Köln – Es ist ja immer so eine Sache mit bloßen Zahlen im Sport. Unter dem Strich stand am Sonntagabend zwar das achte verlorene Spiel in Folge, das der 1. FC Köln im Duell mit der TSG Hoffenheim hinnehmen musste. Doch sagte dieses 0:1 nur bedingt etwas aus über den Weg, der sich hinter einer Niederlage verbergen kann. Natürlich war der ehrgeizige Fußballlehrer Steffen Baumgart „schon ein bisschen enttäuscht“ darüber, dass es einmal mehr nicht gelungen war, die schwarze Serie gegen den Angstgegner zu durchbrechen. Seine Mannschaft hatte schließlich „eine ganze Menge richtig gemacht“, wie der Offensiv-Liebhaber an der Kölner Seitenlinie nach chancenreichen 90 Minuten in Müngersdorf zufrieden festhielt.
Eine Szene machte am Ende den Unterschied
Bedeutsamer als das reine Ergebnis war für Baumgart jedoch die Tatsache, dass auch dieses Bundesligaspiel einen Reifeprozess erkennen ließ. Denn anders als in der Hinrunde, in der die Geißböcke mit dem 0:5 im Kraichgau noch ihre höchste Saisonpleite kassiert hatten, waren sie rund fünf Monate später nah dran gewesen an etwas Zählbarem. „Wir sehen uns nicht auf Augenhöhe mit Hoffenheim“, ordnete Baumgart nach dem Schlusspfiff die Kräfteverhältnisse gegenüber dem Champions-League-Aspiranten ein. „Wir sind aber in der Lage, in einem guten Spiel Punkte gegen sie zu holen. Heute wäre es möglich gewesen.“
Am Ende hatte eine einzige Szene den Unterschied ausgemacht. Es lief die 61. Spielminute, als Kölns österreichischer Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic auf Kosten seiner vierten Gelben Karte an der Seitenlinie ein taktisches Foul zog. Was dann passierte, stellte laut Baumgart zwar keine Überraschung dar für die Kölner. Doch konnten sie andererseits auch nicht verhindern, dass die TSG einen ihrer bevorzugt kurz ausgeführten Freistöße nutzte, um zum Siegtor zu gelangen.
Kessler macht Hector keinen Druck
1 Punkt aus drei Spielen – so lautet die magere Bilanz des 1. FC Köln in dieser Saison, wenn Jonas Hector (Foto) nicht zur Verfügung steht. Bei der 0:1-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim war der Kapitän nach Club-Angaben aus „privaten Gründen“ unpässlich. Während Trainer Steffen Baumgart direkt nach dem Spiel mit einer raschen Rückkehr des 31-jährigen Routiniers gerechnet hatte („Jonas wird am Mittwoch ganz normal wieder bei uns sein“), klang Thomas Kessler am Tag danach zurückhaltender, was einen Einsatz Hectors bei Bayer 04 Leverkusen angeht. „Jeder Mitarbeiter und Spieler hat in Situationen, die wichtiger sind als Fußball, immer die Möglichkeit, zu uns zu kommen und offen darüber zu sprechen“, betonte der FC-Lizenzspielerleiter. „Wir würden uns wünschen, dass Jonas diese Woche wieder trainieren kann und zum Nachbarschaftsduell am Wochenende dann auch wieder einsatzbereit ist. Das liegt aber allein im Ermessensspielraum von Jonas.“ Zugleich unterstrich Kessler den sportlichen Wert Hectors: „Jonas ist unser Kapitän und einer der wichtigsten Spieler der letzten zehn Jahre. Seinen Ausfall können wir nie zu 100 Prozent kompensieren.“ (tca)
Der überragende David Raum zirkelte das Spielgerät an den Fünfmeterraum, wo Stefan Posch sich hochschraubte, das Kopfballduell gegen Innenverteidiger Luca Kilian gewann und unhaltbar für Marvin Schwäbe einköpfte. „Wir wussten, dass durch den Freistoß genau so eine Situation passieren kann“, hatte Steffen Baumgart das Unheil gewissermaßen kommen sehen. „Wir wussten auch, dass der Freistoß auf den zweiten Pfosten geht. Und trotzdem hat in der Situation alles gepasst.“
Was wiederum ein beeindruckender Nachweis war für die Qualitäten des jungen Nationalspielers David Raum, der bereits in der 46. Minute Ihlas Bebous Kopfball-Großchance mit einer maßgeschneiderten Hereingabe eingeleitet hatte. Raum verfüge über das Können, „genau auf den Punkt“ zu servieren. Seine Flanken seien „die besten, die wir in der Bundesliga haben“, zeigte sich Baumgart beeindruckt.
Benno Schmitz hatten die Vorstöße des offensivstarken Hoffenheimer Linksverteidigers schwer beschäftigt. „David Raum lebt auch von seiner Mannschaft, weil er immer wieder freigespielt wird und dann mit sehr hoher Geschwindigkeit nach vorne kommt“, analysierte der FC-Trainer das brandgefährliche Flügelspiel des neuen Tabellenvierten.
Eine hochspannende Partie bis zum Ende
Dieser hatte den Gastgebern mit Ausnahme von Anthony Modestes freier Einschusschance (41.) über weite Strecken kaum zwingende Möglichkeiten gestattet. Was auch damit zusammenhing, dass sich die technisch versierten Hoffenheimer zumeist spielerisch aus den Kölner Attacken befreien konnten. „Die TSG ist immer in der Lage, egal wie intensiv du presst, egal wie hoch und mit wie viel Intensität du anläufst, eine Qualität auf den Platz zu haben, die dich in Schwierigkeiten bringt“, resümierte Steffen Baumgart. In der Folge lagen die großen Szenen zunächst fast ausschließlich bei den Gästen, die allein in Person des glücklosen Stürmers Ihlas Bebou (20., 25., 37., 46.) frühzeitig hätten davonziehen können. Stattdessen blieb die Partie bis zum finalen Kölner Sturmlauf mit Ausgleichschancen von Modeste (77., 84.) sowie der eingewechselten Sebastian Andersson (89.) und Tim Lemperle (90.+1) hochspannend.
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„Meine Jungs haben alles rausgehauen“, befand Steffen Baumgart, dessen Elf auch vom Sieger Anerkennung erfuhr: „Diese Mannschaft gibt definitiv nicht auf, rennt weiter an, haut die Flanken rein und bedient ihre Kopfballspieler“, lobte TSG-Coach Sebastian Hoeneß die beachtliche Moral des FC und sprach von einem „wie erwartet ganz harten Stück Arbeit gegen eine Mannschaft, die richtig gut unterwegs ist“.
Nichtsdestotrotz bedeutete die dritte Heimniederlage einen Rückschlag für die leisen Europapokal-Hoffnungen der Kölner, die es am Sonntag bei Bayer 04 Leverkusen sowie am 20. März gegen Borussia Dortmund mit zwei weiteren Schwergewichten zu tun bekommen. „Wir haben in den nächsten Wochen einige taffe Spiele“, weiß der erneut hervorragende Mittelfeld-Abräumer Salih Özcan, dass Aufwand und Ertrag vorerst auseinanderdriften könnten.
Anderseits verfügt der FC mittlerweile über ein derart gefestigtes Gefüge, das nach einer Niederlage nicht gleich die Überzeugung und das Vertrauen in die eigene Stärke verliert. Dieses neue Kölner Selbstverständnis spiegelte sich auch in den Worten von Torjäger Anthony Modeste wider, der den aktuellen Herausforderungen zum Trotz mutig ankündigte: „Wir wollen die nächsten Spiele gewinnen. Und wir werden dran bleiben.“