1. FC KölnMarkus Gisdol sieht den Druck im Kellerduell bei Schalke 04
Köln – Markus Gisdol ist im Abstiegskampf hinlänglich erprobt. Der Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln weiß um die Bedeutung und Wirkung psychologischer Kniffe, auf die gerne im Vorfeld besonders wichtiger Spiele zurückgegriffen wird. Vor dem ultimativen Kellerduell bei Schlusslicht FC Schalke 04 (Mittwoch, 18.30 Uhr, Sky) sah der Coach des Tabellensechzehnten den Zeitpunkt gekommen, um selbst einen jener Tricks anzuwenden. Dafür wies er am Montag auf der virtuellen Pressekonferenz zunächst auf die tabellarisch noch brisantere Lage des Gegners hin, der vor dem letzten Hinrunden-Spieltag fünf Zähler weniger als die Geißböcke vorweisen kann.
„Schalke hat meinem Empfinden nach etwas mehr Druck, das Spiel gewinnen zu müssen“, erklärte Gisdol, um anschließend die Chance seines eigenen Teams hervorzuheben: „Wir können in diesem Spiel vieles geraderücken.“
Gisdol: Schalke wird zu wohlwollend betrachtet
Damit war der Schwabe allerdings noch nicht fertig. Zugleich merkte er kritisch an, dass die sportliche Situation der Königsblauen zu wohlwollend bewertet werde. „Schalke hat den Vorteil, dass sie viel positiver dargestellt werden als manch anderer Club, der hinten drin steht“, antwortete Gisdol auf die Frage, ob sich der Tabellenletzte nach der Amtsübernahme von Christian Gross stabilisiert habe. „Sie haben von den letzten drei Spielen eins gewonnen und zwei verloren. Stattdessen wird es so transportiert, als ob sie alle Spiele gewonnen hätten. Da kommen mir andere Clubs zu schlecht weg.“
Horst Heldt pflichtete seinem Trainer bei: „Gut geantwortet“, befand der Kölner Sportchef. Er selbst wollte sich zum fast beispiellosen Absturz seines Ex-Clubs nicht äußern: „Man liest viel und kriegt viel mit. Aber es steht mir nicht zu, dazu etwas zu sagen“, meinte Heldt, der von 2010 bis 2016 auf Schalke als Manager gearbeitet hat. Zwar werfe der 51-Jährige „immer ein besonderes Auge auf die Vereine, in denen ich selbst tätig gewesen bin. Doch Schalke ist ein direkter Konkurrent im Abstiegskampf. Und unsere Aufgabe besteht darin, den 1. FC Köln in der Liga zu halten. Darauf liegt der ganze Fokus“. Markus Gisdol hat vor seiner Rückkehr nach Gelsenkirchen ebenfalls keinen Sinn für Sentimentalitäten: „Es ist kein Spiel wie jedes andere, wenn man zu einem Club zurückkommt. Aber das blendet man aus, speziell in solchen Momenten“, betonte der frühere Schalker Co-Trainer.
Keine Balance zwischen Offensive und Defensive
Vielmehr beschäftigt Gisdol die Frage, wie die auch beim jüngsten 0:0 gegen Hertha BSC Berlin zutage getretene fehlende Balance im Kölner Spiel zwischen Defensive und Offensiv ausgeglichen werden kann. „Wenn der Fokus stark auf das Verteidigen gerichtet ist, geht das zu Lasten der Umschaltbewegungen“, weiß der FC-Coach, der diesen Kompromiss nach dem Debakel in Freiburg bewusst in Kauf genommen hatte. „Der Fokus lag darauf, dass wir defensiv wieder stabil sind. Denn wenn man zu Null spielt, hat man immer mindestens einen Punkt.“ Die gleiche Ausrichtung strebt Gisdol auch auf Schalke an: „Wir wollen und müssen punkten. Das kann uns gut gelingen, wenn wir eine stabile Defensive stellen. Das ist die Basis. Darauf aufbauend müssen wir unser Offensivspiel verbessern.“
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Die dafür benötigte Verstärkung ist auch zwei Wochen vor Schließung des Winter-Transferfensters noch nicht in Sicht. „Es gibt momentan nichts Neues“, verriet Horst Heldt. Die jüngsten Vertragsauflösungen mit den Großverdienern Christian Clemens (SV Darmstadt 98) und Frederik Sörensen (steht italienischen Medienberichten zufolge vor einem Wechsel zu Zweitligist Pescara Calcio) haben den finanziellen Spielraum laut dem Kölner Sportchef kaum verbessert: „Die Abgänge haben nicht großartig dazu beigetragen, dass wir in der Lage sind, jetzt automatisch nachzulegen.“