AboAbonnieren

Flughafen Köln/BonnWer in der Region vom Fluglärm betroffen ist

Lesezeit 4 Minuten

Ein Flugzeug der Eurowings startet auf dem Flughafen Köln/Bonn.

Umgebungslärm ermittelt das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) jetzt nach einem neuen Verfahren. Das führt zu einer höheren Zahl an Betroffenen in Köln/Bonn.

Erstmals hat das Lanuv nach eigenen Angaben für die aktuelle Berechnung ein europaweit angewandtes Verfahren angewendet. Das Ergebnis sei eine Vergrößerung der beschallten Fläche im Vergleich zu 2017 von zum Beispiel 11,3 Quadratkilometer in Köln. Das führt dann zu einer höheren Zahl von Belasteten. In Köln sind demnach 103 400 (2017: 64 018) Bürger einem Ganztages-Dauerschallpegel von 55 dB (A) und mehr ausgesetzt, 15 800 (8623) davon sind einem Dauerschallpegel von 60 bis 64,9 dB (A) ausgesetzt, 100 (51) von mehr als 65 dB (A).

In der Nacht sind 71 700 (30 153) Kölner einem Dauerschallpegel von 50 dB (A) und mehr ausgesetzt, 8900 (4554) davon einem Dauerschallpegel zwischen 55 und 59,9 dB (A). Erfasst hat das Lanuv nach einer EU-Richtlinie die Dauerschallpegel ab 55 dB (A) und mehr am Tag und 50 dB (A) und mehr in der Nacht in der Nacht. Auch in weiteren Kommunen rund um den Flughafen sind Anwohner demnach von entsprechenden Schallwerten betroffen. In Hennef sind es am Tag 26 063, in der Nacht 18 401, in Siegburg 22 761 am Tag und 18 470 in der Nacht. Insgesamt hat die LSG am Tag 169 517 Belastete ermittelt und 117 336 in der Nacht.

WHO empfiehlt geringere Lärmbelastung als 40 dB (A)

Die LSG geht dagegen von einer höheren Zahl von Betroffenen aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in 2018 veröffentlichten Leitlinien für die durchschnittliche nächtliche Lärmbelastung durch Luftverkehr einen Lärmpegel von 40 dB(A) nicht zu überschreiten. Ein nächtlicher Luftverkehr oberhalb dieses Dauerschallpegels sei nämlich mit Beeinträchtigungen des Schlafs verbunden. Mögliche gesundheitliche Auswirkungen können Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein.

Dauerschallpegel ist dabei als theoretischer Wert ein mittlerer Schallpegel aus gemessenen Einzelschallpegeln über die Zeiträume. Zahl der Flugbewegungen ist seit 2017 gesunken Empfehlungen der WHO gibt es auch für den Straßenverkehr von 53 dB (A), Schienenverkehr (54 dB) und Luftverkehr von 45 dB (A) als Ganztagsschallpegel sowie für die Nacht mit 45 dB (A) für den Straßenverkehr und 44 dB (A) für die Schiene.

Zahl der Flugbewegungen gesunken

Der Flughafen Köln/Bonn verweist auf Anfrage auf eine gesunkene Zahl an Flugbewegungen. „Während es am Flughafen 2017 insgesamt mehr als 141 000 Bewegungen gegeben hat, waren es 2022 mit knapp 121 000 Bewegungen und 2023 mit rund 118 000 Bewegungen jeweils mehr als 20 000 Bewegungen weniger“, so der Airport. Der Flughafen entwickele sein vielschichtiges Lärmschutzkonzept fortlaufend weiter. Dazu gehörten unter anderem Maßnahmen wie das Schallschutzprogramm, lärmmindernde Flugverfahren, Beteiligungen an Forschungsprojekten mit Partnerunternehmen sowie lärmabhängige Entgelte beziehungsweise finanzielle Anreize für Airlines, die leises Fluggerät einsetzen und am Tag fliegen.

Auch nutzen laut Flughafen Airlines sowohl im Passagier- als auch im Frachtverkehr zunehmend moderne Flugzeuge wie etwa die Neo-Modelle von Airbus. Diese Maschinen seien nicht nur spritsparender, sondern auch leiser als ihre Vorgänger. Als Beispiel verweist der Flughafen auf Frachtflüge mit der älteren McDonnell Douglas MD-11. Diese seien am Standort zunächst immer weiter zurückgegangen, seit Beginn des Jahres setzt das Unternehmen UPS die MD-11 gar nicht mehr im Regelbetrieb in Köln/Bonn ein.

Flughafen will wieder 10 Millionen Passagiere befördern

„Der Dauerschallpegel hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert“, sagte Helmut Schumacher von der LSG. Der Flughafen Köln/Bonn dokumentiert auf seiner Internetseite die Ergebnisse der Lärmmessungen. In den ersten sechs Monaten des Jahres gab es an der Messstelle Köln-Merheim zum Beispiel Dauerschallpegel am Tag zwischen 49,1 und 52,2 dB (A). In den Vorjahresmonaten lagen die Werte zwischen 49,4 und 50,6 dB (A). Dass als laut eingeschätzte alte Flugzeuge durch neuere ersetzt wurden, zeige sich in den Werten nicht, so Schumacher. Möglicherweise tritt ein Effekt aber bei der Zahl der lauten Einzelfallereignisse jenseits von 80 dB (A) auf.

Die Verkehrszahlen des Flughafens machen der Lärmschutzgemeinschaft aber Sorgen. In den ersten sechs Monaten des Jahres hat die Zahl der Passagiere um 6,6 Prozent zugenommen auf 4,36 Millionen. Flughafen und Lärmschutzgemeinschaft rechnen mit einer Steigerung der Passagierzahlen im laufenden Jahr. Der Flughafen erwartet erstmals seit 2019 wieder die Marke von zehn Millionen Passagieren zu überspringen. Bei der Fracht könnte es aber ein Minus geben. Im ersten Halbjahr wurden 409.500 Tonnen umgeschlagen, 7,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.