Die neue Bayer-Arzneimittelproduktionsanlage „Solida 1“ soll in Leverkusen bald den Betrieb aufnehmen. Die Produktion ist stark automatisiert und findet nun in einem Raum statt.
Bayer LeverkusenWie die Arznei-Anlage „Solida 1“ arbeiten soll
Nicht weniger als ein weltweites Vorzeigewerk soll sie sein, die neue Arznei-Produktionsanlage „Solida 1“ des Bayer-Konzerns im Chempark Leverkusen. Die Maschinen sind bereits installiert, aktuell werden sie in Betrieb genommen. Die Fertigstellung und Aufnahme der Tablettenproduktion sind für 2024 geplant. Vertreter von Bayer und der Siemens AG — die für die Produktions- und Gebäudetechnik in der neuen Anlage verantwortlich zeichnet – gaben nun erste Einblicke ins Innere des 275 Millionen-Euro-Projektes.
Automatisierung der Produktionsabläufe
Das Besondere: In „Solida 1“ soll nicht nur eine einzige Sorte Tabletten hergestellt werden können, sondern Medikamente unterschiedlicher Art. „Wir können sowohl hochpotente als auch niedrigpotente Medikamente im selben Gebäude produzieren“, erläutert Bayer-Projektleiter Jürgen Wiedemann. Hochpotente Medikamente sind solche Mittel, die weniger Wirkstoff benötigen als niederpotente. Der gesamte Herstellungsprozess bis zur fertigen Tablette soll rund 24 Stunden dauern. „In klassischen Betrieben ist das wesentlich länger“, so Jürgen Wiedemann. Damit die Umstellung von einem Medikament auf ein anderes im Bedarfsfall schnell klappt, befinden sich die Produktionsmaschinen in der Anlage alle im selben Raum – die einzige Ausnahme bildet der „Coater“, der im letzten Fertigungsschritt die Tabletten mit einem Lack überzieht, damit sie leichter vom Patienten eingenommen werden können.
Die anderen Maschinen stehen jedoch in derselben Halle: „Wir machen alle Wände weg“, so Wiedemann. Dies habe gegenüber einer Anlage mit abgetrennten Maschinenräumen den Vorteil, dass man nicht vor jedem einzelnen Raum Schleusen braucht, durch die die Mitarbeiter aus Hygienegründen hindurch müssten. Immerhin muss bei der pharmazeutischen Produktion streng darauf geachtet werden, dass Inhaltsstoffe der Medikamente in den sogenannten „Reinräumen“ nicht verunreinigt werden. Auch an anderen Stellen werden neue Strategien eingesetzt, damit nichts kontaminiert wird: So sorgen beispielsweise Isolatoren an der Tablettenpresse dafür, dass kein Staub von hochaktiven Substanzen nach draußen gelangen kann und dass auch die Mitarbeitenden davor geschützt werden.
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Als erstes Medikament steht ein Gerinnungshemmer auf dem Programm
Wenn die Produktion von einer Arznei auf die andere umgestellt wird, sollen in „Solida 1“ die Bedigungen geschaffen werden, die das jeweilige Medikament braucht. Temperatur, Feuchtigkeit und Druckverhältnisse können durch das Gebäudemanagement angepasst werden. Das erste Medikament, das durch die Anlage läuft, soll der Gerinnungshemmer Asundexian sein, der sich momentan noch in der Phase der klinischen Studien befindet. Er ist der mögliche Nachfolger für den Bayer-Bestseller Xarelto. Neben der Zusammenlegung der Maschinen in einen Reinraum setzen Bayer und Siemens außerdem auf ein hohes Maß an Automatisierung. Um den Transport der Inhaltsstoffe zu den Maschinen kümmern sich selbstfahrende Fahrzeuge und Roboter, auch das Mischen und Sieben funktionierten automatisch. „Es gibt keine manuelle Materialbewegung mehr durch Mitarbeitende“, sagt Betriebsleiter Enrico Hanusa. So würden pro Schicht nur noch fünf Facharbeiter benötigt.
Alle Abläufe in der Produktion sollen durch digitale Services genau überwacht und analysiert werden, damit Unregelmäßigkeiten schnell erkannt und korrigiert werden können. Es gehe bei der Automatisierung auch darum, dass Deutschland mit anderen Standorten mithalten kann: „Automatisierung sorgt auch für ein hohes Maß an Prozesstabilität“, sagt Wiedemann. „Wenn ein Roboter mal Fehler macht, macht er immer die gleichen. Außerdem muss man sich fragen: Findet man in zehn oder 20 Jahren noch Leute, die nachts in der Fabrik im Schichtbetrieb arbeiten wollen?“
Wenn die Anlage ihren Regelbetrieb aufgenommen hat, werden laut Einschätzung von Betriebsleiter Enrico Hanusa pro Jahr zwischen 750 Millionen und 1,2 Milliarden Tabletten vom Band laufen. Die Kapazität könne mit dem Anbau von weiteren Produktionsmodulen aber auch noch erhöht werden.