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Gespräche mit VerdiKarstadt und Kaufhof verhandeln über Entlohnung

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Kaufhof

Warenhausriese Galeria Karstadt Kaufhof: Auf die Fusion folgt der Stellenabbau.

Köln – Vertreter von Galeria Karstadt Kaufhof und der Gewerkschaft Verdi sprechen über die Entlohnung in den Warenhäusern. Dabei streben die Arbeitgebervertreter eine Absenkung der Löhne bei Kaufhof an. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das gleiche tun, sollten auch gleich bezahlt werden“, argumentiert Miguel Müllenbach, Arbeitsdirektor von Karstadt und Kaufhof.

„Sozialpartnerschaft sieht anders aus“

Bei Karstadt gibt es einen Sanierungstarifvertrag, bei Kaufhof strebt die Unternehmensleitung eine Absenkung der Entgelte an. Dabei bringt sie die Möglichkeit eines sogenannten rechtlichen Zusammenschlusses der Unternehmen ins Spiel, bei dem die Kaufhof-Entgelte um elf Prozent auf das Karstadt-Niveau abgesenkt würden. Stattdessen könnte aber mit Verdi auch eine Vereinbarung geschlossen werden, bei der die Karstadt-Entgelte angehoben werden, ohne dass das künftige Niveau genannt wird. Auf dieses Niveau sollen nach dem Willen der Geschäftsleitung dann die Kaufhof-Entgelte abgesenkt werden. Gleichzeitig soll der „Zukunftstarifvertrag“ vier Jahre länger gelten. Eine Angleichung der Entgelte an das Tarifniveau wird damit zumindest verzögert.

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„Sozialpartnerschaft sieht anders aus“, sagte Verdi-Pressesprecher Günter Isemeyer. Die Gewerkschaft führe solche Verhandlungen nicht öffentlich. Der Arbeitgeber habe seine Vorstellungen dargelegt, und die Tarifkommission der Gewerkschaft werde am Donnerstag und Freitag darüber sprechen. „Unverhohlene Drohungen werden die Kommission nicht beeinflussen“, so Isemeyer. Es führe nicht zum Erfolg, dem Verhandlungspartner die Pistole auf die Brust zu setzen.

Stellenabbau in Frechen und Erfurt

Unterdessen haben Mitarbeiter im Logistik-Zentrum Frechen geschockt auf die am Montag angekündigte definitive Schließung reagiert. 300 Mitarbeiter sind davon betroffen. „Viele Beschäftigte sind fix und fertig“, berichtete ein Mitarbeiter des Frechener Kaufhof-Lagers im Gespräch mit dieser Zeitung. Manche seien schon seit 30 oder 40 Jahren im Unternehmen tätig. Den Mitarbeitern sei davon berichtet worden, dass das Lager Ende Juni 2020 schließen soll und bis Dezember 2020 der Rückbau erfolge. Dann läuft der Mietvertrag am Standort aus.

Zum Zeitplan äußerte sich die Galeria Kaufhof GmbH nicht. Am Montag war neben der Schließung von Frechen auch die von Erfurt angekündigt worden sowie die von kleineren Stadtorten in Stuttgart, Würzburg, Hannover und Berlin. Logistikzentren in Neuss und Dietzenbach werden verkleinert, der Standort in Köln-Porz wird erweitert. 600 Stellen fallen dadurch weg. Verdi befürchtet den Verlust weiterer Arbeitsplätze. Der Warenhauskonzern will die Logistik für Dritte übernehmen, Verdi bezweifelt, dass dies im erforderlichen Umfang gelingt.

Veränderungen in der Logistik sorgen für Umstrukturierungen

„Karstadt und Kaufhof müssen Überkapazitäten abbauen, die sich aus dem Zusammenschluss ergeben haben, die doppelte Infrastruktur zurückbauen und Synergien heben“, sagt dagegen Andreas Kruse, Logistik-Experte beim Kölner Handelsinstitut EHI. Der Konzern drehe an den notwendigen Stellschrauben und müsse die Einschnitte vornehmen. Logistikstandorte müssten geschlossen werden, weil es hier Doppelstrukturen gebe. Es mache keinen Sinn, etwa in Köln-Porz und in Frechen einen Standort zu unterhalten. „In der Logistik stehen hohe Investitionen und Modernisierungen an. Die tätigt man sinnvollerweise nur an einem von zwei benachbarten Standorten“, so Kruse.

Dazu kommt, dass Karstadt mit dem Logistiker Fiege ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet hat, das die Logistik übernimmt. Dieses neue Unternehmen sei agiler, in ihm ließen sich notwendige Veränderungen leichter umsetzen. Auch die Arbeit für Dritte sei sinnvoll, weil sich durch zusätzliche Waren im Netzwerk die Kapazitäten besser nutzen ließen. Das senke die Kosten. Die Warenhäuser ließen sich auch wie vom Konzern geplant als Logistik-Hubs nutzen. Sie befänden sich in 1A-Lagen. Es gebe kurze Wege zu den Kunden. Das mache nicht genutzte Flächen in den Warenhäusern interessant, so Kruse. So könnte der Raum für die Verteilung von Waren auf den letzten Metern zum Kunden genutzt werden.