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Verdacht auf große PopulationGiftige Kreuzotter breitet sich in Deutschland aus – Sichtungen in NRW

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Eine Kreuzotter versteckt sich im Gras und lauert auf ihre Beute. Im Bayerischen Wald haben Forscher womöglich die größte Population der Giftschlange in Europa entdeckt.

Eine Kreuzotter versteckt sich im Gras und lauert auf ihre Beute. Im Bayerischen Wald haben Forscher womöglich die größte Population der Giftschlange in Europa entdeckt.

Die giftige Kreuzotter breitet sich offenbar stärker in Deutschland aus als gedacht. Im Ernstfall kann ein Biss einen Herzstillstand auslösen.

Die giftige Kreuzotter breitet sich in Deutschland weiter aus. Schlangenfoscher der Heinz Sielmann Stiftung haben im Bayerischen Wald vor Kurzem die womöglich größte Kreuzotter-Population in Mitteleuropa entdeckt. Auch in Nordrhein-Westfalen und in der Grenzregion zu Belgien wurden bereits Exemplare gesichtet.

Die Kreuzotter besitzt von allen Vipern das nördlichste Verbreitungsgebiet und kommt in weiten Teilen Deutschlands vor. In den vergangenen Jahren wurden mehrfach Tiere in Nordrhein-Westfalen gesichtet, unter anderem auch einige Exemplare in der Eifel.

Kreuzotter: Giftige Schlange breitet sich in Deutschland aus – große Population in Bayern entdeckt

Dr. Jörg Müller und Paul Hien von der Heinz Sielmann Stiftung entdeckten in einem Biotop unweit des bayerischen Lindberg gleich sieben Kreuzottern, die sich auf einer trockenen Wiese sonnten. Die Forscher vermaßen die Tiere und nahmen DNA-Proben. Diese sollen zeigen, ob die Tiere zu einer gemeinsamen Population gehören.

„Eine Population wird darüber definiert, ob sich die Tiere untereinander paaren. Das ist sehr wichtig zu wissen, denn nur, wenn wir die Ökologie der Kreuzottern wirklich verstehen, können wir sie wirksam schützen“, erklärt Kreuzotterexperte Hien in einer Pressemitteilung. Sofern die Gen-Tests eine Verwandschaft bestätigen, gäbe es in Bayern die größte Kreuzotter-Population Mitteleuropas.

Giftige Kreuzotter: Mehrere Sichtungen in Nordrhein-Westfalen und Belgien

Die Heinz Siemann Stiftung will die gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um in dem Biotop weitere Schutzmaßnahmen für die Kreuzotter zu treffen. Ähnlich wie der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Stiftung im Bayerischen Wald Flächen gekauft, um sie zu renaturieren.

In Nordrhein-Westfalen wurden seit Anfang 2023 zwei Tiere im Münsterland identifiziert, in den vergangene Jahren gab es allerdings auch Funde in der Eifel. In Belgien dagegen kommt die Schlange deutlich häufiger vor. Dort wurden seit 2023 sechs Funde über die Website „iNaturalist“ gemeldet.

Kreuzotter: Biss kann tödlich enden – stärkeres Gift als Diamant-Klapperschlange

Kreuzottern sind in der Regel sehr scheu. Sie beißen nur zu, wenn sie sich bedroht fühlen oder angefasst werden. Ein Biss ist zwar dreimal giftiger als der einer Diamant-Klapperschlange, allerdings verfügt die Kreuzotter über weit weniger Giftvorräte als viele ihrer Artgenossen. Ein Biss ist nur in äußerst seltenen Fällen tödlich, betroffen sind vor allem Kinder und ältere Menschen.

Bei einem Biss entsteht meistens eine große Schwellung, durch das Nervengift kann es zu Atemnot oder Herzbeschwerden kommen. Auch Lähmungen sind im Ernstfall möglich. Die Bisswunde kann sich zudem blau verfärben. Todesfälle in Deutschland sind äußerst selten, 2004 starb eine 81-Jährige auf Rügen nach dem Biss einer schwarzen Kreuzotter.

Nosferatu-Spinne und Tigermücke: Warnung vor invasiven Arten in Köln und der Region

Die Kreuzotter ist im Gegensatz zu vielen anderen Arten, die sich in den vergangenen Jahren ausbreiten, nicht invasiv. Sie hat ihr natürliches Verbreitungsgebiet in Mitteleuropa, einige Exemplare leben sogar nördlich des nördlichen Polarkreises. In Köln und der Region sind Sichtungen allerdings sehr selten.

Beispiele für invasive Arten sind beispielsweise die Nosferatu-Spinne, die sich in Köln und der Region rasant ausbreitet, oder die asiatische Hornisse. In den vergangenen Monaten breitet sich auch die asiatische Tigermücke immer weiter aus. Sie überträgt das für den Menschen gefährliche West-Nil-Virus. (shh)