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Pavel Dotchev vor seinem Rekordspiel„Die Viktoria ist mir sehr ans Herz gewachsen“

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Trainer Pavel Dotchev 2

Trainer Pavel Dotchev

  1. Viktoria Kölns Trainer Pavel Dotchev kann am Samstag gegen Preußen Münster einen Rekord aufstellen.
  2. Vor dem Rekordspiel sprach er über seine Anfänge als Trainer und den Wandel des Fußballs.
  3. Und er redet über seine Zukunft als Trainer bei Viktoria Köln.

Köln – Viktoria Kölns Fußballlehrer Pavel Dotchev zieht am Samstag (14 Uhr, Sportpark Höhenberg) im Heimspiel gegen Preußen Münster mit dann 237 Einsätzen an der Seitenlinie mit Drittliga-Rekordtrainer Peter Vollmann gleich. Tobias Carspecken sprach mit dem gebürtigen Bulgaren über die Bedeutung dieser Zahl und den Weg dorthin.

Herr Dotchev, erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Spiel als Trainer?

(überlegt) Um ehrlich zu sein, so spontan: nein.

Es war ein 5:0 mit dem SC Paderborn gegen Borussia Dortmund II in der Regionalliga Nord am 1. März 2003.

Mensch, das ist schon so lange her.

Sie sind damals während der Saison vom Spielfeld auf den Trainerstuhl gewechselt. Wie ist es dazu gekommen?

Nachdem Trainer Uwe Erkenbrecher freigestellt worden war, hat der damalige Paderborner Präsident und Macher Wilfried Finke zunächst die Idee entwickelt, mich als Kapitän zum Spielertrainer zu machen. Doch ich wollte das nicht.

Warum nicht?

Ich habe Herrn Finke gesagt: Wenn ich das mache, dann mache ich es richtig – oder gar nicht. Herr Finke hatte Angst, mit mir einen guten Spieler zu verlieren und mich gleichzeitig zu einem noch unerfahrenen Trainer zu machen.

Wollten Sie schon immer Trainer werden?

Ja, dieses Ziel hatte ich bereits während meiner aktiven Karriere. Ich habe sehr lange Fußball gespielt, dadurch zahlreiche Erfahrungen gesammelt und früh das Gefühl entwickelt, auch ein guter Trainer sein zu können. Ich habe schon als Spieler vieles hinterfragt.

Welchen Wandel hat der Fußball in der Zwischenzeit vollzogen?

Der Fußball hat sich enorm verändert und ist mit früher nicht mehr zu vergleichen. Die Ligen sind stärker und professioneller geworden. Die medizinische Versorgung wurde optimiert, technische Hilfsmittel wurden geschaffen. Und auch die Rolle der Fans ist eine andere, weil sie speziell durch das Internet Meinungen austauschen und Einfluss nehmen können.

Gehen Sie mit Spielern heutzutage anders um als früher?

Ich bin der Meinung, dass die Spieler in ihren Herzen gleich geblieben sind. Es hält mich jung, mit jungen Leuten zu arbeiten. Ich bin anspruchsvoll, habe aber gleichzeitig ein offenes Ohr für meine Spieler und kann mich gut in sie hineinversetzen.

Ist Ihnen die kurze Haltbarkeitsdauer von Trainern ein Dorn im Auge?

Ja, das ist so. Leider Gottes werden die Trainer heutzutage in vielen Fällen sehr schnell geopfert, wenn der sportliche Erfolg nicht da ist. Ich selbst versuche immer, Erklärungen zu finden, schaffe das aber nicht immer.

Was bedeutet es Ihnen, neuer Rekordtrainer der 3. Liga zu sein?

Gerade wenn wir über die Kurzlebigkeit von Trainern sprechen, freut mich dieser persönliche Rekord umso mehr. Ich sehe ihn als Bestätigung für meine gute Arbeit. Es ist ein Privileg, dass ich einen der 60 besten Vereinstrainerjobs im deutschen Profifußball habe. Darauf bin ich stolz.

Wie unterscheidet sich die Viktoria von Ihren vorherigen Clubs?

Andere Vereine verfügen sicherlich über eine größere Fan-Wucht. Dafür hat die Viktoria ein sehr familiäres Herz, das ist eines unserer Markenzeichen. Wenn ich nachmittags aus meiner Trainerkabine raus auf den Kunstrasenplatz schaue und sehe, wie viele Kinder dort herumrennen, dann macht mich das glücklich. Hier herrscht eine große Begeisterung. Die Viktoria ist mir in kurzer Zeit sehr ans Herz gewachsen.

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Mit welchen Gefühlen gehen Sie am Samstag in Ihr Rekordspiel gegen Ihren Ex-Club Preußen Münster?

Es geht da nicht um mich und um meinen Rekord. Ich sehe das Spiel unter rein sportlichen Gesichtspunkten. Das ist ein Sechs-Punkte-Spiel gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Münster glaubt nach zwei Siegen in Folge wieder an sich. Das macht sie gefährlich.

Gibt es etwas, was Sie unbedingt noch erreichen wollen?

Früher habe ich als Trainer sicherlich mal von der Bundesliga geträumt. Inzwischen habe ich nicht mehr so viele große Träume. Ich will mit der Viktoria in dieser Saison die Klasse halten und die Mannschaft im kommenden Jahr zu einem Drittliga-Spitzenteam formen.

Wie lange wollen Sie als Trainer arbeiten?

So lange ich es gut mache und ich mich gesundheitlich dazu in der Lage fühle. Ich denke, noch vier, fünf Jahre.

Haben Sie schon Pläne für die Zeit danach?

Ich möchte dem Fußball verbunden bleiben, vielleicht als Sportdirektor. Was ich dann nicht mehr möchte, ist, jeden Tag auf dem Rasen zu stehen.