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Tragödie überschattet WM-SpieleGastgeberinnen Neuseeland und Australien feiern gedämpft erste Turniersiege

Lesezeit 3 Minuten
Frauen-WM: Die neuseeländischen Spielerinnen feiern nach ihrem Führungstor gegen Norwegen.

Frauen-WM: Die neuseeländischen Spielerinnen feiern nach ihrem Führungstor gegen Norwegen.

Ein Angriff, bei dem drei Menschen zu Tode kamen, überschattete den WM-Start. Das Eröffnungsspiel sahen so viele Zuschauer wie nie zuvor.

Die Fahnen im Eden Park wehten nach einer mörderischen Tragödie auf Halbmast - aber dann begann das bunte, inklusive Fußball-Fest Down Under doch noch mit einer riesigen Party. Neuseelands „Football Ferns“ tanzten nach einem historischen Sieg im WM-Eröffnungsspiel von Auckland über den Rasen, Premierminister Chris Hipkins bejubelte die 1:0 (0:0)-Überraschung gegen Norwegen mit Fanschal um den Hals. Kurz danach atmete auch Mitausrichter Australien nach einem mühsamen Erfolg vor gigantischer Kulisse auf. It's on!

Wenige Stunden zuvor allerdings hatte Hipkins seine schockierten Landsleute noch beruhigen müssen: Es gebe „keine Gefahr für die nationale Sicherheit“ Neuseelands, die WM stehe nicht infrage. Ein Mann hatte auf einer Baustelle nahe der offiziellen Fanzone im Spielort zwei Menschen erschossen, mindestens sechs weitere verletzt und sich selbst getötet. Ein Schatten schien auf das Turnier zu fallen - die WM begann mit einer Schweigeminute, auch in Sydney.

Frauen-WM: Rekordkulisse als „Sensation für die Geschichtsbücher“ gefeiert

42.137 Fans, eine Rekordkulisse im gesamten neuseeländischen Fußball, feierten den Schleier bei einer „Sensation für die Geschichtsbücher“ (New Zealand Herald) und dem erlösenden ersten Sieg bei der sechsten WM-Teilnahme einfach weg. Die kurze, stimmungsvolle Eröffnungszeremonie war eine Verbeugung vor den First Nations und zugleich der Ruf nach Australien, gemeinsam ein tolles Turnier mit 32 Teams und 64 Spielen auszurichten. Die australischen Titelanwärterinnen stiegen wenig später vor 75.794 Fans mit einem knochenhart erarbeiteten 1:0 (0:0) gegen Irland in die WM ein.

Da hatte Hannah Wilkinson (48.) die zuletzt noch steigerungsfähige Begeisterung beim kleinen, so rugbyverrückten Nachbarn längst angefacht. „Wir wollten junge Mädchen im ganzen Land inspirieren“, sagte Kapitänin Ali Riley unter Tränen: „Alles ist möglich!“

Nur 320.000 der im Lande verfügbaren 900.000 Tickets waren im Vorfeld verkauft worden. Die Neuseeländerinnen waren erwartungsgemäß auch spielerisch limitiert, aber sie gaben alles. 67 Prozent ihrer Zweikämpfe gewannen die Gastgeberinnen in der ersten Halbzeit, Norwegen hatte es trotz seiner ehemaligen Weltfußballerin Ada Hegerberg als Fixpunkt schwer.

FCB-Spielerin Tuva Hansen trifft die Querlatte

Der Favorit bemühte sich intensiv, aber vergeblich um den Ausgleich, Tuva Hansen von Bayern München (81.) traf die Querlatte. Später bekam die Abwehrspielerin im Strafraum den Ball an den Arm, Ria Percival (90.) schoss den Elfmeter ebenfalls an die Latte.

Die japanische Schiedsrichterin Yoshimi Yamashita sorgte dabei für die WM-Premiere einer Videobeweis-Erklärung über das Stadionmikrofon. Australien benötigte für den Sieg einen Foulelfmeter von Steph Catley (52.).

29 Matches finden in den kommenden vier Wochen in Neuseeland statt, 35 in Australien, darunter das Finale. Als Favoriten gelten die USA und England, auch die „Matildas“ selbst rechnen sich Chancen aus - ebenso wie Deutschland nach dem zweiten Platz bei der EM im Vorjahr.

Wie die Norwegerinnen oder die heimischen „Ferns“ hatte das deutsche Team nach der Schießerei mitgeteilt, es fühle sich sicher. „Natürlich sind solche Nachrichten ein Schock, wir haben auch darüber gesprochen“, berichtete Nationalspielerin Kathrin Hendrich.

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und ihre Spielerinnen haben ihr Camp in Wyong bei Sydney aufgeschlagen. „Für uns steht im Vordergrund, dass das nichts mit der WM zu tun hatte“, ergänzte Voss-Tecklenburg im ARD-Interview. Deutschland spielt am Montag (10.30 Uhr MESZ/ZDF) sein erstes Gruppenspiel gegen Marokko. (sid)