Frankfurt – Es ist schon viel über die Schusskünste von Jan Thielmann berichtet worden. Vor allem, dass das FC-Eigengewächs sie im Training zuhauf unter Beweis stellt, sich im Wettkampf aber zu selten traut. Dass sich Mut auszahlen kann, wenn die Fähigkeiten da sind, bewies sich der 20-Jährige am Sonntag. Mit einem herrlichen Volleyschuss aus 20 Metern sicherte Thielmann seinem 1. FC Köln ein 1:1 (0:0) bei Europa League-Sieger Eintracht Frankfurt. Die Geißböcke bleiben damit zwischen ihren Conference League-Playoffs in der Bundesliga ungeschlagen.
FC-Coach Steffen Baumgart ging das zweite Auswärtsspiel in Folge mit drei Startelfdebütanten an. Während mit Sargis Adamyan durchaus zu rechnen war, kam die Nominierung von Mathias Olesen als Zehner und Steffen Tigges als Stoßstürmer eher unerwartet. Olesen hat erst vier Bundesliga-Einsätze vorzuweisen. Tigges kommt aus einer schweren Verletzung und stand am Donnerstag in den Conference League-Playoffs gegen Fehérvár FC erstmals überhaupt im Kader. Jan Thielmann und Florian Dietz erhielten ihre ersten verdienten Ruhepausen. Angesichts der Belastungssteuerung und der Bedeutung des Rückspiels kommenden Donnerstag in Ungarn machten Baumgarts Veränderungen Sinn, zumal der Trainer stets betont, dass es beim ihm keine A-Elf gibt und er immer sein „stärkstes Team“ aufstellt.
Eintracht Frankfurt setzte auf Viererkette
Die neuformierte FC-Elf sah sich vor den Augen von Bundestrainer Hansi Flick einer Eintracht gegenüber, bei der Trainer Oliver Glasner auf der Suche nach mehr defensiver Stabilität auf eine Viererkette setzte. Die überraschende Systemumstellung stellte die Kölner in ihrem Anlaufverhalten vor keine allzu großen Rätsel. Tigges und Adamyan erfüllten ihre Aufgaben vorne, Florian Kainz und Dejan Ljubicic stellten die Räume auf den Außen gut zu.
Das 111. Bundesliga-Duell der beiden Gründungsmitglieder ließ in puncto Intensität von Beginn an keinen Wünsche offen, es fehlten ihm zunächst nur die prickelnden Torraumszenen. Es blieb zunächst bei Fernschüssen von Luca Pellegrini für die Eintracht (30.) und Jonas Hector (33.) , weil der insgesamt gut positionierte FC auf der einen Seite aufmerksam verteidigte, nach vorne aber den letzten Pass nicht konsequent genug ausspielt. Da auch aus den sieben FC-Ecken der ersten Hälfte wenig Produktives entstand dauerte es bis zur 38. Minute, ehe Tigges am Fünfer im letzten Moment von Evan Ndicka geblockt werden musste. Zwei Minuten später verhinderte ein Frankfurter Abwehrbein, dass Hector s Hackenabnahme nicht im kurzen Eck landete. Die größte Möglichkeit bot sich in der 44. Minute Adamyan, der nach einem schönen Spielzug von rechts aus spitzem Winkel das lange Eck anvisierte. Eintracht-Keeper Kevin Trapp war zur Stelle.
Eintracht in zweiter Hälfte energischer
Die Eintracht startete druckvoller in die zweite Hälfte. Jesper Lindström legte sich den Ball nach einem Steilpass von Mario Götze allerdings zu weit vor und traf deshalb aus spitzem Winkel nur das Außennetz (48.). Baumgart reagierte mit einem Dreierwechsel auf die stärker werdenden Frankfurter. An den Kräfteverhältnissen änderte sich wenig, weil die sichtlich müder erdenden Kölner offensiv kaum noch stattfanden.
Wirklich gefährlich wurde es für das Kölner Tor aber nicht, weil die letzte Linie nichts zuließ. Die Hausherren brauchten einen Standard und Mithilfe, um die FC-Abwehr zu knacken. Nach einem Foul von Benno Schmitz schoss der eingewechselte Daichi Kamada den Ball von links direkt aufs Tor. Jonas Hector fälschte per Kopf leicht ab, aber so entscheidend, dass das Spielgerät über Marvin Schwäbes Fäuste hinweg ins Netz flog (71.).
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Die Geißböcke wirkten zehn Minuten lang angeschlagen, schlugen dann aber gnadenlos zurück. Jan Thielmann fasste sich nach einer zu kurzen Kopfballabwehr von Ansgar Knauff ein Herz, nahm den Ball mit rechts volley aus 18 Metern und setzte ihn unhaltbar unten links zum 1:1 ins Eck (82.). Bis der Ausgleich amtlich war, dauerte es allerdings gut fünf Minuten, eil mehrere Szenen überprüft wurden. Florian Dietz etwa stand bei Thielmanns Knaller im Abseits und im Blickfeld von Kevin Trapp. Eine knifflige Entscheidung, die Schiedsrichter Martin Petersen erst nach eigener Sicht auf die TV-Bilder zugunsten der Kölner traf.
Der FC durfte den wunderbaren Treffer ein zweites Mal bejubeln. „Er steht in der Schussbahn. Ich reagiere nicht. Klares Abseits“, beklagte Trapp. Das räumte auch Steffen Baumgart ein: „Flo steht in der Schussbahn. Das ist eine Behinderung.“ Der Treffer zählte und bedeutete den zweiten Auswärtspunkt . Das Baumgart-Team ist nach drei Spieltagen trotz so starken Gegnern wie Leipzig und Frankfurt ungeschlagen. „Wir sind zufrieden mit dem Punkt. Ich finde das Remis gerecht“, sagte Florian Kainz.