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EZB ebnet den Weg für E-EuroAlles was man zum digitalen Euro wissen muss

Lesezeit 4 Minuten
E-Euro

Europas Währungshüter machen den nächsten Schritt zur Einführung eines digitalen Euro.

Köln – Bargeldlos zahlen – daran haben sich viele mittlerweile gewöhnt. Mehr als 56 Prozent des Einzelhandelsumsatzes wurde im vergangenen Jahr mit Kartenzahlungen generiert. Aber auch der Hype um sogenannte Kryptowährungen wie Bitcoin reißt nicht ab. Bald könnte eine weitere Zahlungsart hinzukommen – der digitale Euro. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Was genau ist ein digitaler Euro?

Wie genau der E-Euro aussehen soll, steht noch nicht fest. Klar ist jedoch, dass der digitale Euro wie das Bargeld von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgegeben und kontrolliert werden soll. Somit würde sich ein Guthaben in E-Euro nicht von jenem auf dem Giro- oder Sparkonto unterscheiden. Es ist eine virtuelle Geldbörse, die sich der Verbraucher zulegt. Faktisch liegt sie allerdings nicht bei der Hausbank nebenan, sondern bei der EZB – und ist dort auch abgesichert. Auch wenn das Guthaben von Sparkassen, Volksbanken und so weiter verwaltet werden soll. Wie viel Geld der Verbraucher in einer solchen virtuellen Geldbörse hat, könnte limitiert werden. Die EZB hatte eine Obergrenze von 3000 Euro ins Spiel gebracht. EZB-Präsidentin Christine Lagarde ging zuletzt davon aus, dass der digitale Euro in fünf Jahren zum Einsatz kommen könnte. Details könnten in den nächsten zwei Jahren festgelegt werden.

Wo ist der Unterschied zu Kryptowährungen?

In erster Linie liegt der Unterschied darin, dass die Europäische Zentralbank die Kontrolle über die Währung behält. Dadurch will sie auch die Stabilität garantieren sowie unvorhersehbare und teils unerklärliche Kursschwankungen wie zuletzt beim Bitcoin ausschließen. Wie bei Kryptowährungen soll aber auch das Bezahlen mit digitalem Zentralbankgeld anonym sein. Damit unterscheidet sich der E-Euro von anderen digitalen Zahlungsformaten wie beispielsweise Apple Pay und Paypal.

Was bringt der E-Euro für Otto Normalbürger?

Letztlich ist der E-Euro nichts anderes als digitales Bargeld und wird ähnlich verwendet werden wie derzeit zum Beispiel eine Kreditkarte. Er ermöglicht das bargeldlose Zahlen an der Supermarktkasse oder kann beim Shopping im Internet eingesetzt werden. Dem FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler zufolge, der jüngst eine Anfrage zum E-Euro an die Bundesregierung gestellt hat, soll der digitale Euro die Antwort auf das chinesische digitales Geld sowie auf die Facebook-Währung „Diem“ sein. „China will mit dem digitalen Geld das Bargeld zurückdrängen und die Bürger noch stärker überwachen. Das kann kein Ziel für den Westen und Europa sein“, warnt Schäffler, Mitglied des Finanzausschusses im Bundestag.

Was sagt Berlin?

Die Bundesregierung steht dem Projekt positiv gegenüber, schreibt das Finanzministerium auf Anfrage der FDP. Sie „begrüßt die vorbereitenden Arbeiten der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Einführung eines digitalen Euro als Zahlungsmittel und spricht sich dafür aus, dass die EZB in diesem Jahr mit der Pilotierungsphase zum digitalen Euro beginnen sollte, um frühzeitig die Chancen und Herausforderung, die mit einem solchen Zahlungsmittel einhergehen würden, abschätzen und bewerten zu können“, heißt es. (nika)

Facebook habe gerade seine Pläne zum „Diem“ in Europa aufgegeben und versuche jetzt den Start in den USA. „Das sagt viel über den Digitalstandort hierzulande aus. Besser wäre es gewesen, wenn Diem in Europa gestartet wäre, dann hätten wir auf den Datenschutz und den rechtlichen Rahmen Einfluss nehmen können. So findet die Story andernorts statt.“

Wie ist die Situation in anderen Ländern?

China entwickelt einen digitalen Yuan, und auch die Zentralbank in Schweden arbeitet an der E-Krone. Für den Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom wird es daher Zeit, dass auch Europa beim digitalen Euro weiterkommt. „Andere Nationen sind bei digitalem Zentralbankgeld schon weiter und haben bereits Pilotprojekte gestartet. Wir müssen unser Tempo erhöhen, um diesen Vorsprung aufzuholen“, so Bernhard Rohleder. Er plädiert außerdem für eine weltweit führende Rolle Europas beim digitalen Zentralbankgeld. „Der digitale Euro ist ein ganz zentrales Element einer digital souveränen EU.“

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Für den FDP-Abgeordneten Frank Schäffler tritt digitales Zentralbankgeld tatsächlich in Konkurrenz zum Bargeld – und das aus einem Grund, der in Abgrenzung zu den boomenden Kryptowährungen für Sicherheit und Stabilität sorgen soll: weil es von der Europäischen Zentralbank abgesichert ist. Das könnte Auswirkungen auf den Bürger haben. Auch die Risiken für die Finanzstabilität könnten sich Schäffler zufolge erhöhen, weil der digitale Euro „Bankruns in einer Finanzkrise beschleunigen kann“.