Sadio Mané verlässt den FC Bayern und wird zukünftig in Saudi-Arabien spielen. Wie so viele andere Topstars. Jürgen Klopp beunruhigt diese Entwicklung. Auch Pep Guardiola warnt – während Thomas Tuchel staunt. Der Angriff Saudi-Arabiens auf den Weltfußball beunruhigt Europas Großklubs.
Nach Mané-TransferReiche zittern vor Reicheren: Europas Topklubs und die Saudi-Bedrohung
Jürgen Klopp trug tiefe Sorgenfalten auf der Stirn. Jahrelang fühlten sich der Teammanager des FC Liverpool und seine Artgenossen der englischen Großklubs pudelwohl an der Spitze der Nahrungskette. Nun erschüttert der Frontalangriff Saudi-Arabiens auf den Weltfußball aber auch die bislang finanzstärksten Player. „Der saudische Einfluss ist massiv. Ich weiß nicht, wo das hinführt“, sagte Klopp: „Aber wir müssen wohl lernen, damit zu leben.“
Wie Klopp, der seine Bedenken auf der lukrativen Promo-Reise der Reds in Singapur formulierte, treibt das geradezu obszöne Wettbieten der Saudis um Stars die Verantwortlichen der Topklubs quer durch Europa um. Ob in Premier League, LaLiga, Serie A oder Bundesliga: Die Multimillionen-Offerten der Saudi Pro League werden zunehmend als bedrohlich empfunden.
„Sie werfen mit Geld um sich, dass einem schwindlig wird – das ist rational nicht mehr zu begründen“, sagte Borussia Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl dem kicker. Pep Guardiola, Teammanager von Manchester City, warnt: „Das wird noch mehr werden, und deshalb müssen wir vorsichtig sein.“
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England profitiert von Fußball-Macht Saudi-Arabien
Zur Wahrheit gehört aber auch: Solange Englands Topklubs von den locker sitzenden Petrodollar-Millionen profitierten, hatten vor allem sie gegen das Erwachen der Fußball-Macht Saudi-Arabiens wenig einzuwenden.
Ob Manchester United mit Cristiano Ronaldo, dessen Wechsel zu Al-Nasr den Exodus einleitete, ManCity (Riyad Mahrez), Liverpool (Jordan Henderson, Fabinho), Chelsea (Edouard Mendy, Kalidou Koulibaly) oder auch auf ganz perfide Weise das ohnehin einem Saudi-Konsortium gehörende Newcastle United: Sie wurden teure, altgediente Stars los und teilfinanzierten mit den so erworbenen Freiräumen die eigenen finanziellen Auswüchse.
Auch der FC Bayern kann sich eigentlich nicht über die Spendierfreude der Saudis beklagen: Er stieß das Missverständnis Sadio Mane deutlich über Marktwert an Ronaldo-Klub Al-Nassr ab. Dennoch sagt Trainer Thomas Tuchel kopfschüttelnd: „Das ist ähnlich wie damals, als China seine Liga begonnen hat, eine Goldrauschstimmung.“
Wobei Tuchel allerdings irrt: Während Chinas Regierung den Kaufrausch der Vereine mit Blick auf die eigene Nationalelf durch Luxussteuer und strikte Ausländerbeschränkung einbremste und damit die Liga letztlich killte, gehört in Saudi-Arabien das Fußballprojekt zur Räson eines Staates, der in den vergangenen zwei Jahren rund sechs Milliarden Euro und damit das Bruttoinlandsprodukt Montenegros in „Sportswashing“ investiert hat.
Saudi-Arabien baggert – noch – vergeblich junge Talente an
Und deshalb gibt sich Saudi-Arabien nicht mit prominenten Fußball-Veteranen zufrieden, sondern baggert auch an jungen Topstars wie Kylian Mbappe (PSG) und Victor Osimhem (Neapel). Bislang vergebens: Denn solange viele Fragen nicht geklärt sind (Wie wirkt sich ein Wechsel auf die Nationalteam-Karriere aus? Auf Sponsoren? Auf die TV-Präsenz in Europa?), scheuen Mittzwanziger die unbedingte Entscheidung pro pecunia.
Doch vor allem Englands Klubs wähnen sich ihrer Vormachtstellung nicht mehr sicher. „Das Schlimmste ist, dass Saudi-Arabiens Transferfenster drei Wochen länger offen ist als unseres“, sagt Klopp. Heißt: Abgänge nach dem 1. September könnten Liverpool und Co. nicht mehr adäquat ersetzen.
Die Lösung wäre simpel: Nach dem 1. September keine Spieler mit Vertrag mehr ziehen lassen. Doch wenn ein Spieler dem Lockruf des Geldes unbedingt folgen will, ist er nur schwer zu halten. Ein System, dass die Premier-League-Klubs selbst über Jahre genutzt haben.
Und generell werden die saudischen Fantasie-Summen das Weltgeschäft teurer machen. Ob Ablösesummen oder Vertragsverlängerungen: Auch die Bundesligisten werden tiefer in die Taschen greifen müssen. „Das verändert den Markt“, sagt Kehl, „und macht es uns noch schwerer zu agieren.“ (SID)