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Köln besonders betroffenImmer mehr Klagen von Fluggästen wegen Verspätungen

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Flugzeuge stehen auf dem Rollfeld des Flughafens Köln/Bonn (Symbolbild)

Flugzeuge stehen auf dem Rollfeld des Flughafens Köln/Bonn (Symbolbild)

Die Zahl der Verfahren gegen Fluggesellschaften ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Das Kölner Amtsgericht ist besonders belastet.

Lange Schlangen vor der Abfertigung, Verspätungen und annullierte Flüge – Passagieren am Flughafen Köln/Bonn und anderen Airports kann die Fliegerei schon mal an die Nerven gehen. Offensichtlich sind die Fluggäste immer mehr bereit, für ihre Rechte vor Gericht zu ziehen.

Das Kölner Amtsgericht musste sich im vergangenen Jahr erneut mit massenhaften Klagen wegen ausgefallener oder verspäteter Flüge befassen. Die Fallzahlen sind noch stärker „in die Luft“ gegangen, um im Bild zu bleiben. Genau 40.809 Klagen gingen demnach im Jahr 2024 ein. Im Vorjahr waren es rund 37.000 gewesen. Amtsgerichtspräsident Dr. Dietmar Dumke sprach von einer erneut „sehr hohen Zahl“ und hohen Belastungen für die Richterinnen und Richter.

Das Ziel der Passagiere sei es, eine finanzielle Entschädigung zu bekommen. In den Verfahren müsse in jedem Einzelfall geprüft werden, ob außergewöhnliche Umstände vorgelegen hätten. Schon im Jahr 2023 gab es sehr viele Eingänge von Passagieren, die zu spät an ihr Ziel kamen oder überhaupt nicht starteten. „Das ist die höchste Anzahl an Klagen, die jemals am Amtsgericht bei Flugausfällen eingegangen ist“, sagte eine Gerichtssprecherin noch im März 2023.

„Es gibt wahnsinnig viele Fluggastrechte-Verfahren“, sagte der Präsident des Kölner Amtsgerichtes. Wie eine Sprecherin weiter mitteilte, hänge die hohe Anzahl der Klagen in Köln auch damit zusammen, dass die Lufthansa ihren Sitz in der Stadt hat und dadurch das Kölner Amtsgericht zuständig sei. „Auch wenn Fluggäste in Köln zwischenlanden und es beim Weitertransport zu Verspätungen kommt, werden die Klagen hier bearbeitet“, betonte die Sprecherin.

Die Fluggastverordnung sieht vor, dass Passagiere zwischen 250 und 600 Euro erhalten können, wenn es zu einer erheblichen Verspätung kommt. Bei Verspätungen von mehr als drei Stunden können Fluggäste ihre Rechte einfordern – und vor allem in der Urlaubszeit im Sommer gibt es oftmals eine Vielzahl von Flügen, die mehr als drei Stunden zu spät abheben.

Amtsgericht Köln gründet zehn neue Zivilkammern

Der Deutsche Richterbund sieht Online-Portale, mit denen Passagiere ihre Ansprüche schnell und einfach anmelden könnten, als wesentlichen Grund für die massenhaften Klagen. Auch stehen an den Flughäfen oftmals Mitarbeiter, die Passagieren Flyer über Firmen in die Hand drücken, die sich für ihre Rechte einsetzen wollen. Dumke machte bereits im vergangenen Jahr deutlich, wie viel Arbeit die Bearbeitung der Fälle macht.

Das Kölner Amtsgericht habe zehn neue Zivilkammern gegründet, um dem Ansturm gerecht zu werden. „Das ist so, als ob wir das Amtsgericht in Wipperfürth neu aufgemacht hätten“, erklärte Dumke. 50 Richterinnen und Richter beschäftigten sich mit den Verfahren. Um eines davon abzuschließen, benötigte das Gericht 2024 etwa 4,5 Monate. Die allermeisten Verfahren seien ohne Gerichtsverhandlung entschieden worden, hieß es weiter.