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Silvester 2023Angriffe auf Rettungskräfte in Berlin – 18-Jährige sterben in Koblenz und in Bayern

Lesezeit 4 Minuten
Feuerwerk zum Jahreswechsel steigt während der Feier „Silvester am Brandenburger Tor“ hinter dem Brandenburger Tor auf.

Feuerwerk zum Jahreswechsel steigt während der Feier „Silvester am Brandenburger Tor“ hinter dem Brandenburger Tor auf.

In Berlin griff die Polizei schon vor Mitternacht mehrfach ein. Zu einem besonders tragischen Zwischenfall kam es in Koblenz.

Mit viel Feuerwerk haben die Menschen überall in Deutschland das neue Jahr begrüßt. In Berlin feierten Zehntausende bei der großen Silvesterparty am Brandenburger Tor, wo es erstmals seit mehreren Jahren auch wieder ein Höhenfeuerwerk gab. Nach den Krawallen im vergangenen Jahr fanden die Feiern in der Hauptstadt unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Zwar blieben größere Ausschreitungen aus, dennoch meldete die Polizei erneut Angriffe auf Beamte und Rettungskräfte.

Bis etwa 02.00 Uhr am Montag kam es in Berlin laut Angaben der Polizei zu mehr als 230 Festnahmen. Zudem seien 15 Beamte verletzt worden, teilte die Polizei über den Onlinedienst X (vormals Twitter) mit. An zahlreichen Orten im gesamten Stadtgebiet wurden Einsatz- und Rettungskräfte demnach mit Pyrotechnik, Schreckschusswaffen und Flaschen angegriffen. Gegen 03.00 Uhr beruhigte sich die Lage Polizeiangaben zufolge wieder.

Berliner Polizei wird mit Feuerwerkskörpern beschossen

Am Neptunbrunnen unweit des Alexanderplatzes bewarfen sich bereits vor Mitternacht 500 Menschen mit Pyrotechnik. Als Beamte der Polizei einschritten, wurden sie eigenen Angaben zufolge von einer 200-köpfigen Gruppe mit Feuerwerkskörpern beschossen. Mehrere Menschen wurden laut der Berliner Polizei festgenommen.

In Gropiusstadt im Bezirk Neukölln wurde Polizeiangaben zufolge ein geparkter Einsatzwagen mit einer Kugelbombe beschossen und so stark beschädigt, dass er aus dem Einsatz genommen werden musste. Ebenfalls in Neukölln kam es zu neun Festnahmen, nachdem Menschen versucht hatten, aus Glasflaschen, Stofffetzen und Benzin Molotow-Cocktails zu basteln.

Auch die Berliner Feuerwehr war im Dauereinsatz: Innerhalb weniger Stunden wurden die Einsatzkräfte eigenen Angaben zufolge mehr als 500 Mal alarmiert, darunter zu mehreren Bränden in Wohnungen und einem Garagenkomplex im Bezirk Wilmersdorf.

Großaufgebot der Berliner Polizei an Silvester

In Berlin war die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Auch die Feuerwehr hatte die Zahl der Einsatzkräfte nach den Krawallen beim vergangenen Jahreswechsel aufgestockt. In der Silvesternacht 2022/23 waren Einsatz- und Rettungskräfte in Berlin und anderen Städten massiv angegriffen worden. Zum Teil musste die Polizei ausrücken, um Feuerwehrleute beim Löschen von Bränden gegen Angriffe zu schützen.

Am Donnerstag hatten die Berliner Polizei und Feuerwehr in einem auf der Onlineplattform X veröffentlichten Video an die Bevölkerung appelliert. „Greift uns nicht an. Beschießt uns nicht mit Böllern, Raketen oder Schreckschusswaffen“, hieß es darin.

18-Jähriger stirbt in Koblenz durch Böller

In anderen deutschen Städten verlief der Jahreswechsel im Vergleich zum vergangenen Jahr verhältnismäßig ruhig. In Stuttgart zog die Polizei mit Blick auf ihren Einsatz rund um den Schlossplatz eine erste positive Bilanz. Bis um 04.00 Uhr am Montag nahmen die Beamten eigenen Angaben zufolge rund 30 Anzeigen auf, darunter vor allem Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz. Laut Polizeiangaben kam es zu keinen „schwerwiegenden Vorkommnissen“.

Ähnlich äußerten sich die Einsatzkräfte in Städten wie Mainz und Bochum. In Koblenz wurde laut Polizeiangaben ein Beamter durch Pyrotechnik getroffen, blieb jedoch unverletzt. Jedoch kam es im Koblenzer Stadtteil Rübenach zu einem tragischen Unfall: Ein 18-Jähriger wurde beim Zünden eines Böllers tödlich verletzt und starb trotz Reanimationsversuchen.

18-Jähriger in Bayern durch Böller getötet

Auch in der Oberpfalz in Bayern wurde ein 18-Jähriger durch die Explosion eines Böllers getötet worden. Wie die Polizei in Regenburg mitteilte, warf der junge Mann in Eschlkam im Landkreis Cham den Knallkörper in ein Plastikrohr. Der Böller explodierte, während der 18-Jährige seinen Kopf über das Rohr hielt.

Der Jugendliche erlitt nach Angaben der Beamten tödliche Verletzungen im Kopfbereich, ein weiterer Mensch wurde leicht verletzt. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf, um die Hintergründe des Unfallgeschehens zu klären.

Die Berliner Polizei teilte mit, ein 40-Jähriger habe beim Zünden einer Signalrakete im Ortsteil Kaulsdorf eine Hand verloren. Unmittelbar nach der Zündung sei die Rakete in seiner Hand explodiert. Bei einer Durchsuchung sei weitere Pyrotechnik bei ihm gefunden und beschlagnahmt worden.

Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen in Köln

In Köln wurden die Sicherheitsmaßnahmen für die Silvesternacht rund um den Dom noch einmal verstärkt. Rund 1000 Polizisten waren laut dem Leiter der Verkehrsdirektion der Kölner Polizei, Frank Wißbaum, im Einsatz, um den Bereich abzusichern und die Bevölkerung zu schützen. Zuvor hatte die Kölner Polizei mitgeteilt, drei weitere Terrorverdächtige im Zusammenhang mit möglichen Anschlagsplänen auf den Dom in Gewahrsam genommen zu haben.

Bereits seit Weihnachten sind die Sicherheitskräfte in Köln wegen einer Terrorwarnung in verstärkter Alarmbereitschaft. Nach dem „Gefahrenhinweis“ hatte die Kölner Polizei am Tag vor Heiligabend den Dom mit Spürhunden durchsucht. Sprengstoff wurde dabei nicht gefunden. Die Weihnachtsmessen fanden in den folgenden Tagen unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen statt.

Silvester: Zurückhaltung in Hochwassergebieten

Für viele Menschen in den Hochwassergebieten fiel die Silvesterparty diesmal buchstäblich ins Wasser. Die Innenministerin des schwer getroffenen Bundeslandes Niedersachsen, Daniela Behrens, rief wegen der angespannten Hochwasserlage dazu auf, zurückhaltend mit Silvesterfeuerwerk umzugehen. Die Feuerwehren und Rettungsdienste seien genug beschäftigt, sagte die SPD-Politikerin in Verden. (afp, dpa)