Köln – Sonderlich großen Informationshunger hatten die Aufsichtsgremien von Sal. Oppenheim offenbar nicht. Er habe sich gewundert, dass nicht mehr in den Sitzungen nachgefragt wurde, sagte Johann von Behr am Donnerstag im Untreue-Prozess gegen die Ex-Führung des Instituts und den Immobilienentwickler Josef Esch aus. Auch als die Bank 2008 in eine Krise geriet, seien keine eingehenderen Informationen erbeten worden.
Behr leitete von Juni 1998 bis Anfang 2010 das Partnersekretariat der Bank und nach der Übernahme des Instituts durch die Deutsche Bank das Büro des Bankchefs Wilhelm von Haller. Zu seinen Aufgaben gehörte bis Ende 2008 auch das Protokollieren von Sitzungen der Partner, des Aktionärsausschusses und des Aufsichtsrates.
Keine Frage zu Details
Auch die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hätten so gut wie keine Frage zu Details gestellt. Auch darüber habe er sich gewundert, so Behr. Seine Aussage deckt sich in dieser Hinsicht mit vorangegangenen Aussagen von Mitgliedern der Aufsichtsgremien. Anders als zum Teil zuvor geschildert, berichtete Behr allerdings, dass es Tischvorlagen für die Sitzungen im Umfang von 20 bis 30 Seiten oder sogar mehr gegeben habe. Nicolaus von Oppenheim, der im Aktionärsausschuss und Aufsichtsrat gesessen hatte, hatte die Vorlagen etwa als "dünn" bezeichnet.
Außerdem seien Unterlagen vorab verschickt worden und Listen mit Kreditnehmern und den Summen seien vorgelegt worden. Die hätten die Teilnehmer 15 bis 30 Minuten einsehen können, bis sie wieder eingesammelt wurden. Nie sei der Wunsch geäußert worden, diese Listen länger zu sehen, so Behr. Fragen seien seiner Erinnerung nach nicht unerwünscht gewesen. Damit steht seine Aussage im Gegensatz zu der von Nicolaus von Oppenheim. Eine Atmosphäre gar der Eingeschüchtertheit habe er nicht bemerkt. Vielmehr, so Behr, ließen sich die Teilnehmer der Sitzungen leicht beruhigen.
Schutz der Familie
Georg Baron von Ullmann machte von seinem Recht zur Aussageverweigerung Gebrauch. Seine Schwester ist mit Ex-Bankchef Matthias Graf von Krockow verheiratet. Gegen den ehemaligen Vorsitzenden des Aufsichtsrats von Sal. Oppenheim und den stellvertretenden Vorsitzenden des Aktionärsausschusses von Sal. Oppenheim wird noch ermittelt.
Der Schutz der Familie werde höher gewichtet als die Aufklärung der Angelegenheit, monierte Franz Salditt, der Verteidiger Friedrich Carl Janssens. Felix Dörr, Verteidiger von Dieter Pfundt, kritisierte, über Hilfszeugen wie etwa Sekretärinnen müsse der Sachverhalt geklärt werden. Der Grund dafür liege in der Auswahl der Angeklagten durch die Staatsanwaltschaft. Dagegen betonten die Anwälte von Christopher von Oppenheim, Zeugen, die die Aussage verweigerten, machten von ihrem Recht Gebrauch. Mit Familie habe das nicht unbedingt zu tun. Auch als zur Gruppe der "anderweitig Verfolgten" gehörend, müsse ein Zeuge nicht aussagen. In dem Fall könnte er sich durch eine Aussage belasten.