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Anbindung ans LandWie in NRW Flugtaxis eingesetzt werden sollen

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Das Elektro-Flugtaxi des Herstellers Lilium beim morgendlichen Flug über Inseln. 

  1. Die Landesregierung, die großen nordrhein-westfälischen Flughäfen und der Flugtaxi-Hersteller Lilium wollen mit den Geräten den ländlichen Raum stärker an die Zentren anbinden.
  2. Der Start soll in fünf Jahren sein.

Düsseldorf – In der Eingangshalle des Düsseldorfer Stadttors steht ein futuristisches, weißes Modell eines Fliegers, das so auch im „Star Wars“-Universum beheimatet sein könnte. Der Prototyp des Flugtaxis, eines elektrischen Senkrechtstarters, soll nach dem Willen des Herstellers Lilium aus dem bayerischen Weßling in fünf Jahren Menschen aus ländlichen Räumen in NRW besser an Düsseldorf und Köln anbinden. Entsprechend hat sich die Firma mit den beiden größten Verkehrsflughäfen in NRW zusammengetan. Dort sollen zwei Knotenpunkte für den Betrieb entstehen.

Lilium-Geschäftsführer Remo Gerber zufolge könnten beim Start in fünf Jahren mehrere hundert Flugtaxis den Betrieb aufnehmen. Bei 20 Landeplätzen käme man auf ein Netz, das mit einer 10.000 bis 20.000 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitstrasse vergleichbar sei.

Auch wenn es wie Science-Fiction anmute, so NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU), sei viel Science, also Wissenschaft, enthalten, und aus der Fiktion könne bald Realität werden. Sein Ministerium werde dafür bei der Setzung des rechtlichen Rahmens und dem Netzwerken behilflich sein. Finanzielle Hilfen gibt es erst einmal nicht für das Projekt. Die beiden Flughäfen sind damit beschäftigt, die nötige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, so Düsseldorfs Flughafen-Chef Thomas Schnalke.

Reichweite von bis zu 300 Kilometern

Lilium will nicht nur reiner Hersteller, sondern auch Betreiber des neuen Flugtaxis sein. Gerber stellte dabei den Zeitvorteil in den Mittelpunkt. In nur 30 Minuten seien Städte wie Aachen, Bielefeld, Münster oder Siegen im Elektrojet zu erreichen. Die Lilium-Flieger, die eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern haben, ehe die benutzten Batterien durch frische ersetzt werden müssen, sollen nach Angaben eines Unternehmenssprechers vor allem auf kürzeren Strecken von etwa 50 bis maximal 200 Kilometern eingesetzt werden. Minister Wüst sprach davon, die Flugtaxis könnten ein Teil der Antwort auf das Mobilitätsproblem in NRW sein.

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Der Prototyp des ersten flugfähigen "Flugtaxis", der eVTOL - electric vertical take-off and landing Jet - des Herstellers Lilium

Der Begriff Taxi mag zwar im Hinblick auf die beförderte Personenzahl gelten. Vier Fahrgäste und ein Pilot passen in die Maschinen hinein. Am Ende hat das Konzept des Start-ups aber wohl eher einen Fahrplan-Charakter. Man werde mit der Deutschen Flugsicherung über entsprechende Zeit-Korridore sprechen, kündigte Gerber an.

Angebot für jedermann

Neben Lilium gibt es noch weitere Anbieter, die Flugtaxis entwickeln. Und so betonten sowohl Schnalke als auch sein Kölner Kollege Johan Vanneste, man werde am Ende Startplattformen schaffen, die für alle Anbieter ausgelegt seien – so wie es heute bereits bei den Verkehrsflugzeugen von Airbus, Boeing, Bombardier und Co. der Fall sei.

Mit Blick auf den Ticket-Preis sprach Gerber von einem Angebot für jedermann, bei dem in der Anfangsphase Preise wie beim Taxi aufgerufen würden. Er geht jedoch davon aus, dass man langfristig zu Preisen komme, die in etwa dem einer Autofahrt gleichkämen. Das könne insbesondere dann gelingen, wenn stärker auf autonome Flugzeuge gesetzt werde.

Einen kleinen Seitenhieb auf den ewigen Konkurrenten konnte sich der Minister bei der Präsentation nicht verkneifen. Dass ein bayerisches Unternehmen in NRW den ersten Aufschlag mache, sei doch auch ganz schön, stichelte Wüst und lud das Unternehmen gleich ein, auch die Massenproduktion in NRW anzusiedeln. Da winkte Gerber aber ab. Die erste Produktionsstätte werde selbstverständlich in Bayern gebaut.