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Betreiber zeigen neue VideoaufnahmenGäste äußern sich nach Rassismus-Eklat auf Sylt zum Skandal im Pony

Lesezeit 4 Minuten
Der Sylter Luca Huth (23) steht am Freitagabend auf der Terrasse des Club ·Pony· in Kampen (Sylt). Er war mit dabei, als hier zu Pfingsten Party-Gäste rassistische Lieder gegrölt haben.

Der Sylter Luca Huth (23) steht am Freitagabend auf der Terrasse des Club ·Pony· in Kampen (Sylt). Er war mit dabei, als hier zu Pfingsten Party-Gäste rassistische Lieder gegrölt haben.

Hat in der Nobeldisco wirklich niemand etwas mitbekommen? Die Betreiber veröffentlichen ein Video aus einer Überwachungskamera.

Es ist nur wenige Sekunden lang, doch das Video von Nazi-Parolen grölenden Partygästen in der Nobeldisco Pony auf Sylt beschäftigt seit Donnerstag die halbe Nation. Politikerinnen und Politiker äußerten sich schockiert. Sogar Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte die Parolen am Freitag kommentiert und diese als „ekelig“ und „nicht akzeptabel“ bezeichnet.

Für manche Beteiligte hat das rassistische Gegröle bereits ein berufliches Nachspiel. Die Werbeagentur-Gruppe Serviceplan Group erklärte am Freitagabend auf Instagram, sie habe einen Mitarbeiter fristlos entlassen, der an dem Vorfall beteiligt gewesen sei. „Wir tolerieren Rassismus in jeglicher Form innerhalb unserer Agenturgruppe nicht“, erklärte das Unternehmen.

Sylt: An Eklat im Pony Beteiligte sind offenbar teilweise Jobs los

Die Hamburger Influencerin Milena Karl entließ nach eigenen Angaben ebenfalls eine Mitarbeiterin, die an dem Vorfall beteiligt gewesen sei. „Abgesehen von dem ohnehin abscheulichen Inhalt des Videos hat es mich schockiert, verletzt und enttäuscht, zu sehen, dass eine der Personen aus dem Video mit mir in einem Anstellungsverhältnis stand“, schrieb sie in einer Instagram-Story.

Sie habe das Arbeitsverhältnis mit sofortiger Wirkung aufgelöst und distanziere sich ausdrücklich „von sämtlichen Personen, die in diesem Video auftreten“. „Ich bin selbst Migrantin und als werdende Mutter steht alles, was in diesem Video zu sehen ist, für eine Gesellschaft, in der ich mein Kind nicht großziehen möchte.“

Einer der Beteiligten, der in dem Video eine Geste andeutet, die an den Hitlergruß denken lässt, schrieb laut „Bild“ in sozialen Medien: „Alle, die wir damit vielleicht verletzt haben, bitte ich um Entschuldigung.“ Er habe einen „ganz schlimmen Fehler“ gemacht und schäme sich. Er gab demnach an, sich der Polizei gestellt zu haben und die rechtlichen Konsequenzen tragen zu wollen.

Pony in Kampen: Party-Gast erzählt vom Skandal-Abend

Inzwischen haben sich auch andere Gäste, die am besagten Abend im Pony auf Sylt feiern waren, zu den Vorfällen geäußert. Luca Huth war am Pfingstsamstag im Pony, er ist schockiert. „Man kann den Kellnern keinen Vorwurf machen, man konnte es nicht hören, es war ja nur drei Sekunden lang, und es wurde überall so laut gegrölt“, sagt der 23-Jährige, der jedes Wochenende im Pony ist, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Sonntag (26. Mai).

Auf seinem Handy zeigt der Sylter einen von ihm gefilmten Clip. Dort ist zu sehen, wie er nur wenige Meter von den Sängern der rassistischen Zeilen entfernt mit seinen Freunden zu „L'amour toujours“ feiert. Einzelne Gesänge zur Melodie des Party-Hits sind dort im Stimmen-Geschrei nicht zu hören.

Das berichten auch andere Gäste am Freitagabend im Pony. Es sei so laut gewesen zu Pfingsten, es gehe in der Masse unter, wenn fünf Leute singen. Viele der Gäste hätten am Pfingstsamstag auch die Fußball-Parole „Hamburger Jungs“ zum Lied gesungen, sagt eine junge Frau.

Eklat auf Sylt: Betreiber veröffentlichen Video aus Überwachungskamera

Das deckt sich mit Aussagen der Betreiber des Pony. Diese hatten unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls ebenfalls angegeben, die Nazi-Parolen nicht mitbekommen zu haben. Demnach hätten sie von den rassistischen Gesängen erst durch das im Netz kursierende Video mitbekommen.

Eine am Sonntag veröffentliche Sequenz aus einem Überwachungsvideo soll diese Aussage stützen. Die Aufnahmen zeigen die Personen aus dem Skandal-Video aus einer anderen Perspektive. „An alle, die ständig fragen: ‚Hat man das nicht mitbekommen?‘ Ihr seht selbst, dass die Mehrheit auf dem Video ihren Spaß hat, während eine kleine Gruppe etwas skandiert, das mit unseren Grundwerten nicht vereinbar ist“, heißt es dazu auf Instagram.

Sylt: Betreiber vom Pony in Kampen berichten von Morddrohungen

Man habe sich nach langer Überlegung entschlossen, das Video zu veröffentlichen, „um uns, unsere Mitarbeiter und unsere treuen Gäste zu schützen“. In dem Beitrag berichten die Betreiber zudem von Beschimpfungen und Morddrohungen, die sie erhalten hätten. Sie distanzierten sich noch einmal von dem rassistischen Vorfall und kündigten Konsequenzen an.

Auf einem nur wenige Sekunden langen Video, das am Donnerstag viral gegangen war und zu Pfingsten entstanden sein soll, ist zu sehen und zu hören, wie junge Menschen zur Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits „L’amour toujours“ von Gigi D'Agostino rassistische Parolen grölen. Scheinbar völlig ungeniert und ausgelassen singen sie „Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!“.

Ein Mann macht eine Geste, die an den Hitlergruß denken lässt. Von den Umstehenden scheint sich niemand daran zu stören. Das Pony hatte nach Bekanntwerden des kurzen Videos Strafanzeige gestellt, der Staatsschutz der Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen. (pst mit dpa)