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Unter Friedhelm FunkelAndré Pawlak übernimmt die Trainingsarbeit beim 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten

Enger Austausch: Co-Trainer André Pawlak (l.) und der neue Chefcoach Friedhelm Funkel.

Köln – Friedhelm Funkel gab auch am Mittwoch den stillen Beobachter. Während ein nasskalter Wind durch das Franz-Kremer-Stadion pfiff, hatte der Trainer des 1. FC Köln beide Hände tief in den Jackentaschen vergraben. Das Geschehen auf dem Rasen verfolgte er mit gebührendem Abstand von der Seitenlinie aus. Hin und wieder holte sich der 67-Jährige Spieler zu Einzelgesprächen heran oder kramte Block und Kugelschreiber für Notizen hervor.

Die eigentliche Trainingsarbeit überließ er einmal mehr André Pawlak, der seit der Amtsübernahme Funkels Mitte April kein klassischer Co-Trainer mehr ist. War Pawlak unter Vorgänger Markus Gisdol als zweiter Assistent vor allem für das Einstudieren von Standardsituationen zuständig, leitet er inzwischen vollständig die Einheiten des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten.

Aus dem Beobachtungsposten heraus lernen

„Das ist so besprochen“, erläutert Pawlak. „Friedhelm möchte beobachten. Das wäre nicht möglich, wenn er das Training aktiv leiten würde. Die Tages- und Wochenschwerpunkte besprechen wir aber gemeinsam.“ Der 50-Jährige hat Gefallen daran gefunden, deutlich mehr Verantwortung übertragen zu bekommen. „Ich fühle mich in der neuen Rolle wohl.“

Dennoch war ihm der Abschied von Markus Gisdol sowie dessen langjährigem Co-Trainer Frank Kaspari zunächst „sehr schwer“ gefallen. „Wir haben uns gut verstanden und als Team immer sehr gut zusammengearbeitet.“ Zum Profigeschäft gehört aber auch, den Blick zügig nach vorn zu richten. Schließlich hatten die Kölner nach der Pleite im Kellerduell gegen Mainz und dem Abrutschen auf einen Abstiegsplatz keine weitere Zeit mehr zu verlieren. „Man gewöhnt sich doch relativ schnell an neue Dinge“, gibt André Pawlak zu.

Die Zusammenarbeit mit Trainer-Routinier Funkel schätzt er ebenfalls sehr. „Friedhelm ist entspannt, ruhig, souverän. Er weiß genau, was in dieser Situation zu tun ist. Das spürt man in jeder Sekunde.“ Was Pawlak an Funkel besonders imponiert, ist die Fähigkeit, ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. „Er nimmt jeden Spieler mit. Jeder sitzt im Boot und spürt das auch. Das ist wirklich großartig.“

Am Sonntag wartet Freiburg auf den FC

Zwei Siege in Folge sowie die Rückkehr von Spielglück und Leistungsträgern sorgen vor dem vorletzten Saison-Heimspiel am Sonntag (13.30 Uhr, DAZN) gegen den SC Freiburg für kräftigen Rückenwind. „Wir sind total optimistisch und voller Selbstvertrauen“, sagt Pawlak. Entsprechend offensiv soll die Herangehensweise der zuletzt höher attackierenden Kölner sein. „Wir werden voll auf Sieg spielen.“ Das gelte auch für die beiden finalen Partien bei Hertha BSC Berlin und gegen Absteiger Schalke 04. „Wir wollen alle drei Spiele gewinnen.“

Die parallel laufende Suche nach einem neuen Chefcoach für die kommende Saison verfolgt André Pawlak (Vertrag bis 2023) derweil mit einer gewissen Gelassenheit. „Ich lasse alles auf mich zukommen“, sagt er unter Hinweis darauf, dass „ich meine Rolle habe. Die ist klar kommuniziert.“ Anpassungsprobleme befürchtet er ohnehin nicht. „Ich bin mir sicher, dass ich mit dem neuen Trainer genauso gut und loyal zusammenarbeiten werde, wie ich es bislang auch getan habe.“

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Umstellungen fallen dem gebürtigen Gelsenkirchener ohnehin nicht sonderlich schwer. Vor vier Jahren hatte er noch hauptberuflich als Sport- und Chemielehrer gearbeitet. Erst mit seinem Wechsel in die U17 des 1. FC Köln konzentrierte sich Pawlak ausschließlich auf den Fußball. Es folgten eine Zwischenstation bei der U21 sowie der Erwerb der Fußballlehrer-Lizenz („Das war immer mein Ziel“), ehe Pawlak zur Saison 2019/20 als Verbindungsglied zur Jugendabteilung in das Profi-Trainerteam von Achim Beierlorzer befördert wurde. Zuvor hatte er den FC nach der Entlassung von Markus Anfang als Interimschefcoach über die Ziellinie zur Bundesliga-Rückkehr geführt.

Zu aktiven Zeiten hatte sich André Pawlak mit ein paar Einsätzen in der Oberliga Westfalen zufrieden geben müssen. Dabei war er ziemlich flink unterwegs gewesen. „Mein großes Plus war: Rechts durch, Flanke, Tor“, schmunzelt der frühere Außen, der bereits als Zwölfjähriger einen passenden Spitznamen erhalten hatte. „Mein damaliger Kreisauswahltrainer hat gesagt: Du bist so schnell wie Daniel Düsentrieb. Daraufhin haben mich alle nur noch ’Düse’ gerufen.“

Nur zum Geißbockheim hatte sich das bislang nicht herumgesprochen. „In Köln wusste es noch keiner“, wundert sich Pawlak. Das hat sich nun geändert.