AboAbonnieren

Ford-Betriebsrat warnt„Diskussion um Verbrenner-Aus gefährdet Arbeitsplätze in Köln“

Lesezeit 3 Minuten
12.06.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Ein Ford Explorer ist bei der Vorab-Eröffnungsfeier des Ford Cologne Electric Vehicle Center in der Montage zu sehen. Das Kölner Werk wird das erste EV (Electric Vehicle) Center von Ford in Europa sein. Foto: Marius Becker/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Vollelektrisch: Ein Ford Explorer in der Kölner Montage. Das Bild entstand bei einer Vor-Eröffnungsfeier im Juni 2023.

Die CDU ist mit einer Online-Abstimmung gegen ein angeblich von der EU geplantes Verbrennerverbot grandios gescheitert. Trotzdem stimmt die Diskussion die Arbeitnehmervertreter bei Ford in Köln besorgt.

Der Ford-Betriebsrat und der Vertrauenskörper der IG Metall des Autobauers kritisieren im Vorfeld des Beginns der Serienfertigung des E-Autos Explorer die neu aufgeflammten Debatten rund um das Aus für Verbrennungsmotoren. „Diese ohne Not von der CDU angestoßene neuerliche Diskussion ist für die Beschäftigten verstörend und sorgt nur für eine Vertiefung der Politikverdrossenheit“, so der Betriebsratschef Benjamin Gruschka.

Hintergrund: Die CDU hatte eine Abstimmungskampagne gegen das ab 2035 von der EU geplante faktische Aus für Neuwagen mit Verbrennermotor gestartet und wollte sich Rückendeckung in einer Online-Abstimmung holen. Die wurde aber gestoppt, weil es viele Nein-Stimmen gegeben hatte. Die CDU spricht von „Manipulation“. Rein formal plant die EU zwar kein Verbrennerverbot, sondern nur die Auflage, dass die komplette Flotte an neuen Pkw von 2035 an CO2-neutral unterwegs sein muss. Wirtschaftlich ist das aber wohl nur mit Elektroantrieb zu erreichen.

Milliarden für die Transformation

Betriebsrat und Vertrauenskörper kritisieren, dass bei der Diskussion rund um ein angebliches Verbot des Verbrenners und eine mögliche Vernichtung von Arbeitsplätzen in Deutschland dadurch unterschlagen werde, dass praktisch alle Hersteller große Milliardensummen in die Transformation der Automobilindustrie investiert haben. Etliche Werke seien bereits auf die alleinige Produktion von Elektroautos umgestellt.

Auch führe die Diskussion zur Verunsicherung insbesondere bei uninformierten Käuferinnen und Käufern, die neben der Kürzung von Subventionen für eine Kaufzurückhaltung verantwortlich sei.

Während die Zulassungszahlen von E-Autos in Europa gestiegen sind, sind sie in Deutschland von Januar bis April um 10,8 Prozent gefallen.

Ford kann in Köln gar keine Verbrenner mehr bauen

„Die Ford-Werke in Köln haben in den letzten Jahren rund zwei Milliarden Euro in den Standort investiert und beginnen dort nächste Woche mit der Produktion von rein batterieelektrischen Fahrzeugen“, so Gruschka. Das Werk könne keine anderen Fahrzeuge mehr herstellen, weder reine Verbrenner noch Hybride. Die ohne Not von der CDU angestoßene neuerliche Diskussion verstärke die Sorgen der Belegschaft, ob es wirklich wieder zu einer Vollproduktion in 3 Schichten mit entsprechend vielen Arbeitsplätzen kommen wird. „Die CDU spielt jetzt mit der Büchse der Pandora und redet Kurzarbeit und weitere Stellenstreichungen gleichsam herbei“, so Gruschka weiter

Gruschka pocht auf die einmal aufgestellten Regeln. Die Industrie habe sie nur vollzogen, im Vertrauen auf die Zuverlässigkeit solch weitreichender Entscheidungen. Die CDU habe durch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundeskanzlerin Angela Merkel die Weichen mitgestellt. „Wir fordern die CDU auf, diesen dem Wahlkampf geschuldeten Populismus zu beenden. Kein Stimmenfang auf Kosten der Belegschaften! Unsere Beschäftigten wollen dafür nicht mit ihren Einkommen oder sogar ihren Arbeitsplätzen bluten müssen“, so David Lüdtke, Leiter des IG Metall Vertrauenskörpers der Ford-Werke GmbH in Köln-Niehl/Merkenich.

Ford hatte im August des abgelaufenen Jahres die Markteinführung des E-Autos Explorer verschoben – kurz vor dem geplanten Produktionsstart. Zuvor war das Werk Mitte Juni von Bundeskanzler Olaf Scholz und William Clay (Bill) Ford Jr., Fords Nr. 1 feierlich eingeweiht worden.

Ford hatte auf neue Anforderungen für Batterien verwiesen, etwa hinsichtlich des Brandschutzes. Neue Batterien werden eingesetzt. Und dafür musste der Wagen umkonstruiert werden, damit er jetzt gebaut werden kann. Der in Köln-Merkenich entwickelte Explorer, der im Cologne Electric Vehicle Center vom Band läuft, kann laut Ford seit Mitte März bestellt werden. Der Wagen mit 286 PS und einer Reichweite von bis zu 602 Kilometern hat laut dem Internetauftritt von Ford eine Aktionspreisempfehlung von 48.510 Euro. Als Einstiegspreis für das Fahrzeug mit kleinerer Batterie nennt Ford 42.500 Euro zuzüglich Überführungskosten. Dieses Fahrzeug ist ab Jahresende bestellbar.

Auch die Produktion eines zweiten etwas größeres E-Auto ebenfalls auf VW-Basis läuft an. Von beiden Fahrzeugen sollen pro Jahr in Köln etwa 200.000 Fahrzeuge gebaut werden.