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1:2 gegen Fehérvar1. FC Köln muss um die Gruppenphase bangen

Lesezeit 5 Minuten
Chabot Rot

Jeff Chabot sieht die Rote Karte

Köln – Die Bühne war bereitet für das erste, große europäische Fußballfest in Köln seit fünf Jahren. Die Party in Rot und Weiß dauerte aber nicht 90 sondern nur 20 Minuten. Der 1. FC Köln führte im Playoff-Hinspiel der Conference League gegen Fehévár FC aus Ungarn hochverdient mit 1:0, als die Musik ausging. Jeff Chabot sah nach einer Notbremse die Rote Karte und das Spiel veränderte sich von einem auf den nächsten Moment.

In Unterzahl verlor das Team von Trainer Steffen Baumgart mit 1:2 (1:2) und muss nun nächste Woche mit zwei Toren Unterschied gewinnen, um die ersehnte Gruppenphase zu erreichen. „Die Rote Karte hat uns ein Stück weit rausgebracht. Wir wurden zwei Mal bitter bestraft. Es ist Halbzeit, wir haben noch ein Spiel. Ich bin guter Dinge, dass wir es noch drehen“, sagte Thomas Kessler, Sportlicher Leiter des FC.

20 Minuten lang heile Welt

1715 Tage nach dem letzten europäischen Auftritt des FC am 7. Dezember 2017 bei Roter Stern Belgrad (0:1) entschied sich Steffen Baumgart wie beim 2:2 am Samstag in Leipzig für ein 4:2:3:1-System. Jeff Chabot rückte für Luca Kilian in die Innenverteidigung und Kristian Pedersen nahm den Posten links hinten ein. Rechts verteidigte Benno Schmitz wieder für Kingsley Ehizibue. Kapitän Jonas Hector besetzte als etwas offensivere Variante für Eric Martel neben Ellyes Skhiri die Doppelsechs.

Der Schachzug ging 20 Minuten lang perfekt auf. Die Kölner beherrschten mit Hector und Skhiri das Zentrum personell und spielerisch. Die Ungarn kamen kaum zum Luftholen und aus der eigenen Hälfte heraus. Dejan Ljubicic hatte nach einer Flanke von Jan Thielmann die erste Chance, brachte seinen Kopfball vom kurzen Pfosten aus aber nicht aufs Tor (11.). Drei Minuten später war dann schon so weit. Ljubicic schickte Florian Dietz in die Tiefe, der Mittelstürmer ließ Artem Shabanov aussteigen, blieb vor Torwart Daniel Kovacs ganz cool und schoss ein. Das Märchen des 24-Jährigen, der in Leipzig sein erstes Bundesligator erzielte, geht weiter.

Platzverweis änderte das Spiel

Alles lief nach Plan, bis sich Timo Hübers bei einem langen Ball verschätzte. Der Abwehrchef legte Palko Dardai den Ball ungewollt in den Lauf. Chabot eilte zur Hilfe und holte den Sohn des Ex-Hertha-Coaches Pal Dardai als letzter Mann von den Beinen. Obwohl Skhiri fast auf gleicher Höhe war, zückte Schiedsrichter Tiago Martins Rot gegen den FC-Innenverteidiger (20.).

Der Platzverweis veränderte schnell die Statik des Spiels. Pedersen rückte in die Mitte, Hector musste nach hinten links und Hübers blieb ein Unsicherheitsfaktor. In Folge eines unnötigen Ballverlust des Kölners kam Fehérvár über rechts durch den erfahrenen Loic Nego zum Flanken. In der Mitte konnte wieder Hübers Budu Zivzivadze nicht am Kopfball hindern. Von der Unterkante der Latte sprang der wuchtige Abschluss des Georgiers zum Ausgleich über die Linie (32.). Der Torschütze war dann auch an der Führung der Gäste entscheidend beteiligt.

FC drückte Ungarn in deren Hälfte

Skhiri und Ljubicic bekamen im Mittelfeld keinen Zugriff, Zivizvadze steckte zu Dardai durch, der mit einem gnadenlosen Linksschuss und Hilfe des Innenpfostens Marvin Schwäbe im FC-Tor keine Chance ließ (40.). Ein Spiel, das für die Gastgeber mit der beeindruckenden Choreo „Europa auffressen“ der in Rot gewandeten Südkurve und drückender Überlegenheit so verheißungsvoll begann, hatte sich in Unterzahl gegen das Baumgart-Team gedreht. „Nach der roten Karte waren wir in Schockstarre. In der Halbzeit haben wir uns gesammelt“, erklärte Luca Kilian, der zur zweiten Hälfte kam.

Es war offensichtlich, dass den Kölnern nach dem Platzverweis die Erfahrung fehlte, mit einem Spieler weniger, die Räume dicht zu halten. Baumgart brauchte die Halbzeitpause und nutzte sie, um die Ordnung wieder herzustellen. Der FC riss das Spiel auch zu zehnt an sich und drückte die nur noch verteidigenden Ungarn in deren Hälfte. Das Team des deutschen Trainers Michael Boris mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren nutzte aber seine ganz Erfahrung, um den wilden Kölner Angriffen mit robuster Spielweise und Zeitschinderei zu begegnen. Ein Kopfball von Jonas Hector nach einer Ecke von Florian Kainz (60. ), der knapp über das Tor flog, blieb zunächst die einzige FC-Chance.

Mit der Einwechslung von Linton Maina kam noch einmal neuer Schwung in die Offensive der Geißböcke. Der Neuzugang aus Hannover traf aber zunächst den Ball nach einer Hector-Hereingabe nicht voll (62.) und dann den linken Pfosten (70.). Wieder hatte Hector stark vorbereitet, doch Fehérvárs Keeper Daniel Kovacs lenkte Mainas Schuss stark an das Gestänge. Baumgart versuchte alles, brachte noch die Angreifer Sargis Adamyan und Steffen Tigges (76.). Der Ausgleich wollte aber nicht gelingen. So fahren die Geißböcke mit einem 1:2 im Gepäck zum Rückspiel am kommenden Donnerstag. Weil die Auswärtstor-Regel nicht mehr gilt, reicht dem FC ein Sieg mit zwei Toren, um in die Gruppenphase einzuziehen.

1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz, Chabot, Hübers, Pedersen (46. Kilian); Hector, Skhiri; Thielmann (60. Maina), Ljubicic, (76. Olesen) Kainz (76. Adamyan); Dietz (76. Tigges). Fehérvár: Kovács; Larsen, Schabanow, Stopira; Nego, Hangya; Fiola, Pinto (90.+3 Pokorny); Dardai (81. Heister), Bamgboye (81. Lednev); Zivzivadze (90.+3 Lüftner). – SR.: Tiago Martins (Portugal). – Zuschauer: 44 000. – Tore: 1:0 Dietz (14.), 1:1 Zivzivadze (32.), 1:2 Dardai (40.). – Rote Karte: Chabot (20./Notbremse). – Gelbe Karten: Baumgart, Skhiri, Hector; Larsen, Hangya, Fiola, Dardai, Zivzivadze.