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„Keine betriebsbedingten Kündigungen“RWE Power verlässt Köln spätestens 2024

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RWE Power

Der Mast einer Hochspannungsleitung von RWE Power in Niederaußem.

Köln – Spätestens in drei Jahren verlässt eine Kölner Traditionsfirma die Domstadt. RWE Power hat ihr Verwaltungsgebäude im Stadtteil Lindenthal im Juli verkauft, von wo aus 40 Jahre lang die Braunkohleaktivitäten gesteuert worden waren.

Die betroffenen Mitarbeitenden von RWE ziehen bis spätestens Ende September 2024 nach und nach in firmeneigene Verwaltungsgebäude im Rheinischen Revier um, teilte RWE mit. Diese Gebäude habe das Unternehmen in direkter Nähe zu ihren Braunkohlentagebaue, -kraftwerke und Veredlungsbetriebe im Rheinischen Revier, wo es freie Büroflächen gebe. Auslöser sei der Braunkohleausstieg bis 2038 und der damit verbundene Abbau von rund 6000 Stellen im Rheinischen Revier bis 2030. Dabei schrumpfe auch die Verwaltung und damit gehe auch die Belegung in dem Ende der 70er Jahre errichteten Bürogebäude zurück.

Teile der Zentrale sind schon vermietet

Das Kölner Gebäude werde schon seit einigen Jahren nicht mehr vollständig von RWE ausgelastet. Von den 1200 verfügbaren Arbeitsplätzen würden derzeit gut 700 von RWE selbst genutzt, die übrigen Flächen sind an Unternehmen vermietet. RWE Power hat die Aufgaben der Zentrale ohnehin schon zwischen Köln und Essen aufgeteilt.

Käufer des Gebäudes ist ein Konsortium der Firmen Garbe Immobilien-Projekte, Hamburg, und Terragon AG, Berlin. Die Projektentwickler wollen das Gebäude umnutzen und bis 2026 umbauen zu einem Wohngebäude beziehungsweise Gebäude für Service-Wohnen, wie aus einer Projektübersicht von Terragon hervorgeht. Demnach sollen 385 Wohnungen beziehungsweise Service-Wohnungen entstehen und 220 Tiefgaragenstellplätze. Terragon ist auf die Entwicklung von Service-Wohnungen spezialisiert. Diese Wohnungen werden in der Regel an ältere Menschen vermietet. Die können weitere Services bis zu Pflegetätigkeiten zubuchen. Manchmal werden auch Pflegeeinrichtungen auf dem Gelände angesiedelt. Das ist in Köln aber laut der Projektübersicht nicht geplant.

Kaufpreis nicht bekannt

Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Terragon teilte lediglich mit, dass das Unternehmen Bereits vier Großprojekte für Service-Wohnen mit einem Volumen von 510 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr akquiriert habe.

RWE Power ist das Produkt von Umstrukturierungen innerhalb des RWE Konzerns. 2003 wurden die Braunkohle-Tochter Rheinbraun und Power, die die Stromerzeugung in Steinkohlen-, Kernkraft- und Laufwasserkraftwerken steuerte, zusammengefasst.

Wirtschaftsdezernent bedauert die RWE-Ankündigung

Die Ursprünge von Rheinbraun reichen bis 1908 zurück. Damals wurden Gruben und Veredlungsbetriebe in der Rheinischen Aktiengesellschaft für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation (RAG) mit Sitz in Köln zusammengefasst. Wenige Jahre später stieg das Unternehmen über seine Tochter Rheinisches Elektrizitätswerk in die Elektrizitätswirtschaft ein und versorgte etwa die Stadt Köln mit Strom. Das Unternehmen stieg gesteuert von der Zentrale am Konrad-Adenauer-Ufer, einem heutigen Altersheim, zum Braunkohleriesen auf, wurde 1933 aber von RWE gekauft. Weitere Fusionen führten 1959 zur Gründung der Rheinischen Braunkohlewerke, die 1989 in Rheinbraun umbenannt wurden, 2000 in RWE Rheinbraun.

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Kölns Wirtschaftsdezernent Markus Greitemann bedauert die RWE-Ankündigung „Dass das Unternehmen seinen Sitz in Köln aufgibt und hier Arbeitsplätze verloren gehen, ist vor allem für die Mitarbeitenden, aber auch für den Standort Köln eine schlechte Nachricht. Ich bin aber froh, dass RWE angekündigt hat, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird“, so Greitemann. Er fürchtet weiteren Stellenabbau im Energiesektor im Zuge der Energiewende. Es würden aber auch neue Arbeitsfelder entstehen.