Köln – Beim Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof steht nach Darstellung von Firmenchef Miguel Müllenbach ein weitreichender Umbau an. Bis zu 60 der 131 Häuser sollen vollständig umgebaut werden. Verkaufsflächen will Müllenbach für Serviceangebote umrüsten, etwa für städtische Bürgerdienste, E-Bike-Stationen oder Paketschalter. „Das Ganze wird mit einer App vernetzt, über die auch Angebote der Partner gebucht werden können“, sagte Müllenbach dem „Handelsblatt“.
„Galeria 2.0“ nennt der Manager das Konzept, mit dem er den Warenhauskonzern Ende Oktober „strategisch komplett neu aufstellen“ will. In Zukunft soll es bei Galeria Karstadt Kaufhof drei Typen von Warenhäusern geben, die das Unternehmen „Weltstadthaus“, „regionaler Magnet“ und „lokales Forum“ nennt. Offen ließ Müllenbach, welche Filialen künftig zu welcher Kategorie gehören. Als Vorbilder für die Neuausrichtung sieht der Konzernchef künftige Pilotfilialen an den Standorten Frankfurt, Kassel und Kleve.
„Viele richtige Schritte“
Orhan Akman, Handelsexperte der Gewerkschaft Verdi, äußerte sich positiv zu den Plänen. „Wir sehen viele richtige Schritte. Es ist wichtig, dass in die Filialen und den Online-Handel investiert wird. Den Weg wollen wir kritisch begleiten“, sagte Akman unserer Redaktion. Es sei richtig, „das Unternehmen dezentral aufzustellen und die regionalen Gegebenheiten zu berücksichtigen“, betonte Akman.
Konzernchef Müllenbach erklärte, in den nächsten drei bis vier Jahren strebe das Unternehmen einen Komplett-Umbau von 50 bis 60 Häusern an. „Der Rest bekommt einen Teilumbau“, sagte er. Der Modernisierungsbedarf in den Filialen sei „sehr unterschiedlich“, außerdem müsse das Unternehmen seine „begrenzten Ressourcen sehr gezielt einsetzen und nicht mit der Gießkanne“. Zurzeit habe das Unternehmen zudem Schwierigkeiten, überhaupt Material und Möbel zu bekommen.
600 Millionen Euro sollen investiert werden
Mittelfristig plane Galeria Karstadt Kaufhof mit Investitionen in Höhe von etwa 600 Millionen Euro. Davon sollen etwa 100 Millionen in den reinen E-Commerce fließen, etwa der gleiche Betrag in die Logistik und IT des Filialgeschäfts sowie rund 400 Millionen in die Modernisierung der Warenhäuser.
Derzeit laufen erneut Verhandlungen über einen millionenschweren Staatskredit für das Unternehmen. „Wir sind in Gesprächen“, bestätigte Müllenbach. Es sei eine offene Frage, wie schnell die Umsätze im Handel zurückkommen, sagte der Manager. „Das kann keiner sicher voraussagen. Die Frequenzen sind jetzt noch bis zu 30 Prozent niedriger als 2019. Dementsprechend liegen unsere Umsätze zurzeit über 2020, aber unter dem letzten „normalen“ Jahr 2019“Der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein sieht auf den Warenhauskonzern schwere Zeiten zukommen. „Die Betriebsform Warenhaus hat sich überholt“, sagte Heinemann unserer Redaktion.
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Um gegenzusteuern setzt Müllenbach auch auf Digitalisierung und kündigte an, künftig solle es möglich sein, über eine App in bestimmten Warenhäusern einen Friseurtermin zu buchen, einen Parkplatz zu reservieren oder einen Tisch im Kaufhaus-Restaurant. „Eine solche City-App, mit der ich sogar die Abholung meines neuen Personalausweises vereinbaren kann, bietet sonst keiner“, sagte Müllenbach. Verdi-Experte Akman, der auch im Aufsichtsrat von Galeria Karstadt Kaufhof sitzt, sagte, gerade wenn es um die Digitalisierung gehe, müssten die Beschäftigten eng eingebunden und qualifiziert werden. Für Ende August sei eine Befragung der Mitarbeiter geplant.