Selbst Victor Bonifaces letzter Auftritt am Samstag versprühte noch Glanz. Der 22-jährige Angreifer von Bayer 04 Leverkusen verließ die Katakomben der BayArena lässig und schweigsam in einem modischen, blau-schwarzen Zweiteiler. Ein extravaganter Aufzug, aber der Mann kann so etwas tragen. Denn die Mode passt zu seinem Spiel. Außergewöhnlich, spektakulär unterhaltend und deshalb in der Summe eine Attraktion. Der Neuzugang aus dem belgischen Saint Gilloise steuerte zwei Treffer und eine Vorlage zum letztlich souveränen 5:1 (1:1)-Heimsieg der Werkself gegen Aufsteiger SV Darmstadt 98 bei und erhöhte sein Torkonto in der noch jungen, neuen Saison der Fußball-Bundesliga auf vier.

Für das Team von Trainer Xabi Alonso war es der dritte Sieg im dritten Spiel. Bayer eroberte mit der Maximalausbeute von neun Zählern die Tabellenspitze und bestätige zwei Wochen vor dem Topspiel beim punktgleichen Meister FC Bayern München all jene, die davon ausgehen, dass Leverkusen in dieser Saison bei der Vergabe von Titeln ein gewichtiges Wort mitreden wird. In der vergangenen Saison hatte der Werksclub noch elf Spieltage benötigt, um auf neun Punkte zu kommen.

„Das größte Lob gebührt dem Trainer und meinen Mitspielern. Die Art, wie wir spielen, gibt mir die Chance Tore zu schießen und wir spielen, als würden wir uns schon sehr lange kennen“, erklärte Boniface. Als Lohn für seine nächste Gala nach dem Doppelpack beim 3:0 in Gladbach erhielt der Stürmer erstmals eine Einladung zur nigerianischen Nationalmannschaft. „Ich habe gut trainiert, das hilft mir das Selbstvertrauen zu haben, das ein Stürmer im Strafraum braucht“, führte er weiter aus.

Beim 1:0 nach einem kuriosen Zusammenprall der Darmstädter Fabian Nürnberger und Fabian Holland tief in der Leverkusener Hälfte, ließ sich Boniface nicht beirren, zog aus der eigenen Hälfte los und spielte zwei Gegenspieler aus, um am Ende SV-Keeper Marcel Schuhen mit einem eleganten Lupfer (21.) zu überwinden. Das 3:1 erzielte er nach einem genialen Steckpass von Florian Wirtz mit Wucht, Beweglichkeit, Tempo und Technik (61.). Eine Kombination aus fußballerischen Eigenschaften, die es auf diesem Niveau wahrlich selten zu bewundern gibt.

Geschlossene Spielanlage als Basis des Erfolgs

„Victor ist ein bodenständiger Junge, der Hunger auf Tore und Hunger auf Erfolg hat. Es ist gut für das Team ,so jemanden vorne zu haben. Er macht die Mannschaft und sich selber besser“, adelte Granit Xhaka als Denker und Lenker des Leverkusener Spiels seinen Kollegen. Auch Bayer-Sportchef Simon Rolfes hob Bonifaces Wert für das Kollektiv hervor: „Victor hatte einen Super-Enstieg. Er profitiert vom guten Miteinander und wird gut eingesetzt. Genauso wichtig wie seine Tore ist sein Wille, als Neuner die Bälle zu halten. Das hilft allen.“

Womit Rolfes bei dem Thema angekommen war, das für ihn Hauptfaktor des aktuellen Erfolgs ist: „Die Mannschaft spielt zusammen, gibt sich gegenseitig viele Möglichkeiten und Räume. Unsere geschlossene Spielanlage mit mehr Ballbesitz und mehr Kontrolle ist die Basis, denn gute Spieler allein helfen nicht.“ Boniface ist ein Puzzlestück, Xhaka ein anderes und so zieht es sich durch den ganzen Kader über die erste Elf hinaus. „Jeder weiß auf dem Platz, was er machen muss und wir werden immer wieder gut eingestellt“, sagte der Schweizer Xhaka.

So war es möglich, die in der ersten Hälfte wacker verteidigenden Darmstädter durch die weiteren Treffer von Exequiel Palacios (49.), Jonas Hofmann (67.) und Adam Hlozek am Ende deutlich in die Schranken zu weisen. „Wir mussten, dass Darmstadt es nicht über 90 Minuten durchhalten kann. Wir haben in der zweiten Hälfte geduldiger gespielt und die Lücken gefunden. Wir haben die richtigen Spieler und sind auf einem guten Weg“, meinte Xhaka.

Ein Weg, auf dem nach der Länderspielpause als nächster Gegner in der Bundesliga der FC Bayern wartet. „Wir haben Respekt, aber keine Angst vor den Bayern. Wir gehen befreit nach München und wollen punkten“, schaute Granit Xhaka nach vorne. Teamkollege Jonathan Tah formulierte Bayers hohe Ansprüche noch etwas forscher: „Wir sind sehr gefestigt, fahren mit Selbstvertrauen nach München und dürfen es auch haben. Wir wollen dieses Spiel gewinnen.“