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Umzug ins neue BettRotbach bei Friesheim ist renaturiert

Lesezeit 2 Minuten
Ein Bagger schaufelt Erde weg, sodass Wasser in eine Rinne fließt.

Der große Augenblick: Der Damm zum alten Bett des Rotbachs wird durchstochen, das Wasser strömt - entgegen der späteren Fließrichtung in das neue Bett.

Seit Mittwoch fließt der Rotbach bei Friesheim nicht mehr schnurgerade, sondern schlängelt sich. Am Ufer soll ein Auwald entstehen.

Der große Moment geht ganz unspektakulär über die Bühne. Ein Bagger schaufelt das Erdreich zur Seite, das das alte Bett des Rotbachs vom neuen trennt, und schon sucht sich das Wasser seinen Weg. Allerdings fließt es in die falsche Richtung, flussaufwärts gewissermaßen. Das muss so sein, beruhigt Dr. Daniel Bittner vom Erftverband. Denn kurz darauf wird die Umleitungsstrecke auch von der anderen Seite geöffnet.

Damit der Rotbach dann nicht mit zu viel Tempo in die Kurven geht, bremst ihn der Gegenstrom. Im Februar hatte der Erftverband mit der Renaturierung des Rotbachs südlich von Friesheim begonnen. Am Mittwochmorgen wurde nun das letzte Stück des neuen, gewundenen Bachbettes geflutet.

Wasser fließt aus zwei Richtungen durch einen Graben.

Aus zwei Richtungen kommt das Wasser, um dann vereint das neue Bett zu füllen.

An den Stellen, an denen das Wasser schon länger umgeleitet ist, kann man sehen, wie schnell sich Leben einfindet. Pflanzen auf dem Grund des Baches wiegen sich sanft in der Strömung, winzige Fische flitzen hin und her. Damit auch die Bachbewohner, die das menschliche Auge nicht wahrnimmt, rasch den neuen Lebensraum besiedeln, wird Material von der Sohle des alten, schnurgeraden Bachbetts herübergebracht und der neue Lauf damit gewissermaßen geimpft.

Es geht nur um 300 Meter Rotbach, die durch die Mäander um 170 Meter verlängert werden. „Aber die ökologische Aufwertung des Gewässers und seines Umfeldes ist beispielhaft“, sagt Jens Hoffesommer, Leiter des Erftstädter Umweltamtes.

In einem neuem Bachbett liegen altes Holz und Kies.

Im bereits befüllten Bachbett verringern Totholz und Kiesbänke die Fließgeschwindigkeit und schaffen Lebensraum für den Fischnachwuchs.

Die Fläche zwischen Rotbach und Ortsrand gehört der Stadt, die sie umgestalten wird. Hoffesommer ist optimistisch, dass dort ein Weichholzauwald entsteht, in dem Weiden und Erlen gedeihen. Er will eng mit der Biologischen Station Bonn/Rhein- Erft zusammenarbeiten, um die Auswirkungen der Renaturierung auf die Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten.

Bei Hochwasser soll das Areal überschwemmt werden, ohne dass irgendein Schaden entsteht. Der Erdwall, der noch dort liegt, wird zu einem Damm umgeformt. Er wird 14 Meter breit und 70 Zentimeter hoch und soll im Gelände gar nicht als Deich wahrgenommen werden.

Die Renaturierung von Bächen und Flüssen ist immer auch Hochwasserschutz. Bittner dämpft aber zu hochgesteckte Erwartungen: Vor einer großen Flut werde das kleine Projekt nicht schützen. „Wir nehmen dem Fluss etwas von seiner Energie“, beschreibt der Fachmann die Wirkung. Und viele kleine Schritte ergäben letztlich einen großen.

Er wusste auch Neues zur Renaturierung der Erft nahe der Gymnicher Mühle zu berichten. Das Projekt hatte gestockt, wie Bittner erklärte, vor allem wegen der nahegelegenen Kiesgrube seien Pläne überarbeitet worden. Doch im kommenden Jahr sollen dort die Arbeiten endlich beginnen.