Tipps vom VerbraucherschützerWie Sie beim Netflix gucken, Strom sparen können
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Düsseldorf – Die Energiekosten sind wegen Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine stark gestiegen. Doch nicht jeder Verzicht beim Stromverbrauch macht einen echten Unterschied aus. Sören Demandt, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale NRW, sagte unserer Redaktion, dass sich vor dem Hintergrund der steigenden Preise für Energie „viele Verbraucher erstmals bewusst mit ihren Kosten pro Kilowattstunde und dem unterschiedlichen Energiebedarf ihrer Geräte“ beschäftigten.
Das Handyladen fällt kaum ins Gewicht
Der Vorteil aus Sicht des Experten: „Wenn Verbraucher wissen, wie viel Energie die einzelnen Geräte im Haushalt verbrauchen, bekommen sie ein gutes Verständnis dafür, wo und in welcher Größenordnung sie sparen können.“
Kaum Geld spart zum Beispiel, wer sein Smartphone bewusst nur noch in großen Abständen lädt. Denn selbst ältere Geräte fallen bei täglicher Ladung kaum in der Jahresrechnung auf. Laut dem Vergleichsportal Verivox kommt ein Samsung Galaxy S5 auf insgesamt 3,9 Kilowattstunden (kWh) oder Kosten von 1,41 Euro, das iPhone 6 Plus liegt mit 4,2 kWh bei 1,51 Euro pro Jahr. Sören Demandt sagte: „Einen guten Anhaltspunkt bieten die neuen EU-Energielabel. Dort können Nutzer den Stromverbrauch des jeweiligen Geräts erkennen. Dieser muss dann noch auf das eigene Nutzungsverhalten umgerechnet werden.“ Grundsätzlich gilt: Auf eine Stunde gerechnet, verbrauchen praktisch alle Geräte nur Centbeträge.
Verkäufer in Elektrofachgeschäften preisen neue Geräte gern als Stromsparer an. Verbraucherschützer Sören Demandt sagte dazu: „Neuere Geräte sind in der Regel effizienter als ältere und verbrauchen weniger Strom. Das frühzeitige Austauschen von funktionierenden Geräten muss aber nicht vorteilhaft für Umwelt und Geldbeutel sein – gerade bei Unterhaltungselektronik. Zumal ja die Umweltbelastungen für die Herstellung und die Entsorgung noch hinzukommen.“
Bei Großgeräten wie Kühlschrank, Herd, Waschmaschine oder Trockner sollten Nutzer nach etwa 10 bis 15 Jahren ausrechnen, ob sich ein Neukauf rechne. (mao)
Die Höhe der Stromkosten ist also abhängig vom jeweiligen Gerät und der Nutzungsdauer. Den Verbrauch in Kilowattstunden für die persönliche Situation liefert die Formel: Leistung in Watt multipliziert mit dem Verbrauchszeitraum in Stunden geteilt durch 1000. Für die Höhe der Stromkosten wird das Ergebnis mit dem jeweiligen Strompreis multipliziert, den Verbraucher in den Vertragsunterlagen des Stromanbieters finden. Alternativ dazu verleiht die Verbraucherzentrale Strommessgeräte.
Der durchschnittliche Strompreis für einen Haushalt lag laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Januar dieses Jahres bei 36,19 Cent pro kWh. Durch den Ukraine-Krieg dürfte der Preis jedoch gestiegen sein.
Besser auf dem Laptop als auf dem Fernseher streamen
Wer gerne Netflix und andere Streamingdienste nutzt, kann allein mit der Wahl des Endgeräts Stromkosten sparen. Ein Fernseher verbraucht im Durchschnitt 100 Watt im Normalbetrieb. Wer darauf im Durchschnitt vier Stunden am Tag Filme und Serien streamt, landet bei rund 53 Euro Stromkosten im Jahr. Der Verbrauch im Stand-by-Betrieb ist dabei noch nicht berücksichtigt. Wer Netflix stattdessen auf einem durchschnittlichen Laptop mit 20 Watt streamt, reduziert den persönlichen Stromverbrauch auf rund 10,50 Euro. Am hohen Stromverbrauch in den Datencentern der Streaminganbieter ändert das allerdings kaum etwas.
Die Playstation 5 braucht bei aufwendigeren Spielen bis zu 200 Watt. Angeschlossen an einen Fernseher landen Nutzer also insgesamt bei rund 300 Watt. Auf diesen Wert kommt auch ein hochgerüsteter Gaming-Computer. Läuft der PC täglich 3,5 Stunden, ergibt das mehr als 380 kWh oder rund 138 Euro im Jahr. Dafür könnte eine Waschmaschine rund 500 Mal laufen, rechnet die Verbraucherzentrale vor.