Kommentar zu CO2-SchleudernBeim Dienstwagen läuft was falsch
- In Zeiten des Klimawandels stellt sich die Frage, ob Dienstwagen weiter einen steuerlichen Vorteil genießen sollen.
- Das Dienstwagenprivileg ganz abzuschaffen, ginge aber zu weit.
- Ein steuerpolitischer Kommentar.
Fast ein Drittel aller neu zugelassenen Dienstwagen sind große Geländewagen, davon die allermeisten mit schadstoffreichen Verbrennungsmotoren. Und fast zwei Drittel aller Neuzulassungen sind Dienstwagen.
Allein diese Zahlen zeigen: Vor dem Hintergrund des schnellen Klimawandels läuft hier etwas ganz schön falsch. Die Politik lenkt mit ihren steuerpolitischen Entscheidungen aus grauer Vergangenheit die Nachfrage nach Neuwagen in die falsche Richtung. Das muss sie schnell korrigieren – auch um den Preis, dass die Autoindustrie gegen die ihr unliebsamen Entscheidungen mobil machen und mit Jobverlusten drohen wird.
Dienstwagensteuer staffeln
Teure Dienstwagen schafft der Arbeitgeber für seinen Arbeitnehmer an. Der Arbeitgeber übernimmt auch Versicherung und Spritkosten, die bei Autos mit großen Motoren umso höher sind. Der Arbeitnehmer muss, wenn er den Wagen auch privat nutzt, für diesen geldwerten Vorteil nur ein Prozent des Listenpreises versteuern. Das kommt ihn erheblich günstiger, als wenn er den Wagen selbst angeschafft hätte und für den Betrieb aufkommen müsste. Deshalb ist der teure Dienstwagen so beliebt.
Um die Nachfrage wegzulenken von CO2-starken großen Verbrennern hin zu schadstoffärmeren Autos macht es Sinn, die Dienstwagensteuer zu staffeln. Wer viel CO2 ausstößt, soll deutlich mehr bezahlen als derjenige, der einen Wagen mit niedrigen oder gar keinen Emissionen bestellt. Dieser Ansatz muss auch noch stärker bei der Kfz-Steuer eine Rolle spielen. Der Gesetzgeber bevorzugt zwar bereits Elektro-Autos und Plug-In-Hybride bei der Dienstwagensteuer. Doch der Effekt ist zu gering: Die Nachteile beim Preis und bei der Reichweite können durch die geringere Dienstwagensteuerung nicht wettgemacht werden. Deshalb müssen die Unterschiede noch größer werden.
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Die Neugestaltung der Dienstwagenbesteuerung würde nebenbei auch für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen. Denn wer einen gutbezahlten Job hat, kommt in der Regel auch leichter an einen Dienstwagen. Und wer besonders privilegiert ist, kann sich einen SUV bestellen. Je teurer das Auto, desto vorteilhafter ist das Dienstwagenprivileg für Arbeitnehmer. Eine Staffelung der Dienstwagensteuer nach dem CO2-Ausstoß würde diesen Effekt korrigieren.
In Zeiten des Klimawandels stellt sich die Frage, ob Dienstwagen überhaupt weiter einen steuerlichen Vorteil genießen sollen. Das Dienstwagenprivileg ganz abzuschaffen, ginge aber zu weit. Denn die Automobilindustrie als einer der wichtigsten Pfeiler der deutschen Wirtschaft hat zurzeit an vielen Fronten zu kämpfen. Der Wegfall des Privilegs könnte manchem Hersteller das Genick brechen.