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Fliegendes ObservatoriumSOFIA startet für Missionen vom Flughafen Köln/Bonn

Lesezeit 3 Minuten
SOFIA 2

SOFIA wird im Flughafen Köln/Bonn stationiert.

Köln – Es ist eine Premiere: Erstmals wird das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie (SOFIA) für eine komplette Mission von europäischem Boden aus starten. Bis zum 16. März dient der Flughafen Köln/Bonn als Basis der weltweit einzigen fliegenden Sternwarte, die vor allem Daten über die Entstehung von Sternen und Planeten liefern soll. Am vergangenen Donnerstag ist SOFIA nach Wartungsarbeiten in Hamburg im Rheinland eingetroffen und wird in den kommenden sechs Wochen 20 Mal bis in die Stratosphäre aufsteigen, um tief ins All zu blicken und mit etwas Glück neue Erkenntnisse zu ermöglichen.

Die Region eignet sich aus verschiedenen Gründen für die Mission. SOFIA ist ein gemeinsames Projekt der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das in Köln angesiedelt ist und das Teleskop maßgeblich entwickelt hat. Auch das hochauflösende Spektrometer GREAT, das bei den Einsätzen zum Einsatz kommen soll, stammt von hier; gebaut wurde es von einem Konsortium des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Bonn, der Universität Köln und der Humboldt-Universität Berlin.

Flächen im Terminal 2 freigemacht

„Wissenschaftler aus diesen Einrichtungen werden das Gerät während der Flüge dann auch bedienen“, erklärte der Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur, Walther Pelzer, bei einer Online-Pressekonferenz. „Die Nähe zu den betreuenden Instituten sowie die exzellente Infrastruktur vor Ort sind zwei der Gründe, warum SOFIA jetzt vom Flughafen Köln/Bonn aus starten wird.“ Dort wurden derweil Flächen im Terminal 2 freigemacht, die wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht anderweitig benötigt werden und die jetzt den rund 150 beteiligten Wissenschaftlern, Ingenie uren und Technikern zur Verfügung stehen.

SOFIA 1

Das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie (Sofia) ist eine von der US-Raumfahrtbehörde Nasa und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zum fliegenden Teleskop umgebaute Boeing 747.

„Eine der größten Herausforderungen für uns war dabei, eine IT-Infrastruktur für die enormen Datenmengen aufzubauen, die bei dem Projekt anfallen“, erläuterte Johan Vanneste, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH. „Auch das haben wir trotz des knappen Zeitrahmens lösen können und sind sehr stolz, dass wir uns gegen vier andere Airports durchsetzen konnten und den Zuschlag für die SOFIA-Mission erhalten haben. Damit unterstreichen wir noch mehr die internationale Bedeutung des Köln-Bonner Flughafens.“

Strenge Hygiene-Konzepte

Während der Flüge, die natürlich unter Einhaltung strengster Hygiene-Konzepte durchgeführt werden, soll SOFIA unter anderem nach Verbindungen zwischen Sternen und ihrer jeweiligen Kinderstube suchen, also jenen Staub- und Gaswolken, in denen sie entstehen. Außerdem steht die Chemie des Universums im Fokus der Forschungen. „Dies ist nur mit einem In frarot-Teleskop möglich“, so der stellvertretende SOFIA-Wissenschaftsdirektor Bernhard Schulz, „allerdings nicht durch die Atmosphäre hindurch. Selbst wenn wir uns auf Berggipfel begeben, ist immer noch ein Großteil des Wellenlängenbereichs nicht transparent.“

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In einer Flughöhe von 13 Kilometern seien diese Störungen hingegen weitaus geringer. Auf diese Weise hat SOFIA bereits einige spektakuläre Entdeckungen ermöglicht. So haben Bonner Wissenschaftler 2019 mithilfe des Teleskops das erste Molekül nach dem Urknall nachweisen können; im selben Jahr fand ein Team aus Hawaii Wasser auf der nicht im Schatten liegenden Seite des Mondes, was eine wichtige Voraussetzung für zukünftige Weltraummissionen sein könnte. Mitte März wird SOFIA dann zur Heimatbasis auf dem NASA-Stützpunkt im kalifornischen Palmdale zurückkehren.