Köln – Am Tag danach glühten auf der Geschäftsstelle des Fußball-Drittligisten FC Viktoria Köln die Drähte heiß. Innerhalb von nur wenigen Stunden waren bei Axel Freisewinkel und seinen Kollegen „sehr viele Kartenanfragen“ für das größte Spiel in der jüngeren Vereinsgeschichte eingegangen. Anlässlich der ersten Runde des DFB-Pokals 2022/23 werden die Höhenberger keinen Geringeren als den FC Bayern München zu Gast haben. „Das ist ein Kracher“, jubelte Viktorias Geschäftsführer. Trainer Olaf Janßen sprach von einem „ganz besonderen Moment“, dem der frischgebackene Mittelrheinrekordpokalsieger mit „riesengroßer Vorfreude“ entgegenfiebere. „Es ist einfach nur geil.“
Noch während der Auslosung am Sonntagabend im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund hatte Franz Wunderlich eine Diskussion über den Austragungsort der Partie eröffnet. „Das wird in Erwägung gezogen werden müssen“, antwortete Viktorias Sportvorstand am ARD-Mikrofon auf die Frage nach einem möglichen Umzug ins Rhein-Energie-Stadion. Mit einem Fassungsvermögen von 50.000 Zuschauern bietet die Heimspielstätte des 1. FC Köln fünfmal so viel Kapazität wie der Sportpark Höhenberg, in dem die Spiele des Drittligisten vor durchschnittlich nur 2500 Besuchern über die Bühne gehen.
Ungute Erinnerungen an Müngersdorf
Die im Rechtsrheinischen maximal zur Verfügung stehenden 10.000 Plätze dürften trotzdem bei weitem nicht ausreichend sein, um das Interesse am Gastspiel des Rekordmeisters mit seiner deutschlandweiten Fanschar abzudecken. Axel Freisewinkel kündigte einen Abwägungsprozess an: „Wir wollen das Thema ergebnisoffen diskutieren. Auf der einen Seite ist Höhenberg unsere Heimat, die uns sehr am Herzen liegt. Auf der anderen Seite wollen wir so vielen Menschen aus der Region wie möglich den Besuch dieses Fußballfestes ermöglichen.“
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Mit einer Entscheidung ist in den nächsten Tagen wohl noch nicht zu rechnen. „Das Spiel findet erst in drei Monaten statt. Wir haben daher Zeit, um genau zu überlegen“, erklärte Freisewinkel. Der Spieltermin dürfte den Kölnern derweil nicht so recht in die Karten spielen. Weil der FC Bayern am eigentlichen DFB-Pokal-Wochenende (29. Juli bis 1. August) im Supercup gegen RB Leipzig im Einsatz ist, findet die Partie bei der Viktoria an einem späteren Termin unter der Woche statt – am Dienstag, 30. August, oder Mittwoch, 31. August (jeweils 20.45 Uhr). „Das ist etwas schade“, meint Freisewinkel, dessen Club die Wirtschaftlichkeit der Veranstaltung wahren will. Schließlich kämen mit einem Umzug in ein größeres Stadion deutlich höhere Kosten auf den Verein zu.
Im April 2012 war die Viktoria schon einmal nach Müngersdorf umgezogen. Gegen den KFC Uerdingen sollte ein neuer Zuschauerrekord für die NRW-Liga aufgestellt werden. Statt der angepeilten 12 512 Fans verloren sich aber gerade mal 3802 Besucher im Kölner WM-Stadion. Für Schlagzeilen sorgte die Fünftligapartie stattdessen wegen eines Skandals auf dem Rasen. Der sich hinter dem Tor aufwärmende Kölner Ersatzspieler Andreas Moog hatte in der 83. Minute einen sicheren Treffer des KFC verhindert, indem er den Ball auf der Torlinie stoppte. Der Schiedsrichter zeigte Moog daraufhin wegen grober Unsportlichkeit die Rote Karte. Den folgenden indirekten Freistoß ließen die Kölner Spieler ohne Gegenwehr zum 2:4-Endstand passieren. Es war ein schwarzer Abend für den FC Viktoria.