- Zum Ende von Uli Hoeneß' Karriere beim FC Bayern München bekommt das Lebenswerk des Bayern-Präsidenten einige Risse.
- Die Debatte rund um den Stammplatz im Tor der DFB-Elf hat Hoeneß geschadet. Bayern-Spieler widersprachen ihm.
- Nun wirke der Bayern-Präsident eher wie ein trotziger Teeanger. Ein Kommentar.
München – Früher einmal war Uli Hoeneß ein mächtiger Mann, dessen Wort in der ganzen Republik Gewicht hatte. Er war eine polarisierende Persönlichkeit, die den FC Bayern erst zu jener Größe führte, die ihm heute weltweit Respekt, ja, Bewunderung einbringt. Er hat einen finanzstarken Giganten erschaffen, den mitgliederstärksten Sportverein des Planeten. Keine Frage, das wird bleiben von Hoeneß, der Mitte November von einer weiteren Kandidatur als Präsident absieht und sich gleichzeitig vom Vorsitz des Aufsichtsrats zurückzieht.
Hoeneß' Seele ist aus dem Gleichgewicht geraten
Der Metzgersohn aus Ulm ist Herz und Seele und Lunge der Bayern zugleich. Der Gemütsmensch mit der Gutsherrenmentalität prägt den Verein. Zuletzt jedoch ist seine Seele aus dem Gleichgewicht geraten. Er war ja nach seinem Steuerbetrug zurückgekehrt aus dem Gefängnis und seit 2016 wieder als Präsident im Club. Von dem heftigen Gegenwind bei der jüngsten Mitgliederversammlung wurde er überrascht und tief getroffen.
Ebenfalls verwundert haben muss ihn die Gegenstimme aus den Reihen seiner Schäfchen, die er bedingungslos schützt. Joshua Kimmich konnte sich in der Torwartdiskussion um Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen nicht mit der unerfreulichen Aussage Hoeneß' anfreunden, der den Barca-Torhüter „in die Ecke“ stellen wollte. Kimmich findet nämlich, Marc-André habe „nichts Schlimmes“ gesagt. Und hat recht damit.
Hoeneß – der trotzige Teenager
Hoeneß' polemische Einlassungen haben auch immer etwas Putziges, wenn er sich etwas von Journalistenverschwörungen im Westen zusammenreimt. Gerade erst hat er sich ja dazu entschlossen, keine Spieler mehr für die Nationalmannschaft abzustellen, sollte ter Stegen statt Neuer die Nummer 1 im deutschen Tor werden. Vermutlich wollte er nur mal wieder das letzte Wort haben wie ein trotziger Teenager, dem die Mutter den Discobesuch verweigert. Ob er schlicht nicht wusste, dass es laut Regelwerk nicht gestattet ist, Clubspieler vom Länderspielbetrieb fernzuhalten, ist nicht geklärt.
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Fest steht aber: Hoeneß hat sich zu einem Ritter von der traurigen Gestalt entwickelt. Ernst zu nehmen ist er in dieser Verfassung jedenfalls nicht mehr. Und es wäre ihm angeraten, seinem ohnehin angekratzten Lebenswerk nicht noch tiefere Risse hinzuzufügen. Indem er seinen Gedanken zu oft mündlich Ausdruck verleiht.
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