Köln – Als das Corona-Virus die Sportwelt noch nicht zum Erliegen gebracht hatte, wusste Pavel Dotchev ziemlich genau, wo er bei seiner Mannschaft dran war. „Wir waren euphorisch“, sagt der Fußballlehrer des FC Viktoria Köln im Rückblick. Das Stimmungshoch basierte auf drei Siegen in Folge, mit denen sich der Aufsteiger Anfang März aus dem Tabellenkeller der 3. Liga ins untere Mittelfeld katapultiert hatte. Das Auswärtsspiel bei der unbeständigen Braunschweiger Eintracht schien zum damaligen Zeitpunkt gelegen zu kommen. Doch dann grätschte die Covid-19-Pandemie dazwischen.
Das Team als eine Wundertüte
Fast drei Monate später herrscht bei Pavel Dotchev Rätselraten. „Wir wissen nicht, wo wir stehen. Wir werden wie alle Teams eine Wundertüte sein“, blickt der Bulgare vor dem Wiederbeginn der niedrigsten deutschen Profispielklasse ins Ungewisse. Nach der Auftaktpartie am Samstag (14 Uhr, Magenta Sport) in Braunschweig dürfte Dotchev etwas schlauer sein. Fortgesetzt wird die Drittliga-Spielzeit folglich mit dem 28. Spieltag. Der Rest der Saison wird in fünf aneinandergereihten Englischen Wochen durchgeprügelt; schon am Dienstag (19 Uhr) geht es für die Viktoria daheim gegen den Abstiegskonkurrenten FSV Zwickau weiter. „Es wird wichtig sein, frühzeitig zu punkten“, prognostiziert Dotchev in Anbetracht der gewaltigen körperlichen Strapazen, die auf alle Drittligisten bis zum Saisonfinale am 4. Juli zukommen. Zumal die Viktoria zwar eine verbesserte, aber keineswegs komfortable Ausgangsposition besitzt: Der Vorsprung des Tabellenzwölften auf den ersten Abstiegsplatz beträgt lediglich drei Zähler.
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Ein Kölner Vorteil könnte sein, dass die Viktoria Mitte Mai als einer der ersten Drittligisten ins reguläre Mannschaftstraining zurückgekehrt war. Die zügige Umsetzung des Hygienekonzeptes des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) brachte dem Liga-Neuling einen zeitlichen Vorsprung gegenüber manchen Klassenkonkurrenten. „Wir haben versucht, uns so professionell wie möglich auf den Tag X vorzubereiten“, erläutert Pavel Dotchev. Um ein Gefühl für Geisterspiele zu entwickeln, war im Programm der vergangenen Tage auch ein Trainingsspiel elf gegen elf im verwaisten Sportpark Höhenberg inbegriffen. „Spiele vor leeren Rängen haben einen ganz anderen Charakter. Da geht einiges verloren“, weiß Dotchev, dem die Übungseinheiten seiner Mannschaft gefallen haben: „Wir haben auf einem guten Niveau trainiert.“
In Quarantäne am Friesenplatz
Nach dem Training ging es seit dem vergangenen Sonntag ins vom DFB vorgeschriebene Quarantäne-Hotel, für das die Viktoria das Lindner-Hotel am Friesenplatz ausgewählt hatte. Von dort macht sich der Kölner Tross am Freitag nach einer weiteren Corona-Testreihe nach Braunschweig auf – aufgeteilt auf zwei Busse. Obgleich die vom früheren Viktoria-Coach Marco Antwerpen betreute Eintracht als Tabellenneunter den eigenen Ansprüchen etwas hinterherhinkt, erwartet Pavel Dotchev eine anspruchsvolle Aufgabe: „Braunschweig ist eine der am besten besetzten Mannschaften der 3. Liga. Sie werden noch immer aufsteigen und mit einem Sieg den Anschluss nach oben halten wollen.“ Verzichten muss die Viktoria neben Bernard Kyere (Muskelbündelriss) und Michael Seaton (Syndesmosebandriss) auch auf Mart Ristl (Muskelfaserriss). Der Einsatz von Moritz Fritz (muskuläre Probleme) steht auf der Kippe.