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Nach Schüssen in MünchenPolizei tötet bewaffneten Mann – Ermittler gehen von versuchtem Terroranschlag aus

Lesezeit 3 Minuten

Ein Mann schießt in München auf einen Standposten der Polizei – kurz darauf ist er tot. Nun werden erste Details zum Verdächtigen bekannt.

Die Polizei hat in der Münchner Innenstadt bei einem Großeinsatz in der Nähe des Israelischen Generalkonsulats eine verdächtige Person niedergeschossen. Der Niedergeschossene erlag wenig später seinen schweren Verletzungen. Das gab Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in Burghausen am Mittag bekannt.

Die Ermittler gehen von einem versuchten Terroranschlag des Getöteten aus. Nach derzeitigen Erkenntnissen gehe man bei dem Angriff des mit einem Gewehr bewaffneten Mannes von einem „Bezug zum Generalkonsulat des Staates Israel“ aus, teilten Polizei und Generalstaatsanwaltschaft München mit.

Großeinsatz in der Nähe des Israelischen Generalkonsulats

Zahlreiche Polizisten waren am Donnerstag (5. September) in der Münchner Innenstadt in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des Israelischen Generalkonsulats im Einsatz. Es wurden weiträumige Sperrungen eingerichtet. Die Polizei rief dazu auf, den Bereich großräumig zu meiden.

Laut dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann waren „innerhalb kürzester Zeit“ rund 500 Polizeibeamte im Einsatz. „Wir müssen davon ausgehen, dass ein Anschlag auf das Israelische Generalkonsulat geplant war“, sagte Herrmann auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz um 14 Uhr. CSU-Chef Markus Söder sprach von einem „schlimmen Tag“ und einem „glimpflichen Ausgang“. „Es bleibt aber, da darf sich keiner täuschen, ein Warnsignal“, so Söder weiter.

Verdächtiger gab Schüsse mit Langwaffe ab

Wie Bayerns Innenminister zuvor bekannt gegeben hatte, soll der Verdächtige „eine Reihe von Schüssen“ mit einer Langwaffe abgegeben haben. Wie mehrere Medien, unter anderem der „Spiegel“ und der „Standard“ berichten, handle es sich bei dem von der Polizei getöteten Verdächtigen um einen in Österreich lebenden 18-Jährigen, der im Salzburger Land gewohnt haben soll. Er soll Sicherheitsbehörden bereits als Islamist bekannt gewesen sein, heißt es weiter.

Von der Polizei bestätigt sind diese Informationen nur teilweise. Die Identität des bewaffneten Mannes, der in einen Schusswechsel mit der Polizei verwickelt war, sei geklärt. Es handle sich um 18-jährigen Österreicher. Weitere Details nannten die Ermittler zunächst nicht. Zur Motivlage laufen die Ermittlungen noch, so ein Polizeisprecher.

Ersten Erkenntnissen zufolge könnte der Mann die Schüsse aus einem Repetiergewehr abgegeben haben. Die Polizei hatte zunächst bestätigt, dass der Niedergeschossene „augenscheinlich eine Schusswaffe“ getragen habe. Es gebe keine Hinweise auf weitere Verletzte. Die Ermittlungen hätten bislang auch keine Hinweise auf weitere Beteiligte ergeben.

Mann feuerte wohl gezielt auf Objektschutzkräfte der Polizei

Laut Polizei sind die genauen Abläufe des Geschehens teilweise noch unklar. Ohnehin vor Ort befindliche Objektschutzkräfte der Polizei wurden demnach auf den mit der Langwaffe hantierenden Mann aufmerksam, woraufhin dieser das Feuer eröffnete.

Polizisten in Spezialausrüstung und mit einem Spezialfahrzeug sind in München im Einsatz.

Polizisten in Spezialausrüstung und mit einem Spezialfahrzeug sind in München im Einsatz.

Es kam nach Angaben des Sprechers zu einem „Schusswechsel“ mit fünf Beamten, bei dem der Mann getroffen und verletzt wurde. Er starb noch vor Ort.

Polizei warnt vor Spekulationen und Falschinformationen in den sozialen Netzwerken

„Wir erhalten Kommentare mit Spekulationen und Falschinformationen“, erklärte die Polizei im Onlinedienst X zudem und fügte hinzu: „Ihr könnt uns am meisten helfen, wenn ihr dies unterlasst und Gerüchte nicht teilt.“

Jahrestag des Olympia-Attentats in München

Der Tatort liegt mitten in der Münchner Innenstadt unweit des israelischen Generalkonsulats sowie des NS-Dokumentationszentrums, das sich mit der Geschichte Münchens im Nationalsozialismus befasst. Der Vorfall ereignete sich zudem am Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats vom 5. September 1972, bei dem elf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft starben.

Ob ein Zusammenhang mit den Gebäuden und dem Jahrestag bestand, war aber zunächst unklar. Nach Angaben des Polizeisprechers bewegte sich der Täter während des Geschehens. „Zur Motivlage kann man derzeit noch nichts sagen“, betonte der Sprecher. Tatortarbeit und Spurensicherung laufen noch. Spezialkräfte untersuchten demnach auch ein Auto, das möglicherweise dem Verdächtigen gehörte. Für die Bevölkerung habe keine Gefahr bestanden, sagte der Sprecher. Es gebe auch keine Hinweise auf weitere Verdächtige. (mit afp/dpa)