Das Insolvenzverfahren ist eingeleitet und viele Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. Der Konzern setzt indessen neue Leitplanken – Kleinere Filialen mit Fokus auf Mode und Haushalt sollen helfen.
Neue Leitplanken vorgestelltDas ist der Plan der Galeria-Sanierer
Rote „Sale“-Schilder an der Decke, Preisnachlässe von bis zu 70 Prozent. Kundinnen und Kunden, die in diesen Tagen bei Galeria einkaufen gehen, fühlen sich an einen Totalausverkauf erinnert. Doch davon ist am Mittwoch keine Rede. Das Amtsgericht Essen gibt der taumelnden Warenhauskette einmal mehr die Chance, sich in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung selbst aus der Krise zu befreien. Die Pläne bleiben aber vage.
Tausende Arbeitsplätze stehen erneut auf dem Spiel
Die 17 400 Beschäftigten müssten eigentlich jubeln. Endlich greift ihre Geschäftsführung auf, was sie seit Jahren fordern: die Ausrichtung des Sortiments an lokalen Bedürfnissen, die bessere Verzahnung von Online- und Filialeinkauf, mehr Gastronomie. Doch in der schriftlichen Mitteilung vom Mittwoch, die all das ankündigt, ist von den Mitarbeitenden nicht in einer Zeile die Rede. Dabei sind Tausende Arbeitsplätze in dem Essener Unternehmen bedroht und die soziale Absicherung derer, die werden gehen müssen, ist alles andere als üppig.
Bei betriebsbedingten Kündigungen dürfen sie maximal mit einer Abfindung in Höhe von 7500 Euro rechnen. Darauf haben sich Management und Gesamtbetriebsrat verständigt. Sanierer Arndt Geiwitz äußert sich nicht zur Zukunft der Menschen, kündigt stattdessen kalt „Fokussierung, Priorisierung, Effizienz und Schnelligkeit“ als „klare Leitplanken“ des Managements an.
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Solange nicht feststeht, wie viele und welche der 129 Warenhäuser Galeria weiterführen oder verkaufen wird, geht das Bangen für die Belegschaft weiter. Spätestens Mitte März soll klar sein, was von Karstadt und Kaufhof übrig bleibt. Ende März soll in Essen die Gläubigerversammlung einberufen werden. Bis dahin gibt es immerhin ein Fünkchen Hoffnung.
Stadtspitzen in NRW kämpfen für ihre Standorte
Nicht nur Oberbürgermeister aus dem Ruhrgebiet kämpfen um ihre Warenhäuser. Aus Kreisen des Unternehmens ist zu hören, dass sich bundesweit die Stadtspitzen aufgemacht haben, um für ihre Galeria-Standorte in die Bresche zu springen. Die großen Konsumtempel sind immer noch Frequenzbringer für die Innenstädte. Wenn die Eigentümer der Immobilien schon nicht mit der Miete runtergehen, prüfen etliche Kommunen, ob sie mit Verwaltungseinheiten in die Warenhäuser ziehen. Immerhin will der letzte große deutsche Warenhauskonzern auch aktiv sein Profil schärfen. Galeria strebe „unter anderem eine führende Position in den wichtigen Segmenten Bekleidung, Beauty und Home“ an, heißt es. Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher, dass man neben Mode und Parfümerie auf Tischkultur, Haushaltswaren, Küchenartikel, Haushaltshelfer, Bettwäsche, Matratzen, Bettwaren, textiles Werken, Wohnaccessoires, Frottierwaren und „alles für das Bad“ setzen wolle.
„Galeria hat ein tragfähiges Konzept vorgelegt, das die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt“, unterstreicht Sachwalter Frank Kebekus. Verdi zieht dieses Fazit in Zweifel. „Kompetente Beschäftigte – und das sind die Beschäftigten bei Galeria – müssen dringend gehalten und entsprechend bezahlt werden, um ein digital-stationäres Warenhaus mit gutem Service und guter Beratung zum Leben zu erwecken“, fordert Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
Bislang haben die Mitarbeitenden zuletzt jährlich jeweils auf 5000 Euro verzichtet. Ihre künftige Bezahlung steht noch in den Sternen. Und Sanierer Geiwitz hatte unlängst angekündigt, dass er nicht nur in der Essener Konzernzentrale mit ihren 1200 Beschäftigten den „größten Aderlass“ sieht.