Köln – Jhon Cordoba könnte ein ganzes Kapitel füllen, wenn es ein Buch geben würde, das die brutale Schnelllebigkeit des Profi-Fußballs zum Thema hätte. Das Füllhorn, das die Fans des 1. FC Köln an Pfiffen und Häme über dem Rekordtransfer der Geißböcke in der Abstiegssaison ausgeschüttet haben, reicht wohl für eine ganze Karriere.
Wenn der Zweitligist nun am kommenden Sonntag im großen, feierlichen Rahmen des letzten Saisonheimspiels gegen Jahn Regensburg (15.30 Uhr/Sky) Meisterschaft und Wiederaufstieg feiert, wird Cordoba dagegen eine Woge der Begeisterung entgegen schwappen. Ausgerechnet der lange verschmähte und zum Mit-Sündenbock abgestempelte Kolumbianer ist nämlich einer der Garanten für die Rückkehr des FC in Liga eins.
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Cordoba, der passend zum Anlass am kommenden Samstag auch noch seinen 26. Geburtstag feiert, hat mit seinem zweiten Dreierpack der Saison am vergangenen Montag beim 4:0 der Kölner in Fürth sein persönliches Torkonto auf 20 aufgestockt. Mit 13 Treffern ist der bullige Angreifer zudem erfolgreichster Zweitliga-Schütze der Rückrunde und hinter Teamkollege Simon Terodde (28 Treffer) Zweiter der Torjägerliste.
Damit haben zum ersten Mal in der Geschichte der eingleisigen Zweiten Liga zwei Spieler aus einem Club mindestens 20 Tore erzielt. 48 Tore und damit mehr als die Hälfte aller FC-Treffer gehen auf das Konto des Duos. Zum Vergleich: In seinem ersten Jahr in Köln traf der 17-Millionen-Euro Transfer in 18 Bundesligapartien nicht ein einziges Mal. In positiver Erinnerung blieb allein sein spektakulärer Führungstreffer beim 1:3 in der Europa League bei Arsenal London.
Holpriger Start im Unterhaus
Bei all der Euphorie um Cordoba wird vergessen, dass auch die Hinrunde in der 2. Liga für den Südamerikaner lange nicht rund lief. Nach zwei Startelfeinsätzen zu Beginn kam er nur zu zehn Kurzeinsätzen als Einwechselspieler. Ganze zwei Tore standen für ihn zu Buche, ehe mit der Umstellung auf zwei Spitzen beim 8:1 gegen Dresden der Knoten platzte.
Es ist wahrscheinlich die größte Tat des entlassenen Trainers Markus Anfang, Cordoba bei Laune zu halten und ihn letztlich mit so viel Selbstvertrauen auszustatten, dass der Stürmer zum besten Kölner dieser Saison reifen konnte. Zur Krönung wird Cordoba in diesem Jahr auch noch zum ersten Mal Vater – als Papa in die Bundesliga. Das Jahr 2019 wird der Kolumbianer so schnell nicht vergessen.
Anfangs Leistung bei Cordoba zeigt einmal mehr, wie wichtig der Umgang von Trainern mit der sensiblen Natur von Torjägern ist. Ein weiteres gutes Beispiel ist die Zusammenarbeit zwischen Peter Stöger und Anthony Modeste. Der Österreicher kitzelte als FC-Coach 25 Tore und damit einen großen Anteil der Europa League-Qualifikation aus der französischen Diva heraus.
Schwieriger Spagat mit Modeste und Cordoba
Wer auch immer auf Anfang und die aktuelle Interimslösung André Pawlak folgt, er wird Cordoba und Modeste richtig anfassen müssen. Zumal der Franzose seit seiner Rückkehr zu seinem Herzensverein eine eher untergeordnete Rolle spielt. Es passte ins Bild, dass der 31-Jährige am Montag als einer der wenigen FC-Profis den Aufstieg nicht vor Ort in Fürth mit der ganzen Mannschaft feiern konnte. Aufgrund seiner aktuellen Verletzung trainierte er individuell in Köln und verzichtete auf das Risiko, das eine mehrstündige Autofahrt ins Frankenland mit sich gebracht hätte.
Die Besetzung des Trainerpostens beim FC bietet aktuell natürlich reichlich Stoff für Spekulationen. Zumal Sportchef Armin Veh gegenüber dem Internetportal „Geissblog“ äußerte, dass in Kürze erst ein neuer Trainer und danach neue Spieler vermeldet werden. Als aussichtsreichste Kandidaten halten sich in der Gerüchteküche der Noch-Gladbacher Dieter Hecking (54) und Achim Beierlorzer. Der 51-Jährige kann sich am Sonntag als Regensburger Coach bei der Meisterfeier der Kölner im mit 50000 Zuschauern ausverkauften Rheinenergiestadion ein eigenes Bild von der Atmosphäre rund um den FC machen kann.