Für Karsamstag hat Verdi Beschäftigte von Galeria Karstadt Kaufhof zum Streik aufgerufen – jedenfalls in Hessen. Was passiert in NRW?
NRW-Standorte möglicherweise auch betroffenVerdi ruft Galeria-Mitarbeitende in Hessen am Karsamstag zum Streik auf
Der Tarifkonflikt beim Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof eskaliert. Die Gewerkschaft Verdi hat zunächst die Beschäftigten der Filialen in Hessen für Karsamstag zum Streik aufgerufen. Die Unternehmensleitung in Essen reagiert scharf auf die Ankündigung und droht mit Konsequenzen für streikende Beschäftigte.
Noch am späten Mittwoch Nachmittag wollte sich Verdi zu Streikgerüchten nicht äußern. Donnerstag früh wurde der Aufruf dann publik. „Wir müssen kämpfen, um den Druck auf die Arbeitgeber zu verstärken. Stärkt Eurer Tarifkommission den Rücken und kämpft“, heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt. Der Streikaufruf beschränkt sich offenbar zunächst auf Hessen und Baden-Württemberg.
Galeria-Kaufhof: Verdi ruft in Hessen an Karsamstag zum Streik auf
Ob auch der Galeria-Heimatmarkt NRW in den Tarifkonflikt einbezogen werden soll, ließ Verdi zunächst offen. „Arbeitskampfmaßnahmen am Samstag sind nicht ausgeschlossen. Zu Ort und Zeit konkreter Aktionen werden wir uns zu gegebener Zeit äußern“, sagte ein Sprecher auf Anfrage.
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Die geplanten Arbeitsniederlegungen am Karsamstag treffen Galeria an einem der gewöhnlich umsatzstärksten Tage im Jahr. Aus dem Unternehmensumfeld verlautet, dass der Verkauf trotz des Streikaufrufs weitergehen soll. Offenbar sollen am Samstag Führungskräfte die Kassen besetzen. Gleichwohl protestieren Galeria-Chef Miguel Müllenbach und Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz in einem Schreiben an den Verdi-Bundesvorstand scharf. „Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die Sie haftbar zu machen wären“, schreiben sie.
Galeria-Kaufhof in „existenzieller Krisensituation“
Da das Insolvenzverfahren noch nicht beendet sei, befinde sich Galeria „weiterhin in einer existenziellen Krisensituation“. Der Streik „konterkariert ganz eklatant das Ziel des Insolvenzplans, wenigstens einen kleinen Anteil der Forderungen befriedigen zu können“.
Die Gläubiger hatten am 27. März grünes Licht für den Verzicht auf Forderungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro gegeben. Allein der Bund und damit die Steuerzahler verlieren damit fast 600 Millionen Euro. Galeria will rund 3000 der 17.000 Arbeitsplätze abbauen und über 40 Warenhäuser schließen.
Müllenbach und Geiwitz warnen nun davor, dass ein Streik und die „wirtschaftlich untragbare Vergütungsforderung“ Verdis den Insolvenzplan und damit das Überleben des Unternehmens gefährde. Galeria fordert Verdi auf, den Streikaufruf „unverzüglich“ zurückzuziehen. „Sollten Sie dieser Aufforderung nicht nachkommen, müssen Sie damit rechnen, dass Sie, aber gegebenenfalls auch beteiligte Arbeitnehmer für die entstehenden Schäden persönlich haftbar gemacht werden“, heißt es in dem Brief.
Am Donnerstag Nachmittag legt Verdi noch einmal nach. „Rechtliche Drohungen des Arbeitgebers weisen wir zurück. Es geht hier um Beschäftigte, die schon lange auf einen Teil ihres Einkommens verzichten und aktuell für die Sicherung ihrer künftigen Arbeitsbedingungen kämpfen“, erklärt ein Gewerkschaftssprecher. „Dafür führen wir Tarifverhandlungen. Unsere Forderungen sind rechtens und damit auch streikfähig.“
Verdi erntet Kritik aus dem Gesamtbetriebsrat
Offen bleibt allerdings, ob Verdi mit der Streik-Strategie auch den Gesamtbetriebsrat hinter sich hat. Nach Informationen unserer Redaktion soll sich das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen beiden Seiten noch weiter verschlechtert haben. Dazu passt die Äußerung eines namentlich nicht genannten Betriebsrats, den das Magazin Business Insider mit den Worten zitiert: „Man muss schon am ökonomischen Sachverstand der Verdi-Spitze zweifeln, wenn in solch einer prekären Situation, in der wir uns befinden, Filialen dicht bleiben sollen.“ In Betriebsratskreisen soll demnach von einem „ideologischen Streik“ die Rede sein.