Der scheidende Bayer-Chef tritt am Freitag zum letzten Mal vor die Aktionäre und zeigt sich zuversichtlich.
Leverkusener KonzernBayer-Chef Werner Baumann zeigt sich zufrieden
„Wir haben alle unsere Finanzziele erreicht oder übertroffen und auch in schwierigen Zeiten geliefert“, blickte der scheidende Bayer-Chef Werner Baumann zufrieden auf das abgelaufene Jahr. Der Umsatz kletterte um rund neun Prozent auf 50,7 Milliarden Euro. Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) lag mit 13,5 Milliarden 21 Prozent über dem Vorjahreswert. Das bereinigte Ergebnis je Aktie stieg um 22 Prozent auf 7,94 Euro, die Dividende um 20 Prozent auf 2,40 Euro je Aktie.
Auch bei den Rechtsrisiken in den USA, die sich Bayer mit der Übernahme des US-Konzerns Monsanto ins Haus geholt hatte und die Baumanns Amtszeit überschatten, meldete der Manager Fortschritte. Nachdem Bayer die letzten sechs von neun Schadenersatzprozessen rund um den Unkrautvernichter Glyphosat gewonnen habe, setze der Konzern seinen Plan um, nach dem etwa glyphosat-haltige Mittel vom US-Markt für Privatverbraucher genommen werden. Auch verhandelt Bayer direkt mit Anspruchsberechtigten, ohne dass die Gerichte bemüht werden. Gleichzeitig betonte Baumann, dass Glyphosat sicher und nicht krebserregend sei. Allerdings hat der Rechtsstreit Bayer Milliarden gekostet und belastet den Aktienkurs des Unternehmen massiv.
Vorstandsvergütung soll überarbeitet werden
Eine Rolle spielt Glyphosat auch bei der Vorstandsvergütung. Nach Kritik von Aktionären will Bayer die überarbeiten und der kommenden Hauptversammlung zur Abstimmung vorlegen, so Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann. Die Versammlung dürfte virtuell stattfinden, weil der Vorstand durch eine Satzungsänderung für zwei Jahre ermächtigt werden soll, Aktionärstreffen virtuell abzuhalten. Das habe sich bewährt, so Winkeljohann. Die Aktionärsrechte seien inzwischen deutlich erweitert worden, virtuelle Versammlungen hätten eine breitere Beteiligung, seien nachhaltiger und billiger.
Aus Sicht von Anteilseignern ist die Vorstandsbezahlung zu hoch, weil bei ihrer Berechnung die Milliardenkosten und Rechtsrisiken durch die Monsanto-Übernahme nicht angemessen berücksichtigt worden seien. Janne Werning von Union Investment wies darauf hin, dass „die Ursache der letztjährigen Kritik nicht behoben“ worden sei. Ingo Speich von Deka Investment sagte: „Wir sehen zwar, dass die Vergütung von Herrn Baumann gekürzt wurde, erkennen allerdings keine ausreichenden Verbesserungen.“
Baumann bekam im vergangenen Jahr laut Vergütungsbericht 5,44 Millionen, 4,6 Prozent weniger als 2021. Vom 2018 bis 2020 waren es unter vier Millionen pro Jahr gewesen. Er scheidet Ende des Monats nach sieben Jahren an der Spitze aus dem Amt. Nachfolger wird der US-Amerikaner Bill Anderson (56), der schon einige Worte - auf Deutsch und Englisch - an die Aktionäre richtete. Baumann nannte ihn die „perfekte Besetzung für die Aufgabe“. Er sei überzeugt, dass Anderson gemeinsam mit dem Management-Team die richtigen Schritte identifizieren werde, um Bayer in ein neues, erfolgreiches Kapitel zu führen.