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Erneutes BootsunglückMindestens vier Migranten vor der Küste Tunesiens gestorben

Lesezeit 2 Minuten
Geflüchtete aus Afrika rufen auf dem Mittelmeer in einem Boot um Hilfe.

Geflüchtete aus Afrika rufen auf dem Mittelmeer in einem Boot um Hilfe. Bei einem erneuten Bootsunglück vor der Küste Tunesiens sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen.

Das Boot war nach Augenzeugenberichten kaum seetüchtig. 51 weitere Menschen werden noch vermisst.

Bei einem erneuten Bootsunglück vor der Küste Tunesiens sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Wie ein Sprecher des Gerichts der tunesischen Hafenstadt Sfax am Montag der Nachrichtenagentur AFP mitteilte, wurden vier Leichen aus dem Meer geborgen und zwei Migranten gerettet. 51 Menschen würden vermisst.

Nach Augenzeugenberichten war das kaum seetüchtige Boot mit 57 Menschen an Bord von einem Strand nördlich von Sfax und gegenüber den Kerkennah-Inseln in See gestochen.

Tunesien: Zwölf Leichen zwischen Freitag und Sonntag gefunden

Die tunesische Küstenwache suchte dem Gerichtssprecher zufolge weiter nach Überlebenden - sowie nach Hinweisen auf mögliche weitere Bootsunglücke. Zwischen Freitag und Sonntag waren demnach an den Stränden nördlich von Sfax insgesamt zwölf Leichen aufgefunden worden. Es sei unmöglich, festzustellen, von welchem Boot sie stammten.

Bei zwei weiteren Bootsunglücken vor der nur etwa 130 Kilometer Luftlinie von Tunesien entfernten italienischen Insel Lampedusa waren seit dem Wochenende mindestens 30 weitere Menschen ums Leben gekommen. Die seeuntüchtigen Metallboote waren der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge am Donnerstag von Sfax aus aufgebrochen und am Samstag bei stürmischem Wetter untergegangen.

Mittelmeer ist die gefährlichste Migrationsroute der Welt

Tunesien ist ein wichtiges Transitland für Migranten, die über die gefährliche Mittelmeer-Route nach Europa gelangen wollen. Alleine von 1. Januar bis 20. Juli wurden vor der tunesischen Küste 901 Leichen von Migranten entdeckt, die Mehrheit von ihnen stammt aus afrikanischen Staaten südlich der Sahara.

Das zentrale Mittelmeer ist der IOM zufolge die gefährlichste Migrationsroute der Welt. Bei der Überfahrt auf dieser Route sind nach Angaben der UN-Unterorganisation seit 2014 mehr als 20.000 Menschen ums Leben gekommen.

Abkommen zwischen Tunesien und EU soll illegale Migration verringern

Die Europäische Union und Tunesien hatten Mitte Juli ein umfassendes Migrationsabkommen geschlossen. Es soll Menschen von irregulärer Migration in die EU abhalten und insbesondere den gemeinsamen Kampf gegen Schleuser verbessern. Das von einer schweren Wirtschaftskrise und hoher Arbeitslosigkeit geplagte Tunesien erhält dafür finanzielle Unterstützung von mehr als einer Milliarde Euro.

In Tunesien hatte sich in den vergangenen Monaten die Lage für Migranten erheblich verschlechtert. Es kam zu einem Anstieg rassistisch motivierter Angriffe auf Migranten, nachdem Präsident Kais Saied im Februar „Horden“ illegaler Migranten einer „kriminellen Verschwörung“ beschuldigt hatte. Anfang Juli wurden nach dem Tod eines Tunesiers in Sfax 1200 Migranten von der Nationalgarde aus der Stadt vertrieben und ohne Wasser bei 40 Grad in der Wüste ausgesetzt. (afp)