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DFB-PokalBayer Leverkusen siegt in Überzahl bei Bayern München und steht im Viertelfinale

Lesezeit 3 Minuten
Leverkusens Trainer Xabi Alonso während des Pokalspiels bei Bayern München.

Leverkusens Trainer Xabi Alonso während des Pokalspiels bei Bayern München.

Beim Pokalduell Bayern gegen Bayer geht es richtig zur Sache. Am Ende jubelt der Titelverteidiger nach einem Joker-Tor.

Knapp 17 Minuten hielten die bis ins vermeintlich letzte Detail ausgearbeiteten Matchpläne im Topspiel des DFB-Pokal-Achtelfinals am Dienstagabend. Dann waren sie Makulatur. Weil Manuel Neuer bei seiner legendären Rolle als Torwart-Libero Jeremie Frimpong außerhalb des Strafraums wegcheckte und völlig berechtigt die Rote Karte sah, bekam die Partie zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen eine völlig andere Dynamik. Der Meister nutzte diesen Umstand und zog durch einen 1:0-Sieg ins Viertelfinale ein, hat damit die Chance den Titel zu verteidigen. Für die Bayern heißt es: Auch im fünften Jahr in Serie gibt es keine Finalteilnahme.

Als rund eine Stunde vor dem Anpfiff die Aufstellungen bekanntwurden, wunderten sich Experten und Anhänger schon ein wenig: Da treffen die beiden besten – oder zumindest zwei der besten – deutschen Fußballmannschaften Deutschlands aufeinander, und beide treten ohne echten Stürmer an. Beim FC Bayern verzichtete Trainer Vincent Kompany in Abwesenheit des verletzten Harry Kane komplett auf die Dienste von Thomas Müller. Bei Bayer 04 Leverkusen setzte Coach Xabi Alonso in Abwesenheit des verletzten Victor Boniface den zuletzt so starken Patrik Schick vorerst auf die Bank.

Neuers erster Platzverweis sorgt für hitziges Duell

Die Hausherren setzten auf ein 4-2-2-2 mit Jamal Musiala und Michael Olise als Hängende Spitzen. Leverkusen formierte sich gegen den Ball in einem 4-5-1, in dem sich Robert Andrich auch mal in die letzte Reihe fallen ließ, in Ballbesitz wurde es zu einem 4-3-3. Florian Wirtz spielte als einzige Spitze. Der 21-Jährige hatte dann auch die erste gute Chance, schoss aus rund 18 Metern aber neben das Tor. Zu diesem Zeitpunkt hatte darin noch Manuel Neuer gestanden.

Das änderte sich wenige Minuten später, als er einen feinen Pass von Jonathan Tah hinter die Bayern-Kette abfangen wollte, dabei aber rigoros Frimpong abräumte. Schiedsrichter Harm Osmers zog die Rote Karte, der erste Platzverweis für Neuer in 867 Profispielen. Für ihn kam Daniel Peretz, israelischer Nationalkeeper – erst der zweite Profieinsatz des 24-Jährigen für die Bayern .

Bayer Leverkusen trotz Überzahl gegen starke Münchner unterlegen

Und plötzlich wusste Bayer 04 in vielen Szenen nicht mehr, was sie mit dem Ball anstellen sollten. Noch schlimmer: Der Doublesieger machte in der Defensivbewegung stets einen Schritt weniger als nötig. So standen bis zur Pause satte fünf Torchancen für die Münchner zu Buche und nur zwei für die Gäste.

Es entwickelte sich auch eine interessante Stimmung in der ausverkauften Allianz Arena, die eher nicht als Hexenkessel bekannt ist. Mit ihrer Mannschaft in Unterzahl und plötzlich mal als Underdog unterstützten die Münchner Angänger das Team aber enthusiastischer als gewohnt, feierten auch kleine gewonnene Zweikämpfe und gewöhnliche Torabschlüsse.

Tella köpft zur Führung für Bayer Leverkusen ein

Zur zweiten Hälfte brachte Alonso dann eine echte Neun mit Patrik Schick, doch der Tscheche musste bereits nach einer Viertelstunde mit einer Verletzung wieder vom Platz. Insgesamt musste man sich schon die Augen reiben: Die klar spielbestimmende Mannschaft war die mit einem Mann weniger auf dem Rasen. Leverkusen verteidigte extrem passiv, beschränkte sich einzig auf Konterfußball – und hatte damit Erfolg. Als Bayern sich das erste Mal im zweiten Durchgang ein wenig zurückzog und Leverkusen mal über mehrere Stationen den Ball laufen lassen konnte, fiel die Führung. Alejandro Grimaldo flankte aus dem Halbfeld zwischen die Bayern-Verteidiger Kim und Davies und der für Schick eingewechselte Tella köpfte zum 1:0 (69.) ein.

Das war ein Wirkungstreffer für die Bayern, die bis in die Schlussphase brauchten, um den Gegner mal wieder unter Druck zu setzen. Leverkusen drehte immer wieder an der Uhr, ließ sich viel Zeit bei Abstößen, Einwürfen, Frei- oder Eckstößen. Als in der fünften Minute der Nachspielzeit auch der letzte Versuch von Michael Olise neben das Tor flog und Schiedsrichter Osmers abpfiff, war der Jubel bei den mehr als 5000 mitgereisten Bayer-Anhängern grenzelos.