München – Weniger Besucher, weniger Bier, dafür Glühwein und entspannte Stimmung: Bei Nässe und Kälte kamen zum ersten Oktoberfest nach zwei Jahren Corona-Pause laut Festleitung rund 5,7 Millionen Besucher - mehr als eine halbe Million weniger als bei der letzten Wiesn vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019. Damals waren es 6,3 Millionen.
Das Wetter sei das Haupthindernis gewesen, sagte Festleiter Clemens Baumgärtner (CSU) zum Abschluss des Festes am Montag. Er sprach vom schlechtesten Wiesn-Wetter seit 20 Jahren. Trotzdem habe das Fest ein entspanntes, gut gelauntes und junges Publikum angezogen. „Die Wiesn ist wieder da.“ Corona, Geldsorgen oder den Krieg in der Ukraine sah er nicht als vordringliche Gründe für den Besucherrückgang.
Oktoberfest 2022: Weniger Besucher, weniger Bier
Weniger Gäste tranken auch weniger Bier: 5,6 Millionen Liter gingen durch die Kehlen (2019: 7,3 Millionen Liter). Wegen des Wetters hatte die Festleitung den Ausschank von Glühwein zugelassen, der aber nur mäßig Anklang fand. Vor allem die Schausteller hatten zu leiden - bei strömendem Regen stiegen nur wenige Gäste in die Fahrgeschäfte.
Gas-, Strom- und Wasserverbrauch gingen zurück. Polizei, Feuerwehr und Sanitätsdienst berichteten von einer ruhigen Wiesn mit in vielen Bereichen niedrigeren Einsatzzahlen. Die Wiesn-Sanitätsstation verzeichnete rund 27 Prozent weniger Einsatze - und konnte sogar andere Patienten aufnehmen, die in Kliniken nicht unterkamen. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf. Sorgen bereite allerdings der Anstieg der Taschendiebstähle um rund 50 Prozent.
Das Fest präsentierte sich dabei münchnerischer und jünger: Mehr Gäste als sonst kamen aus dem Münchner Umland, und sie waren im Schnitt jünger. Das zeigte auch Auswertung von anonymisierten und aggregierten Daten des Mobilfunkanbieters O2 Telefonica.
Als „Wiesn-Hit“ des Volksfestes 2022 wurde der vielfach kritisierte Song „Layla“ der Interpreten DJ Robin und Schürze gewählt, teilte die Festleitung mit.
Corona-Welle: Infektionen steigen in München extrem an
Während des Oktoberfestes sind die Corona-Zahlen in München massiv gestiegen. Zu Beginn des Oktoberfestes am 17. September lag die Sieben-Tages-Inzidenz in München bei 204,9, nun am Ende des Volksfestes, am 3. Oktober, liegt die Inzidenz nach Angaben des Robert-Koch-Institus bei 766,8.
Nach Angaben der Stadt München wurde am vergangenen Samstag sogar eine Inzidenz von 834,3 registriert, mehr als 1700 neue Corona-Fälle wurden am Samstag gemeldet.
Ein direkter Zusammenhang zwischen Oktoberfest und dem massiven Anstieg der Corona-Zahlen ist noch nicht von Experten bestätigt worden. Der Verdacht liegt aber nahe, dass die Massen-Ansammlung und fehlende Schutz-Maßnahmen - wie eine von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geforderte Test-Pflicht am Eingang des Volksfestes - zum Anstieg der Zahlen beigetragen haben.
Auch bei anderen Volksfesten hatte sich häufig etwa eineinhalb Wochen nach Beginn ein starker Anstieg in den Inzidenzen gezeigt. Oft waren diese dann noch gut eine Woche weiter gestiegen.
Prominenten und Weltstars tummeln sich auf dem Oktoberfest 2022 in München
Trotzdem tummelten sich auch in diesem Jahr wieder viele Stars und Prominente aus München, Deutschland und aller Welt auf der Wiesn. Am vergangenen Wochenende kam Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger mit Freundin und Söhnen, gesehen wurden auch der frisch verheiratete Elyas M'Barek und seine Frau Jessica.
TV-Realitystar Robert Geiss amüsierte sich mit seiner Familie prächtig, der Kölner Comedian Oliver Pocher und Ehefrau Amira zeigten sich ebenfalls in extravaganter Tracht. Michael Ballack und seine Freundin knutschten unterdessen wild herum.
Für einen besonderen Auftritt sorgte Popstar Ed Sheeran: Der Brite trank beim Oktoberfest eine Maß Wiesen-Bier, der Maßkrug wird nun versteigert. Mit dem eingenommenen Geld soll eine Schule in der Dominikanischen Republik gebaut werden. Die Auktion läuft noch bis zum 7. Oktober.
Oktoberfest 2022: Spieler und Bosse von Bayern München zeigen sich schlecht gelaunt
Obwohl es in der Bundesliga bis zu dem 4:0-Sieg über Bayer 04 Leverkusen für den FC Bayern München gar nicht rund lief, absolvierten die Spieler und Verantwortlichen des Rekordmeisters ihren jährlichen Besuch im Käfer-Zelt. Nicht nur Julian Nagelsmann rang sich vor dem Festzelt mit einer Maß Bier in der Hand ein gequältes Lächeln ab.
„Wenn wir nicht Tabellenführer sind, ist die Situation immer prekär“, konstatierte FCB-Boss Oliver Kahn mit ernster Miene. „Natürlich sind wir alle unzufrieden, übel gelaunt“, gab der ehemalige Weltklassetorwart zu. Das ließ auch Nagelsmann, der eigentlich „keine Lust“ auf den Wiesn-Besuch hatte, anklingen. In der Länderspielpause wollte er viel nachdenken, sagte er. Viel entspannter zeigte sich derweil Ex-Bayern-Profi Lothar Matthäus mit seiner Frau.
Mann landet auf Oktoberfest versehentlich in Hundezwinger von Kettenkarussell
Einen kuriosen Zwischenfall gab es inzwischen auch. Ein Besucher landete versehentlich im Hundezwinger des Betreibers eines Kettenkarussells. Der unbekannte Mann habe bei der Fahrt am Sonntag einen persönlichen Gegenstand verloren und diesen offenbar suchen wollen, teilte die Polizei am Montag mit. Die Suche endete demnach äußerst schmerzhaft. Der Hund des Schaustellers habe den Mann gebissen.
In diesem Fall wollte der unbekannte Wiesnbesucher den verlorenen Gegenstand selbst suchen und verschaffte sich laut Polizei Zugang zum abgesperrten Gelände des Schaustellers. Dort sei er auf der Suche nach seinem verlorenen Gegenstand auf den Wohnwagen des Manns geklettert.
Dabei sei er aber abgerutscht und in den Zwinger gefallen. Nach einer ärztlichen Behandlung habe sich der Mann entfernt.
Als möglicher Wiesnhit kristallisiert sich schon jetzt das wegen Sexismus umstrittene Lied „Layla“ heraus - das die Wirte eigentlich gar nicht spielen wollten. (mbr/mab/dpa/afp)