Im Kreishaus in Euskirchen wurde beim Wiederaufbaudialog kräftig gefachsimpelt und diskutiert. Auch zahlreiche Experten waren vor Ort.
Wiederaufbau nach der FlutIdeenmarkt im Kreishaus vernetzt Menschen und Institutionen
Die Hilfsbereitschaft nach der Flut war enorm. Von überall kamen die Helfer oder es wurde Geld gespendet. Es wurden Häuser entrümpelt und Schlamm geschippt. Schnell war klar: Auch der Wiederaufbau funktioniert nur gemeinsam, für Private, Kommunen oder Kreis gleichermaßen.
An diese Erkenntnisse knüpfte der Wiederaufbaudialog an, der am Freitagnachmittag im Kreishaus stattfand. Dabei ging es aber nicht nur um den Wiederaufbau und einen Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre. Es ging auch darum, Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, um nicht erneut hart von einer Flutkatastrophe getroffen zu werden.
Kreis Euskirchen: Das Zauberwort nach der Flut heißt Resilienz
Das Zauberwort, das seit dem Hochwasser immer wieder genannt wird: Resilienz. Mitunter sei das Tempo bewusst in den Hintergrund gerückt, sagte Landrat Markus Ramers: „Manchmal ist es wichtiger, resilienter wiederaufzubauen und die Fragen in den Fokus zunehmen, wie uns das gelingen kann.“
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Im Kreishaus hatten zahlreiche Institutionen, Unternehmen und Einrichtungen einen Ideenmarkt aufgebaut. An den Ständen hatten Bürger und Interessierte die Möglichkeit, sich über die unterschiedlichsten Themen rund um den Wiederaufbau zu informieren.
Energieunternehmen rüsten sich für die nächste Katastrophe
Beispielsweise bei der e-regio und der Westnetz. Auch bei den Energieunternehmen spielt die Resilienz eine entscheidende Rolle. „Wir haben beispielsweise viele Ortsnetzstationen aus den hochwassergefährdeten Bereichen herausgeholt“, sagte Johannes Stürmer, Leiter der Taskforce Neuaufbau und Hochwasserschutz bei der Westnetz. Als Beispiel nannte er Bad Münstereifel. Ziel müsse es auch sein, in Privathaushalten möglichst viele Hausanschlüsse aus den Kellern zu bekommen.
Gleiches versucht auch die e-regio. So wird die Trafostation in Sötenich auf ein Podest gebaut. Gleichzeitig werden Strom- oder Gasleitungen nicht mehr an Brücken verbaut, sondern verlaufen idealerweise künftig unter dem Gewässer her, erklärte Geschäftsführer Markus Böhm.
Besonders viele Fragen mussten am Stand der Stabsstelle Wiederaufbau des Kreises beantwortet werden. Diese drehten sich vor allem um die Starkregengefahrenkarten. Dabei ging es um Probleme wie ein nicht funktionierender Link oder die Tatsache, dass gar nicht bekannt war, dass die Karten für jedermann zugänglich sind. So manch einer nahm auch direkt Kontakt zu den Wiederaufbauberatern des Kreises auf, die in der Namslauer Stube ihre Expertise weitergaben.
Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Dr. Christian Gattke von den Stadtentwässerungsbetrieben Köln, der darüber berichtete, wie Städte zu sogenannten Schwammstädten werden können. Dabei geht es darum, möglichst viel anfallendes Regen- und Oberflächenwasser vor Ort aufzunehmen und zu speichern, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten. „Das muss die Zukunft sein. Und hat den Vorteil, dass die Stadt deutlich grüner wird“, so Gattke: „Die Verfahren müssen schneller werden. Und Förderzeiträume länger werden.“
Zufrieden mit der Veranstaltung war Stephan Brock von der Arbeitsgruppe Infrastruktur Schweinheim. „Wir konnten einiges mit den Protagonisten besprechen und mit dem Finger auf Probleme zeigen. Beispielsweise mit dem Erftverband“, sagte der Schweinheimer mit Blick auf die Steinbachtalsperre und den nicht vorankommenden Ausbau der Bachläufe.