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50 Jahre Spaghetti-EisDer Klassiker brachte Kinder am Anfang zum Weinen

Lesezeit 4 Minuten
Foto Eis

Ein echtes Mannheimer Spaghetti-Eis

  1. Vor 50 Jahren wurde das Spaghetti-Eis in einer Mannheimer Eisdiele erfunden.
  2. Kinder waren davon zuerst gar nicht begeistert, heute ist die Kreation ein Klassiker.
  3. Erfinder Dario Fontanella erklärt die Geheimisse der Zubereitung.

Mannheim – Ein wenig ist es wie bei Kolumbus, der Indien suchte und stattdessen Amerika fand. Voller Forscherdrang will der 17-jährige Dario Fontanella in der Eisdiele seines Vaters in Mannheim mit Hilfe einer Spätzlepresse eine grün-weiß-rote italienische Fahne aus Pistazie, Zitrone und Erdbeeren gestalten.

Doch aus der Presse quellen bloß bunte Eisnudeln. Das Experiment am 6. April 1969 misslingt zwar – aber das Spaghetti-Eis ist geboren. 50 Jahre wird das Kultgericht nun alt. „Es war eine geniale Idee“, sagt Fontanella, der in Mannheim heute zwei Eisdielen betreibt.

Erfinder beliefert auch Spitzenköche

Der Klassiker gehe mittlerweile in Deutschland tausendfach über die Tresen, erzählt Fontanella. Dabei war seine Entdeckung anfangs keine Erfolgsgeschichte. Kinder begannen zu weinen, erinnert sich der heute 67-Jährige. Denn statt des Eisbechers bekamen sie scheinbar Nudeln mit Tomatensoße. So echt wirkte das Spaghetti-Eis.

Foto Eis-Erfinder

Der Erfinder Dario Fontanella

„Mein Vater war unsicher, ob man das den Kunden anbieten konnte“, erzählt Fontanella. „Aber schließlich stimmte er zu.“ Mittlerweile ist das Spaghetti-Eis fast Standard, und Fontanella beliefert längst auch Spitzenköche wie Tristan Brandt. „Nicht der Name Fontanella entscheidet, sondern Qualität und Geschmack“, sagt Brandt, der in Mannheim das Sterne-Restaurant „Opus V“ betreibt. „Bei Blindverkostungen merkt man, dass es ein besonderes Eis ist. Es verklebt nicht den Mund.“

Aber was ist das Geheimnis von Spaghetti-Eis? Fontanella lacht. „Geheimnis? Es gibt eigentlich keins“, sagt der Sohn eines italienischen Einwanderers und einer Deutschen. Einen Trick gibt es aber: Die Spätzlepresse muss schockgefroren werden, sonst kommt Matsch heraus. Der Verkaufshit besteht aus Vanilleeis, Erdbeersoße und weißen Schokostreuseln. Anfangs gab es dazu keine Sahne. „Einige Gäste bestellten aber Sahne, das sah nicht schön aus. Da habe ich die Sahne unter dem Eis versteckt, das macht die Portion auch größer.“

Fontanella ist stolz auf seine Kreation, aber eins wurmt ihn: dass er damals nicht doch die 900 D-Mark Gebühr zahlte, um sich das Eis patentieren zu lassen. Überlegt habe er, aber die Idee dann doch beiseite geschoben, sagt der Eis-Fabrikant. Mit einem Patent hätte er den Beweis, dass die Erfindung von Ostersonntag 1969 ihm gehört.

Das Eis-Patent war zu teuer

„Es gibt zwar kein Patent, aber wir hatten nie schriftliche Einwände“, sagt Annalisa Carnio von Uniteis, der Union der italienischen Speiseeishersteller. Für viele sei Spaghetti-Eis längst zum Symbol für italienisches Eis in Deutschland geworden. „Es ist ein altersloser Klassiker, ein wenig wie eine Legende“, meint Carnio.

„Die Leidenschaft für Eis habe ich von meinem Papa“, sagt Fontanella. Sein Vater Mario war 1931 aus den Dolomiten nach Hannover gezogen, 1933 dann nach Mannheim. „Das Klima und die herrliche Umgebung mit vielen Weinbergen erinnerte an Italien“, sagt Dario Fontanella. Er wurde am 7. Januar 1952 in Mannheim geboren und ging zunächst in Italien zur Schule. 1969 kam er zurück und übernahm 1985 den Betrieb.

Foto Presse

Das Geheimnis: die Presse muss eiskalt sein.

Und noch eine Leidenschaft hat Fontanella: den Sport. „Mein Vater fuhr Autorennen, mein Bruder Motocross, und ich Ski“, schildert er. Sein Herz schlägt unter anderem für den Formel-1-Rennstall Ferrari. „Ich mochte zum Beispiel den leidenschaftlichen Fahrer Niki Lauda“, sagt er. Mit dem Österreicher verbindet ihn eine Geschichte: Als Lauda nach seinem schweren Unfall auf dem Nürburgring 1976 in einem Mannheimer Krankenhaus liegt, bittet Italiens Generalkonsulat in Stuttgart Fontanella um Hilfe beim Kontakt mit deutschen Behörden.

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Mit Spaghetti-Eis fing für ihn das Experimentieren an. Derzeit bietet der 67-Jährige auch etwa die Geschmacksrichtungen Kurkuma-Ingwer oder Gorgonzola-Mascarpone an. Seine Kunden mögen das. „Auch die Deutschen haben mehr Spaß am Experimentieren“, meint Fontanella. Anteil daran habe das Fernsehen. „Die TV-Köche haben die Fantasie der Zuschauer angereichert. Auch deshalb können wir jetzt zeigen, was wir können.“

Das konnte Fontanella im vergangenen September auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigen – am Stand von Uniteis mit Mitgliedern der Accademia Gelateria Italiana in Schloss Bellevue in Berlin. Da war er der Star. (dpa)