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Einrichtung in WipperfürthJeder zehnte Mitarbeiter will wegen Impfpflicht gehen

Lesezeit 3 Minuten

Zahlreiche Mitarbeiter wollen Noh Bieneen wegen der Impfpflicht verlassen.

Wipperfürth – Früher oder später taucht der 15. März dieses Jahres inzwischen immer auf, wenn sich die Chefs bei Noh Bieneen zur Besprechung treffen, zum Telefon greifen oder ihre E-Mails öffnen. Jeder Plan, jedes Konzept – über allem schwebt der Stichtag, denn ab 15. März gilt die einrichtungsbezogene Impfpflicht.

Vor Weihnachten wurde diese Pflicht von Bundestag und Bundesrat beschlossen. Sie betrifft Noh Bieneen, das Menschen mit Behinderungen in und um Wipperfürth betreut. 85 Voll- und Teilzeitkräfte stehen aktuell bei Noh Bieneen unter Vertrag. Mindestens jeder Zehnte – so sieht es derzeit aus – will im März lieber den Arbeitsplatz verlieren, als sich der Spritze zu stellen.

„Viele eint die Kritik, wie die Politik mit der Pandemie umgeht“

Auf den ersten Blick klingt diese Quote verschmerzbar. „Eine kleine Einrichtung wie unsere stellt die Impfpflicht aber vor entscheidende Herausforderungen, das muss man so klar sagen“, betont Claudia Finke, Vorstand von Noh Bieneen. Aus ihrer Sicht ist die Neuregelung das i-Tüpfelchen, das Mangel an Fachkräften in der Branche noch einmal verschärfen wird.

Die Motive der betroffenen Kollegen seien unterschiedlich, berichten Nina Pick und Sebastian Klein, die bei Noh Bieneen die Ambulanten Dienste leiten. Die einen setzten auf den Totimpfstoff Valneva, dessen Zulassung aktuell läuft. Andere stünden Impfungen grundsätzlich skeptisch gegenüber. „Viele eint die Kritik, wie die Politik mit der Pandemie umgeht“, beschreibt Pick die Stimmung.

Die Betroffenen hätten lange Zeit ohne Murren alle Vorgaben akzeptiert. Tägliche Tests, Arbeiten mit FFP2-Maske, teilweise sogar unter Vollschutz. Doch die vorgeschriebene Impfung überschreite für sie eine Grenze.

Wichtige Mitarbeiter wollen Noh Bieneen verlassen

Es seien ausgerechnet fachlich wertvolle Mitarbeiter, die Noh Bieneen wegen der Impfpflicht verlassen wollten, bedauert Nina Pick. Unzählige Male habe man mit den Kollegen gesprochen, zuletzt habe der Betriebsarzt ihnen ins Gewissen geredet. „Es sind Menschen, zu denen unsere Bewohner über lange Zeit eine Beziehung aufgebaut haben“, erklärt Finke. Solche, die ein besonderes Händchen für die Betreuung hatten und sich auch für die Nachtschicht nie zu schade waren.

Die Hoffnung auf kurzfristigen Ersatz haben die Verantwortlichen praktisch aufgegeben. „In unserer Sparte ist der hiesige Arbeitsmarkt abgegrast“, sagt Claudia Finke. Speziell in Wipperfürth konkurrierten zudem ausgesprochen viele Einrichtungen um die gleichen Fachkräfte. „Heilerziehungspfleger können auch in Kliniken arbeiten. Erzieher werden von den Kindergärten händeringend gesucht und Pflegehilfen von den Seniorenheimen“, erklären Pick und Klein.

Noh Bieneen hat Sorgen vor Ausfällen wegen Omikron

Vor Claudia Finke liegen herausfordernde Wochen. Erst am 15. März, so ihre Vermutung, werde sich zeigen, ob Noh Bieneen weiter in der Lage ist, die vertraglich zugesicherte Betreuung zu stemmen. Mit Blick auf die gesamte Gesellschaft halten Finke, Pick und Klein die Impfpflicht für nachvollziehbar.

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Dagegen stehe, dass die Gesundheits- und Pflegebranche in ihren Augen während der Pandemie durchgehend gefordert ist. Und dann ist in diesen Tagen obendrein auch bei Noh Bieneen die Sorge präsent, dass die Omikron-Welle noch zusätzlich Personal außer Gefecht setzt. „Das wäre ein Desaster“, sagt Claudia Finke leise.

Freie Stellen Heilerziehungspfleger, Pflegefachkräfte, Pädagogen und Quereinsteiger können sofort bei Noh Bieneen anfangen. Interessierte erreichen Nina Pick unter 02267/888 50 36 oder per E-Mail an pick@nohbieneen.de.