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Überblick zum ImpfstartWarum sich Impfquoten je Bundesland unterscheiden

Lesezeit 4 Minuten
corona Impfung

Ein Labortechniker extrahiert einen Teil eines Covid-19-Impfstoffs.

  1. Von 1,3 Millionen verfügbaren Impfdosen wurden in Deutschland erst gut 316.000 Dosen verabreicht.
  2. Die Impfquoten unterscheiden sich in den Bundesländern teilweise drastisch - woran liegt das?
  3. Wie steht es dabei um NRW? Ein Überblick.

Düsseldorf/Berlin – Das große Impfen hat gerade erst begonnen, da wächst schon die Kritik: Vom verzögerten Start ist die Rede, von ausgebremsten Möglichkeiten, von liegen gebliebenen Impfdosen, die längst hätten genutzt werden können. Tatsächlich sind von 1,3 Millionen Dosen, die Deutschland zum Auftakt erhalten hat, seit dem 27. Dezember erst knapp 317.000 verabreicht worden. Vor allem die Impfquoten der Bundesländer irritieren: Warum geht es in Bayern so viel schneller, in Niedersachsen kaum voran?

Die Hälfte wird zurückgehalten

Deutschlandweit wird die Hälfte der Dosen erst einmal zurückgehalten, weil nur eine zweifache Impfung im Abstand von drei Wochen einen wirksamen Schutz vor Covid-19 bietet. Konsens ist außerdem, dass mobile Teams zunächst die besonders vulnerablen Gruppen in Pflegeheimen impfen – dazu zählen neben den Bewohnern auch die Mitarbeiter. In den meisten Bundesländern sind die Impfzentren hingegen noch gar nicht in Betrieb.

In Nordrhein-Westfalen sind von 281.775 gelieferten Impfdosen bislang  knapp 63.000 Dosen an Pflegeheimbewohner und medizinisches Personal verimpft worden. Auch wenn NRW als bevölkerungsreichstes Land mit seiner Impfquote von 3,5 je 1000 Einwohnern im Bundesvergleich im Mittelfeld liegt, wird Kritik laut: So fordern die Fraktionen von SPD und Grüne im Landtag in einem gemeinsamen Antrag eine Sondersitzung des Gesundheitsausschusses. Noch in dieser Woche wollen sie geklärt wissen, wie es mit dem Impfen in NRW besser vorangehen soll. „In den letzten Tagen ist leider sehr viel Verwirrung um die Impfstrategie der Landesregierung entstanden“, sagt Josef Neumann, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. „Berichten über unklare Zuständigkeiten bei der Bestellung des Impfstoffes oder darüber, dass viele Impfdosen wegen schlechter Planung nicht in der richtigen Reihenfolge vergeben werden können, muss schnell nachgegangen werden“, ergänzt Mehrdad Mostofizadeh von den Grünen.

NRW bleibt unter den Möglichkeiten zurück

Probleme soll es vor allem in der Kommunikation zwischen Gesundheitsministerium, der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein und den einzelnen Kommunen geben. Der zentralistisch strukturierten KV Nord fehle es bei der Impforganisation oft an Vor-Ort-Kenntnissen, heißt es aus einigen Kommunen; die Stadtverwaltungen sollten mehr eingebunden werden, so der Wunsch, sie kennen die Lage in den Pflegeheimen besser. NRW bleibe beim Impftempo bisher unter seinen Möglichkeiten.

Es geht aber deutlich langsamer: Im Nachbarland Niedersachsen sind von 121.875 vorrätigen Impfdosen gerade einmal 8.665 genutzt worden – anteilsmäßig so wenig wie nirgends sonst. Warum ist in dem 8-Millionen-Einwohner-Land so schleppend läuft, ist nicht ganz klar. Das Gesundheitsministerium weist darauf hin, dass in der vergangenen Woche weniger Stoff geliefert worden sei als geplant und die Lieferung am 4. Januar ganz entfallen sei.

Auch Sachsen gehört zu den Schlusslichtern im bundesweiten Vergleich. Das hat aber vielmehr damit zu tun, dass das Land stark von akuten Coronafällen betroffen ist. Viele Pflegeheime stehen unter Quarantäne, dort ist  das Impfen nur bedingt möglich. Außerdem liegen nicht für alle Bewohner Einverständniserklärungen der Sorgeberechtigten vor, heißt es vom sächsischen Gesundheitsministerium. Womöglich spielt dabei auch eine Rolle, dass in Sachsen die Szene der Corona-Leugner besonders groß ist. In diesen Kreisen kursieren Widerspruchsformulare, mit denen Leute die Impfung ihrer Angehörigen im Heim verhindern können. 

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Zum Musterland hat sich Mecklenburg-Vorpommern entwickelt, das mit seiner Impfquote vorne liegt. Nachdem auch in Mecklenburg-Vorpommern zunächst in Heimen geimpft wurde, wird das Land ab Donnerstag Briefe an die über 80-Jährigen verschicken, die nicht in Heimen leben, damit sie individuelle Termine ausmachen können.

Auch in Bayern wird aufs Tempo gedrückt. Die Impfwilligen schmücken bereits die Webseite des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege. Von den 210.000 Impfdosen, die der Freistaat von der Bundesregierung erhalten hat, wurden schon bei 78.000 Personen der Pieks gesetzt. Der Unterschied: Bayern setzt bereits auf seine 99 Impfzentren. Nach Angaben der Behörde sind so pro Tag bis zu 38.000 Impfungen möglich. Das wird mit dem vorhandenen Impfstoff noch nicht erreicht. Der Alpenstaat impft zudem sieben Tage in der Woche.