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„Rock am Ring“Hockenheim statt Nürburgring?

Lesezeit 3 Minuten

Rockfans drängen sich am 03.06.2011 vor der Hauptbühne des Festivals Rock am Ring.

Nürburg – Metallica, David Bowie, U2 - seit 1985 zieht das Festival "Rock am Ring" Jahr für Jahr die ganz großen Stars mitten in die Eifel. Dort, fernab von jeglichen Ballungsgebieten, werden auch dieses Jahr die Rocker von Metallica dabei sein - doch es wird das letzte Mal sein, dass das Spektakel mit seinen alljährlich Zehntausenden Besuchern in seiner bisherigen Form über die Bühne geht. Denn in diesem Jahr ist Schluss mit Rock am Ring am Nürburgring, das 30. Jubiläum im kommenden Jahr muss andernorts gefeiert werden.

Im Streit um Gewinnanteile haben sich der neue Betreiber der als "grüne Hölle" bekannten Rennstrecke, der Autozulieferer Capricorn, und Konzertveranstalter Marek Lieberberg entzweit. Mit dem Ergebnis, dass es kommendes Jahr an Pfingsten voraussichtlich ein Festival mehr geben wird: Lieberberg will mit "Rock am Ring" an einen anderen, bisher noch unbekannten Ort ziehen. Und Capricorn will in der Eifel ein eigenes Konkurrenzprogramm auf die Beine stellen. Der bisher von Liebermann überwiesene Anteil am Gewinn reiche nicht, sagt der von Capricorn eingesetzte Nürburgring-Geschäftsführer Carsten Schumacher.

Als "Rock am Ring" in den 80er Jahren an den Start ging, teilten sich nicht einmal 20 Bands eine Bühne. Doch je mehr Musik geboten wurde, desto mehr Zuschauer kamen: Inzwischen sind regelmäßig weit mehr als 80 Auftritte angesetzt, die Zuschauerzahl erreichte vergangenes Jahr mit 87 000 einen Rekordwert.

Lieberberg fällt der Traditionsbruch nicht leicht, wie er sagt: "Mit sehr viel Wehmut und Nostalgie verabschieden wir uns vom Ring." In den vergangenen Jahren habe auch die gesamte Landespolitik hinter dem Festival gestanden. Doch nun hätten nach der Insolvenz der Rennstrecke eben neue Herren das Sagen. Dass diese eine neue Rock-Veranstaltung in der Eifel planen, auch am Pfingstwochenende, sieht Lieberberg gelassen: Die Marke "Rock am Ring" sei fast 30 Jahre alt und inzwischen weltweit bekannt, das könne niemand in einem Jahr kopieren - erst recht nicht ein Unternehmen aus der Autozuliefererbranche: "Das ist aus meiner Sicht das Ende des Nürburgrings als Musik-Veranstaltungsstätte, wenn die das jetzt in die Hand nehmen." Bei Capricorn ist man sich dagegen sicher, weiterhin internationale Stars anlocken zu können.

Darauf muss nun auch die Mainzer Landesregierung hoffen. Die bedauerte gestern die Trennung von "Rock am Ring" und erklärte: "Wir gehen aber davon aus, dass der neue Eigentümer des Nürburgrings, die Firma Capricorn, ein alternatives und tragfähiges Konzept entwickeln wird, mit dem die Kündigung von Rock am Ring kompensiert werden kann. Capricorn hat immer erklärt, dass es ihr Ziel ist, den Nürburgring und die Region positiv weiterzuentwickeln."

Eine ganz bittere Pille

Von einer solchen "positiven Weiterentwicklung" kann der Bürgermeister der inmitten des Ringes gelegenen kleinen Ortsgemeinde Nürburg, Reinhold Schüssler, nichts spüren. Er spricht von einem "Riesenschaden" und einer "ganz bitteren Pille" für den Ort und sein Umland. Die 80 000 Festivalbesucher hätten stets viel Geld in den Ort gespült, berichtet der 79-Jährige: "Es gab immer ein volles Haus. Da war Verlass drauf, egal welches Wetter wir in der Eifel hatten."

Was auch immer im kommenden Jahr am Nürburgring stattfinden wird - klar ist, dass ein neues Festival nicht "Rock am Ring" heißen darf. Lieberberg nimmt den Namen mit. Klar ist auch, dass das Zwillingsfestival in Nürnberg, "Rock im Park", wie gehabt über die Bühne geht. Wohin es für "Rock am Ring" im nächsten Jahr geht, bleibt spannend. Als mögliche Ersatzorte nennt Lieberberg den Hockenheimring und den Lausitzring. Auch darüber hinaus gebe es mehrere Möglichkeiten. "Wir prüfen im Moment mehrere Optionen, und wir werden die beste aussuchen", sagt Lieberberg.