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„Gut aufgestellt“So lief die Bilanzpressekonferenz der Rheinenergie

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Köln – Die Kunden der Rheinenergie müssen sich auf höhere Strom- und Gaspreise einstellen. „Die Energiepreise werden nie wieder auf dem Niveau von vor eineinhalb Jahren liegen“, sagte Unternehmenschef Dieter Steinkamp bei der Vorlage des Zahlenwerks für das abgelaufene Jahr am Mittwoch.

Für „zigtausende“ Kunden – genaue Zahlen nennt die Rheinenergie nicht – wird Strom schon zum 1. August teurer. Für die, die vor dem 16. Dezember schon Strom bezogen haben, steigt der Preis um 2,36 Cent auf 31,04 Cent pro Kilowattstunde, wie die Finanzvorständin Birgit Lichtensteiner sagte. Sie nannte die Erhöhung „moderat“, andere Versorger verlangten teils einen Aufschlag von 30 Prozent. Auch gebe die Rheinenergie nur gestiegene Kosten weiter.

Betroffen sind Kunden in der Grundversorgung sowie in Wahltarifen ohne Laufzeiten. Kunden mit Festpreisverträgen für bestimmte Laufzeiten, deren Verträge den Zusatz „Konstant“ haben, sind nicht betroffen. Im Gegenteil. Für sie sinkt der Preis zum 1. Juli bis zum vereinbarten Laufzeitende, weil dann die EEG-Umlage in Höhe von 4,43 Cent wegfällt. Alle anderen profitieren nur vier Wochen vom Wegfall der Umlage.

Investitionen in Erneuerbare

200 Millionen Euro will die Rheinenergie in die Erneuerbaren Energien stecken und damit in die Dekarbonisierung. Der letzte Braunkohleblock werde bis 2025 zurückgebaut.

Stattdessen setzt die Rheinenergie auf die „Vergrünung“ der Fernwärme – etwa durch Einsatz oder Beimischung von Wasserstoff und den Bau einer ersten Großwärmepumpe.

Auch Photovoltaik-Anlagen sind geplant – in Köln etwa auf dem Dach der Rheinenergie-Zentrale, auf städtischen Gebäuden oder auf Freiflächen, etwa zwischen Gewerbegebiet Nord und Autobahn. Auch bis zu neun Windräder kann sich die Rheinenergie in Köln vorstellen. Dazu brauche es aber die Unterstützung der Stadt bei Genehmigungsverfahren. (raz)

Billiger wird es auch für Kunden, die nach dem 16. Dezember zur Rheinenergie gekommen waren. Ihnen hatten andere Versorger die Verträge gekündigt oder einfach die Belieferung eingestellt. Sie waren dann in die teure Ersatzversorgung gefallen. Bei diesen 25 000 neuen Kunden hatte die Rheinenergie teils empfindlich höhere Preise genommen, weil sie kurzfristig teuer Strom habe kaufen müssen und diese Kosten an die Kunden weitergegeben habe. Noch etwa die Hälfte davon sind laut Steinkamp beim Unternehmen. Sie profitieren vom Ende des Preissplits zwischen Altkunden in der Grundversorgung und Neukunden in der Ersatzversorgung zum 1. August.

Die Rheinenergie werde alle Möglichkeiten zur Preisdämpfung nutzen, um die Kunden vor schlimmen Auswirkungen zu schützen. Als ein Mittel sieht Steinkamp die langfristige Beschaffung von Strom und Gas. Freilich stelle sich zunächst die Aufgabe, die gesicherte Versorgung überhaupt zu garantieren. Gesichert sei die Versorgung so lange, wie die Vorlieferanten lieferten. Die Rheinenergie beschafft sich Gas an den Märkten. Direkt in Russland etwa kauft das Unternehmen kein Gas. Das kommt vielmehr über die großen Ferngasgesellschaften nach Deutschland, darunter auch Gazprom Germania, die unter Kuratell stehen.

„Ein Gasembargo im Winter ist nicht ohne Gau zu überstehen“, sagte Steinkamp. In den Gasnetzen sei ein Mindestdruck erforderlich. Werde der unterschritten, schalteten sich die Netze ab. Und es dauere Wochen, um die Netze wieder in Betrieb zu nehmen.

Da würden auch Gasspeicher nicht helfen. Die seien nötig, um den normalen Betrieb aufrecht zu erhalten. Etwa 20 Prozent weniger als die üblichen Mengen vertrügen die Netze. Da müsse also oberhalb der Mindestmenge der Verbrauch reduziert werden, etwa durch Abschaltung von bestimmten Verbrauchern oder durch Teilabschaltungen, damit etwa Industriebetriebe einen Teil der Produktion aufrecht erhalten könnten. Privatverbraucher und Kraftwerke der Rheinenergie, die Fernwärme produzieren, würden weiter beliefert.

„Die Rheinenergie ist ein gut aufgestelltes Unternehmen“, sagte Lichtenstein. Der Umsatz in der Gruppe mit Kraftwerken, Netz und Energiehandel betrug 2021 fünf Milliarden Euro, der in der Gruppe 2,52 Milliarden. Unter dem Strich machte die Rheinenergie einen Gewinn von 173 Millionen Euro. Davon bekommt der Mehrheitseigner GEW Köln, eine Zwischenholding im Stadtwerkekonzern, 135 Millionen, der 20-Prozent-Eigner Eon 28 Millionen. Zehn Millionen stärken die Rücklagen.