Gelsenkirchen – Der 1. FC Köln kann sich auf seinen Nachwuchs verlassen. Als es für die Geißböcke eigentlich nur noch darum ging, einen Punkt im Kellerduell der Fußball-Bundesliga beim FC Schalke 04 über die Zeit zu bringen, sorgte Jan Thielmann doch für den erhofften Befreiungsschlag. Der 18-Jährige erzielte in der dritten Minute der Nachspielzeit den umjubelten 2:1 (1:0)-Siegtreffer, der Trainer Markus Gisdol und seinem Team etwas Luft am Tabellenende verschafft hat. Der FC vergrößerte zum Abschluss der Hinrunde seinen Vorsprung auf die beiden direkten Abstiegsplätze auf acht Punkte. Das sind mehr als Mainz und Schalke in der gesamten Hinrunde gesammelt haben. „Das war kein schönes Fußballspiel, aber so ist der Abstiegskampf. Für unsere Köpfe war dieser Sieg sehr wichtig“, sagte FC-Spieler Marius Wolf.
Weder Schalke-Coach Christian Gross noch Markus Gisdol sahen nach zuletzt wenig berauschenden Leistungen eine Veranlassung etwas an ihrer Startelf zu ändern. Die Knappen hatten 1:3 in Frankfurt verloren, der FC sich zu einem 0:0 gegen die kriselnde Hertha gezittert. Schon vor Spielbeginn war zudem klar, dass Klaas Jan Huntelaar die Kölner nicht würde ärgern können. Der erst am Dienstag von Ajax Amsterdam zurückgeholte 37-jährige Torjäger musste mit Wadenproblemen passen und nutzte die Zeit zu einem ausführlichen Gespräch mit FC-Geschäftsführer Horst Heldt. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen Tagen auf Schalke.
Angst vor Fehlern regiert das Spiel auf beiden Seiten
Es waren bessere Zeiten für die Königsblauen. Anstelle von DFB-Pokalsieg und Champions League geht es im Januar 2021 für die Schalker nämlich ums nackte Überleben. Und es war schnell zu erkennen, dass in der Veltins Arena das Liga-Schlusslicht den Drittletzten empfing. Die Angst vor Fehlern regierte. Die Kölner begannen sogar so zögerlich und fahrig, dass Schalke durch Suat Serdar (4.) in Führung hätte gehen können. Der FC brachte nach vorne bis zur 17. Minute keinen Ball an den Mitspieler. Erst über Standards fanden die Geißböcke Zugang. Ondrej Duda prüfte per Freistoß Schalke-Keeper Ralf Fährmann (24.), der nach einer Ecke von Sava Cestic dann so angegangen wurde, dass der Treffer von Rafael Czichos nicht zählte (29.).
Einen Eckball später durfte der FC-Innenverteidiger aber jubeln, als eine scharfe Drexler-Hereingabe per Kopf verwandelte (31.). Nach 516 Minuten war die Kölner Torflaute mit dem siebten Saisontreffer nach einem Standard Geschichte. Kingsley Ehizibue hätte sogar erhöhen können, geriet nach Doppelpass mit Dominick Drexler aber zu dicht an Fährmann (37.). Die FC-Führung war verdient, stand aber auf tönernen Füßen. Noch vor dem Halbzeitpfiff musste Timo Horn einen Schuss seines Ex-Kollegen Mark Uth parieren (45.).
Torschütze Czichos musste mit muskulären Problemen im Oberschenkel in der Kabine bleiben. Das tat dem Kölner Defensivspiel gar nicht gut. Nachdem Schalkes Ozan Kabak eine Flanke von Marius Wolf noch an den eigenen Pfosten gesetzt hatte (54.), stellte die FC-Defensive die Arbeit ein. Duda setzte eine Fehlerkette über Jonas Hector und Sava Cestic in Gang, an dessen Ende der 19-Jährige Matthew Hoppe sein fünftes Tor im dritten Bundesliga-Spiel markierte (57.). Jetzt hatten die Kölner die Badehosen an und schwammen in ihrer Hälfte eine Viertelstunde lang. Ihr Glück war es, dass die Schalker das nicht auszunutzen wussten.
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Erst als Gisdol endlich den defensiv indisponierten Ehizibue vom Platz nahm (72.), stabilisierten sich die Kölner wieder. Und dann kam in der dritten Minute der Nachspielzeit der Befreiungsschlag durch den erst sechs Minuten zuvor eingewechselten Jan Thielmann. „Ich weiß nicht mehr von wo und wie ich den Ball geschossen habe, aber es war sicher das bisher wichtigste Tor meiner Karriere“, sagte der Matchwinner zu seinem zweiten Bundesliga-Tor.
Schalke 04: Fährmann; Becker, Kabak, Nastasic (71. Mascarell), Kolasinac (71. Oczipka); Stambouli, Serdar; Raman (71. Boujellab), Harit; Uth, Hoppe. - 1. FC Köln: T. Horn; Cestic, Bornauw, Czichos (46. Katterbach); Ehizibue (72. Rexhbecaj), Skhiri, Hector (81. Özcan), J. Horn; Duda (87. Thielmann), Drexler (87. Arokodare), Wolf. - SR.: Siebert (Berlin). - Tore: 0:1 Czichos (31.), 1:1 Hoppe (57.), 1:2 Thielmann (90.+3). - Gelbe Karten: Stambouli, Boujellab; J. Horn.