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Kandidaten-WanderungDiskussion über umstrittene Erweiterung des Gewerbegebietes

Lesezeit 3 Minuten

Rund 70 Interessierte Bürger und Politiker waren zur Wanderung durch das Waldgebiet bei Klause gekommen.

Lindlar – Im Rahmen eines Waldspaziergangs hat der Naturschutzbund Deutschland (NABU) am Sonntag erneut vor möglichen Folgen einer Erweiterung des Industrieparks Klause gewarnt. Neben rund 70 interessierten Bürgern schnürten auch Landrat Jochen Hagt und Tülay Durdu, seine Herausforderin bei der Wahl zur Spitze des oberbergischen Kreishauses, die Wanderschuhe und nahmen das diskutierte Gelände vor Ort in Augenschein.

Zu Beginn der Tour am Sattlerweg appellierte Wanderführer Rainer Ufer an die Teilnehmer, das „Gesellschaftsziel Wachstum“ zunehmend kritisch zu hinterfragen. Mit Hilfe einer großen Karte gab er zunächst einen Überblick über die in Rede stehende Erweiterung, die bisherige Ausdehnung des Indus-trieparks und die Lage der Wohngebiete in Richtung Horpe, Eichholz und Weyer. Anschließend steuerte der NABU-Mann die Gruppe über einen Trampelpfad auf die Rückseite der Schlosserstraße in Höhe der Lang AG.

Zwischenziel war der stillgelegte Steinbruch. Dort könne man die verbreitete Zerklüftung des Bodens besonders gut erkennen, so Ufer. Sie führe dazu, dass es möglichen Aufschüttungen, auf denen die Fundamente künftiger Firmenhallen errichtet würden, an Tragfähigkeit mangele. Die alternative komplette Versiegelung des Bodens wiederum werde den Grundwasserspiegel der Umgebung empfindlich und nachhaltig stören, prophezeite Ufer.

36.000 Hektar oberbergischen Wald

Neben Bürgermeister Dr. Georg Ludwig hatten sich Vertreter der im Lindlarer Rat vertretenen Fraktionen sowie der oberbergischen Politik unter die Wanderer gemischt. Auch Bürger aus Horpe waren vertreten – die „Interessengemeinschaft zum Erhalt des Waldgebiets Klause V“ war gemeinsam mit dem NABU Oberberg Gastgeber der Wanderung, die ausdrücklich „parteineutral“ erfolgen solle, wie Rainer Ufer vor dem Start betonte.

Landrat Jochen Hagt, der im September für die CDU sein Amt verteidigen will, betonte, dass die Erweiterung von Industrieflächen ein steter Abwägungsprozess sei. Er verwies auf 36 000 Hektar oberbergischen Wald, dem 1800 Hektar Gewerbeflächen gegenüberstünden. „Aber auf diesen etwa zwei Prozent der Kreisfläche entstehen 40 Prozent unser Wertschöpfung – Oberberg ist ein Industriestandort“, so Hagt.

Mangel an Brachflächen

„Wir müssen unseren heimischen Firmen Angebote zur Erweiterung vor Ort machen können, soweit sie ökologisch vertretbar sind“, sagte der Amtsinhaber unserer Zeitung. Mangels geeigneter Brachflächen im Kreis müsse dies mitunter über Neuausweisungen geschehen, wo sie ökologisch vertretbar seien. Die Entscheidung über Klause V liege aber in Lindlar, betonte Jochen Hagt.

SPD-Herausforderin Tülay Durdu, die im Wahlkampf zudem von Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke Oberberg unterstützt wird, bekräftigte ihren Willen, Arbeitsplätze in der Region schaffen zu wollen. „Trotzdem: Wir brauchen Luft zum Leben. Wenn uns die bereits fehlt, können wir gar nicht arbeiten.“ Sie spreche sich gegen einen derart massiven Eingriff in die Natur aus, wie er in Klause diskutiert werde, so Durdu.

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Auch sie verwies auf die primäre Zuständigkeit der Lindlarer Politik und Verwaltung in der Sache. Gleichwohl empfehle sie einen Runden Tisch, der alle Interessen berücksichtige, sagte Durdu. An die Kreisverwaltung appelliere sie, vorhandene Brachflächen gründlich im Sinne einer Nachnutzung zu begutachten. Denn diese Areale gebe es in Oberberg durchaus.