30000 Arbeitsplätzen – das wäre in der Volkswagen AG jeder vierte – ist absurd und entbehrt jeder Grundlage.“ Diess ist bekannt dafür, dass er seine Überlegungen in Sitzungen oft spontan und – für den Geschmack der Gewerkschaftsseite – provokativ einbringt. Mit dem langjährigen Betriebsratschef Bernd Osterloh, der inzwischen Personalvorstand der Nutzfahrzeug-Holding Traton ist, lieferte er sich mehrfach einen heftigen Schlagabtausch. Osterlohs Nachfolgerin Cavallo hatte erklärt, einen ruhigen Ton zu bevorzugen. In der Sache wolle sie allerdings ebenso hart für die Belegschaftsinteressen kämpfen. (dpa)