Auch in NRW dürften viele Kundinnen und Kunden von Apotheken am Mittwoch vor verschlossenen Ladentüren stehen.
LieferengpässeApotheken-Protest gegen Medikamentenmangel – am Mittwoch Streik in NRW
Etwa 90 Prozent der Apotheken an Rhein und Ruhr werden sich nach Einschätzung des Apothekerverbandes Nordrhein am „bundesweiten Protesttag“ beteiligen und mit einem Streik unter anderem den Medikamentenmangel anprangern.
„Die Liste der Medikamente mit Lieferengpässen umfasst aktuell etwa 500 Arzneien, im vergangenen Jahr waren es noch 300“, sagte Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, unserer Redaktion. Der inzwischen seit vielen Monaten anhaltende Mangel betreffe weiterhin vor allem Herzmedikamente, Antibiotika, Fiebersäfte für Kinder, Cholesterinsenker, Psychopharmaka und Krebsmedikamente.
Viele Apotheken bleiben am 14. Juni zu
Beim Protesttag am 14. Juni geht es aber auch um die zunehmende Zahl von Apotheken, die schließen müssen. In NRW gab es am Ende des Jahres 2022 noch 3804 Betriebe, das waren 94 weniger als im Jahr zuvor. Im Jahr 2009 seien laut Preis in NRW noch rund 4700 gezählt worden. Bundesweit gibt es rund 18000 Apotheken.
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Unzufrieden sind die Apothekerinnen und Apotheker nicht nur mit den Lieferengpässen, sondern auch mit diversen Honorarkürzungen, steigenden Energiekosten und der hohen Inflation. Der Zorn der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) richtet sich gegen die Bundesregierung. Die habe den Protesttag durch jahrelanges Nichtstun regelrecht provoziert, meint Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat den Forderungen der Verbände nach höheren Honoraren jedoch gerade erst eine harte Absage erteilt.
Zahlreiche Mediziner in NRW unterstützen den Protest der Pharmazeuten ausdrücklich: „Die Medikamentenlieferung an die Apotheken gleicht einem Glücksspiel“, erklärte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein, Oliver Funken, in einer Mitteilung. Die Konsequenzen daraus für die Arztpraxen seien weitreichend. „Oft werden grundlegende Medikamente einfach nicht geliefert“, kritisiert Funken. „Das zieht für viele Patienten eine Umstellung der Medikation nach sich – insbesondere für chronisch Kranke ist dies unzumutbar.“
In Düsseldorf ist am Mittwoch eine Großdemonstration geplant, an der sich Apothekerinnen und Apotheker aus ganz Deutschland beteiligen wollen und zu der rund 5000 Teilnehmende erwartet werden.
Wer ein frei verkäufliches Medikament benötigt oder ein Rezept einlösen möchte, der muss sich an diesem Tag an Notdienst-Apotheken wenden. Infos gibt es im Netz unter www.apothekennotdienst-nrw.de. „Keiner bleibt unversorgt“, verspricht Thomas Preis. Rezepte für nicht dringend benötigte Arzneien sollten aber möglichst vor oder erst nach dem Protesttag in der Apotheke vorgelegt werden.