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WeltfrauentagUnternehmensspitzen im Rheinland werden weiblicher

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau steht zwischen drei Männern in Anzügen auf Treppenstufen.

Frauen sind in Vorständen immer noch in der Unterzahl.

Die gute Nachricht: Die Quote der Frauen in Vorständen der großen Unternehmen in der Region ist in den vergangenen zehn Jahren um rund 15 Prozent gestiegen. Die schlechte: Es gibt bei einigen Playern noch deutlich Luft nach oben.

Die Kölner GAG Immobilien AG wird von zwei Frauen geführt: An der Spitze stehen Diplom-Kauffrau Anne Keilholz und Architektin Kathrin Möller. Auch die KVB haben mit Stefanie Haaks eine Vorstandsvorsitzende. Die Unternehmensspitzen werden weiblicher, auch wenn es noch Luft nach oben gibt, wie nicht nur die Initiative Fidar (Frauen in die Aufsichtsräte) findet. „Wir sehen bei den börsennotierten Unternehmen, die im Women-on-Board-Index 2024 untersucht wurden, etwa 20 Prozent Frauen im Vorstand“, sagte Anja Seng, die Fidar-Vorständin.

Dabei sei der Anteil bei jenen Unternehmen, die eine verpflichtende Geschlechterquote im Aufsichtsrat haben, mit 21,7 Prozent deutlich höher als bei Unternehmen ohne diese Quote mit einem Anteil von 14,7 Prozent. Interessant sei der Vergleich zu 2015, in dem das Führungspositionen-Gesetz verabschiedet wurde. „Damals gab es nur fünf Prozent Frauen im Vorstand“, so Seng.

Inzwischen sind die Anforderungen durch eine 2021 in Kraft getretene Neuauflage des Gesetzes strenger. In vierköpfigen Vorständen von börsennotierten Unternehmen , die einen paritätisch aus Vertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern besetzten Aufsichtsrat und in der Regel mehr als 2000 Mitarbeitende haben, muss laut dem Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II) mindestens eine Frau oder mindestens ein Mann vertreten sein. Diese Quotenregelung im Aufsichtsrat scheint auszustrahlen, so Seng.

Rheinenergie paritätisch

Das lässt sich auch in der Region beobachten. Vor zwei Jahren hatte Lanxess noch keine Frau im Vorstand. Frederique van Baarle war zwar schon berufen, trat ihr Amt als Arbeitsdirektorin aber erst am 1. April 2023 an. Und beim Bergisch Gladbacher Unternehmen Indus rückte erst im Oktober 2023 mit Gudrun Degenhart eine Frau in den männlich besetzten Vorstand, der aber unverändert bei vier Personen blieb. „Inzwischen finden sich Frauen in quasi allen Bereichen“, unterstreicht Seng als weitere positive Entwicklung. Oft arbeiteten sie in den Bereichen Finanzen, Personal oder Digitalisierung.

Vorbildlich im Sinne der Gleichstellung ist die Quote bei der Rheinenergie. Von vier Vorständen sind zwei Frauen. Susanne Fabry ist für Netze und Personal zuständig, Birgit Lichtenstein ist Vorständin für Finanzen, IT und Einkauf. Bei der Deutschen Telekom sind es 37,7 Prozent – von acht Vorständen sind drei Frauen. Grundsätzlich sind die Männer aber weiter stark in der Überzahl.

Bei Ford gar keine Frauen mehr

Bei den börsennotierten Unternehmen im Rheinland sind die Bayer AG und die Deutsche Lufthansa mit einem Verhältnis von 6:1 (16,7 Prozent) Schlusslicht. Die Genossenschaft Rewe hat mit 14 Prozent eine noch schlechtere Quote: Hier gibt es aktuell einen siebenköpfigen Vorstand. Darunter ist mit Daniela Büchel nur eine Frau, zuständig für Personal und Nachhaltigkeit. Und bei Ford haben die Umstrukturierungen zu einer glatten Null geführt. Gab es 2023 noch acht Geschäftsführer und zwei Geschäftsführerinnen, sind es aktuell nur noch zwei Männer.

Deutz AG und Deutsche Post haben wie 2023 eine, beziehungsweise zwei Frauen in ihren Vorständen. Bei der Post hat sich der Frauenanteil dennoch auf 25 Prozent erhöht, weil es statt sieben männlichen Vorständen nur noch sechs gibt. Bei Deutz ist das Verhältnis weiterhin 4:1.

Die Kreissparkasse Köln hat den Frauenanteil an ihrer Spitze gegenüber 2023 prozentual verdoppelt – von 16,7 auf 33,3 Prozent. Von sechs Vorständen sind jetzt zwei weiblich: Jutta Weidenfeller, zuständig für den Bereich Risikomanagement, und seit Mitte 2024 die Generalbevollmächtigte Rita Markus-Schmitz. Und auch die Sparkasse Köln Bonn holt auf: Von sechs Vorständen sind nun zwei Frauen.

Mehr Vorständinnen nötig

Dennoch ist Seng beim Blick auf die öffentlichen Unternehmen nicht wirklich zufrieden. Im Public Women-on-Board-Index NRW hat Fidar laut Seng gezielt auf öffentliche Unternehmen in NRW geschaut und bei den Sparkassen nur einen Anteil von Frauen im Top-Management von etwa 11,5 Prozent gefunden. Im Aufsichtsrat lag die Quote demnach immerhin bei 25 Prozent. Da bundesweit der Anteil von Frauen im Top-Management der Sparkassen sogar unter zehn liege, schneidet NRW überdurchschnittlich ab – „wenn auch auf niedrigem Niveau“, so Seng. Sie wünscht sich natürlich mehr Vorständinnen und Geschäftsführerinnen. Ziel von Fidar ist eine paritätische Besetzung der Führungsposten.